Im Rahmen seines Amstantritts besuchte Kameruns Botschafter Victor Ndocki den gleichnamigen Ortsteil in Emkendorf, wo der Staatsdiener viel über Namensgebung und die Geschichte des Dorfes erfuhr.
Keine 24 Stunden ist es her, als Victor Ndocki aus dem Flugzeug stieg, deutschen Boden betrat und dennoch in Kamerun steht. Der Ort ist der Teil der Gemeinde Emkendorf, der nach der Republik auf dem afrikanischen Kontinent benannt ist. Hier, wo bereits seit den 70er Jahren keine Landwirtschaftlichen Betrieb mehr geführt werden, ist nicht viel los. „Hier leben heute noch 38 Menschen“, sagt Gemeindebürgermeister Rainer Follster, nachdem er die Hausnummern des Ortes gedanklich entlanglief. Viel scheint hier wahrlich nicht los zu sein. Es sein denn, ein Botschafter verirrt sich samt Dolmetscherin und persönlichen Assistenten in Schleswig-Holsteins Provinz, um mehr über Land, Leben und Leute des Ortes zu erfahren, welches nach seinem Heimatland benannt wurde. „Zuletzt war während der Weltmeisterschaft 2002 ein Kamerateam hier, das unsere Einwohner zur Begegnung zwischen Kamerun und Deutschlang befragte“, sagt Follster. Mit dem Botschafter empfange er nun allerdings den ersten Staatsbesuch.
Unschöne Vergangenheit verbindet
Nun verbindet Deutschland und Kamerun eine gemeinsame Kolonialgeschichte – also keine besonders romantische Beziehung der beiden Länder. Gewaltsam angeeignet, war Kamerun zwischen 1884 und 1919 eine deutsche Kolonie. Danach ging das Land offiziell in den Besitz des Völkerbundes über. Und dennoch: „In meinem Heimatland zeugt noch heute Vieles von der gemeinsamen Kolonialzeit“, wie der Botschafter übersetzen lässt. Architektur, Kultur, Sprache – das alles finde man noch heute vielerorts in Kamerun. Hier wird in den Schulen sogar Deutsch als Wahlpflichtkurs angeboten. Das Qualitätssiegel „Made in Germany“ habe hier nach wie vor eine große Bedeutung und zeuge von Wertarbeit. „Ich freue mich deshalb sehr, dass die kamerunisch-deutsche Beziehung hier seinen Ausdruck findet“, fährt der Abgesandte des afrikanischen Staates fort.
Kamerun und die Oldmann’sche Kaffeeplantage
Johann Oldmann war zu Beginn des 20. Jahrhunderts als Inspektor für den Bereich Emkendorf zuständig. Dessen Bruder besaß eine Kaffeeplantage in Kamerun. Darüber, ob der heutige Name des Ortsteils tatsächlich auf die Brüderbeziehung zurückgeht, lässt sich nur spekulieren. Erstmals in den Dokumenten der Gemeinde taucht das schleswig-holsteinische Kamerun jedenfalls erst 1934 auf. Knapp 90 Jahre später erweist nicht nur die strahlende Sonne dem Gast des Schwarzen Kontinents die Ehre. Auch ein Transportflugzeug vom Typ Transall flog während des Besuchs über Kamerun und erwies Ndocki die Ehre.
Dass der Botschafter sich für das Kamerun in der Kieler Umgebung entschieden hat und nicht für eines der fünf weiteren gleichnamigen Orte im Norden ist überdies Honorarkonsul Prof. Dr. Stefan Liebing zu verdanken, der seinen Lebensmittelpunkt im Land der Horizonte hat und dem der Ortsteil in Emkendorf bereits bekannt war.