Joris ist in diesem Jahr mit seinem Debütalbum und der Single „Herz über Kopf“ durchgestartet. KIELerLEBEN-Redakteur Jan Lohmann sprach mit dem 26-Jährigen über gute Vorsätze, Musiker-Kommunen und unkontrolliertes Tanzen …
KIELerLEBEN: Was hast Du Dir für das Jahr 2016 vorgenommen?
Joris: Ich zweifele sehr viel, habe aber dieses Jahr gelernt, dass das Leben wunderschön ist – diese Einstellung möchte ich mir bewahren. Ich darf zum Beispiel auf tollen Festivals spielen und die Leute geben viel Liebe zurück. Danach kann ich mit einem Bier in der Hand andere tolle Künstler anschauen. Da fällt es nicht schwer, das Leben zu genießen.
Es soll also so bleiben wie im letzten Jahr?
Ja, und für mich ist es vor allem wichtig, dass ich reflektiere, was ich da machen darf. Dass ich weiß: Das hast Du Dir immer gewünscht, dafür musst Du dankbar sein. Wenn ich mal keinen Spaß mehr daran haben sollte, dann würde ich wohl auch etwas anderes machen.
Hast Du die Geschichte aus „Herz über Kopf“ wirklich erlebt?
Diese Hassliebe, die ich beschreibe, habe ich ein paar Jahre mit einer Dame geteilt. Im Song kommt die Zeile ‚die Augen treffen sich‘ vor – ich weiß genau, wie diese Augen aussehen. Es ist auch vieles übertragen, aber diese ursprüngliche Geschichte habe ich so erlebt.
Wie schreibst Du Deine Songs?
Das läuft unterschiedlich ab. Oft sitze ich nachts am Klavier und lasse die Finger darauf rumfliegen. Ich nehme das mit dem Handy auf, höre es mir am nächsten Morgen an und singe dazu auf Kauderwelsch-Englisch. Die meisten Sachen schmeiße ich weg, an einigen arbeite ich weiter. Es kommt aber auch vor, dass ich etwas Prägendes erlebe und dann direkt darüber schreibe.
Wie wichtig ist es Dir, dass Du eigene Songs spielst?
Ich finde das sehr wichtig. Man muss auf der Bühne immer wieder eine Überzeugung haben. Ich komme jeden Abend zu dem Punkt, dass ich meine eigenen Geschichten ein Stück weit wieder erlebe. Ein Song, den ich nur interpretiere, kann auch sehr stark für mich sein – zum Beispiel, wenn es ein Song ist, bei dem ich zum ersten Mal eine Frau geküsst habe oder so – dann werde ich damit auch Erinnerungen verbinden. Aber bei den meisten Songs ist das nicht so.
Du hast an der Popakademie in Mannheim studiert. Kann es auch hemmen, wenn man viel über Musik weiß?
Ich glaube, dass man sehr verkopft werden kann und dann das Intuitive verliert. Das ist aber kein Problem bei der Popakademie. Diese ist eher wie eine Kommune von Künstlern, die sich treffen und gemeinsam Musik machen. Ich fand es sehr inspirierend dort, es war eine wichtige Zeit für mich. Ich konnte andere Verrückte wie mich kennenlernen, die Tag und Nacht Musik machen wollen.
Es hat sich dadurch also nichts verändert?
Ich habe Musik genau so gemacht wie vorher auch – aus meinem Herzen heraus. Es schadet nie, sich mit Musik auseinanderzusetzen. Doch die Leute wollen gerne hören, dass man an Institutionen wie der Popakademie lernt, wie Kunst geht oder wie man ein Rockstar wird. Das ist kompletter Bullshit. Musik muss aus einem herauskommen. Ich muss sie jeden Tag wieder neu leben, wenn man das zu verkopft angeht, wird das niemals überzeugend und authentisch.
Was machst Du neben der Musik gerne?
Ich gehe zum Beispiel gerne tanzen, auch wenn ich kein besonders begnadeter Tänzer bin. Ich war nun aber lange nicht mehr außerhalb von Kontrolle Tanzen (blickt entschuldigend zu seiner Managerin). Es wird meistens auf mich aufgepasst, was sehr gut ist, weil ich damit sonst wohl im Internet landen würde (lacht).
Joris …
… ist in der Kleinstadt Vlotho in Nordrhein-Westfalen aufgewachsen. Er hat ab dem Alter von fünf Jahren Musik gemacht und nach dem Abitur in Berlin und Mannheim studiert. Im Jahr 2014 hat er sein erstes Album „Hoffnungslos Hoffnungsvoll“ und die Single „Herz über Kopf“ veröffentlicht.