Gestern spielte der deutsche Soul-Sänger Flo Mega auf der Rathausbühne und begeisterte seine Fans und Kieler-Woche-Besucher. Im absolut ehrlichen Interview sprach er mit KIELerLEBEN-Redakteur Jan Lohmann über sein Erfolgsdruck, Burnout und Schwarzfahren. Wer nicht dabei sein konnte, oder sich noch einmal erinnern möchte, findet die besten Impressionen in unserer Galerie.
KIELerLEBEN: Dein aktuelles Album trägt den Titel „Mann über Bord“. Hast du Verbindung zur Seefahrt?
Flo Mega: Ich komme von der Küste, bin mit Schiffen groß geworden, habe viel im Hafen abgehangen. Ich wollte ein Thema für das Album – und da nahm ich mir das Meer der Möglichkeiten. Ich habe mich für den Seemann entschieden, weil ich in der vergangenen Zeit ja auch das Steuer halten musste. Ich bin halt über Bord gegangen und auch wieder an Bord gekommen.
Apropos wieder an Bord kommen. Einer deiner neuen Songs heißt „Hinter dem Burnout“. Du hast also eine schwere Phase hinter dir?
Ja, das stimmt. Es geht vielen Leuten so. Das Internet ist schnell, aber das Leben nicht. Und dieses Internet-Tempo aufs Leben zu übertragen, ist unmöglich. Damit müssen die Menschen zurechtkommen. Dabei kann man schon mal ausbrennen.
Hat dich das Musikgeschäft heruntergerissen?
Ich glaube eher, dass es das ganze Blabla drum herum war. Und dass ich nach der Show nicht loslassen will, und das Hochgefühl nicht wegziehen lassen möchte. Der Unterschied zwischen den tollen, innigen Momenten, die ich auf der Bühne erlebe und der Ruhe nach dem Auftritt, ist schwer auszugleichen. Man greift dann schnell mal zu Spirituosen, wo ja „spirit“ (Anm. d. Red.: zu deutsch: Stimmung) drinsteckt, um diese Momente aufrecht zu erhalten. Obwohl ich das jetzt nicht mehr tue.
Wie gehst du denn jetzt damit um?
Man muss tief in die Trickkiste greifen, um dieses Hochgefühl etwas länger zu erhalten. Und ich habe jetzt andere Strategien, um mit diesem Druck umzugehen.
Kannst du denn so wie es jetzt gerade läuft, gut leben?
Ehrlich gesagt, ist es im Moment ein bisschen hart, weil ich wenig Shows habe. Aber ich komm klar. Und auch das gehört zu dem Business. Die Leute kennen mich aus dem Fernsehen, denken, dass ich berühmt bin. Aber dass ich manchmal keinen Cent in der Tasche habe und schwarz Bus fahren muss, wissen sie nicht. Als Künstler ist es nicht leicht, aber ich würde mich nicht gut fühlen, wenn ich lügen würde.
Die Leute kennen mich aus dem Fernsehen, denken, dass ich berühmt bin. Aber dass ich manchmal keinen Cent in der Tasche habe und schwarz Bus fahren muss, wissen sie nicht.
Würdest du sagen, du wartest auf den ganz großen Durchbruch?
Nein, ich brauche einfach einen Clou. Ich werde ein neues Album machen und mich weiter entfernen von Leuten, die in meine Sachen reinreden und mir meine Autonomie klauen wollen. Ich mache einfach das, was mir gefällt, was eine gute Absicht hat und woran ich noch lange mit einem guten Gefühl denken kann. Ich habe ganz einfache Regeln: Arbeite Hart, habe Spaß dabei und sei stolz auf dich.
Abgesehen davon, dass du von deiner Kunst leben können möchtest, was willst du mit deiner Musik und deinen Texten erreichen?
Ich hab mein Leben der Kunst gewidmet. In der Kunst ist alles erlaubt, es ist eine eigene Welt mit ihren Regeln. Das Schönste ist, wenn die Menschen keine Worte als Antwort haben, sondern Erkenntnisse bekommen.
Die besten Konzertimpressionen von Flo Mega auf der Rathausbühne
Fotos: Anna Gieseler