Was verbindet euch mit Kiel, seid ihr hier geboren oder zugezogen? Was ist für euch das Besondere an der schönen Fördestadt, und was habt ihr hier schon alles erlebt? Erzählt es uns! Diesmal berichtet Manuela Junghölter.
Vielleicht muss man eine Weile getrennt sein, um zu merken, was einem wirklich fehlt. So ist es mir mit meiner Heimatstadt Kiel gegangen. Ich bin eine echte „Kieler Sprotte“, wie man so sagt, hier geboren und aufgewachsen. Für mich waren frischer Wind, das Meer und Fischbrötchen nichts Besonderes, sondern wie selbstverständlich immer vorhanden. Und es mag auch an meiner Jugend gelegen haben, dass das Interesse an meiner Stadt eher gering ausgeprägt war. So kam es, dass mich nach der Schulzeit die Ferne lockte.
Ich gebe zu, ich hatte Heimweh und brauchte von Zeit zu Zeit eine Dosis Kiel, um meine Batterien wieder aufzuladen. Und ich merkte, mir fehlte die Stadt an der Förde, die Spaziergänge am Strand und die Schiffe im Hafen, und das nicht nur bei gutem Wetter. Kiel hat für mich auch im Winter etwas Besonderes, ohne die vielen Touristen und dem Gedränge zur Kieler Woche. Da hat man die Stadt ganz für sich und kann Kiel ganz ungeschminkt erleben.
Auf der Fahrt Richtung Norden ertappte ich mich immer wieder dabei, dass mich am Bordesholmer Dreieck die Vorfreude packte. Der erste Gang führte dann immer direkt an die Förde: frische Luft tanken, durchatmen. Das ist Erholung pur. Wo hat man das schon, dass Möwengeschrei, Schiffstuten oder Nebelhorn in der ganzen Stadt zu hören sind.
Seit ein paar Jahren kann ich das nun wieder täglich erleben, denn das Schicksal hat mich wieder zurück nach Kiel gebracht. Mein früheres Desinteresse an Kiel hat sich ins Gegenteil verkehrt. Ich habe mich intensiv mit der Geschichte meiner Stadt auseinandergesetzt – und zwar so intensiv, dass ich heute Gästen und Touristen die Schönheiten, das Geheimnisvolle und Interessante Kiels zeigen und dabei manches Vorurteil ausräumen kann. Ich habe meine Arbeit dann gut gemacht, wenn selbst die Kieler hinterher sagen: „Das wusste ich gar nicht“ oder „So habe ich die Stadt noch gar nicht gesehen“.
Mein Lieblingsplatz ist der kleine Pavillon im neu gestalteten Schlossgarten: ein wunderbarer Treffpunkt oder einfach ein Platz, um dort Wartezeiten zu überbrücken. An dem geschichtsträchtigen Ort stand einmal das Kollegiengebäude der Kieler Universität aus preußischer Zeit, bevor der Krieg nur noch eine Ruine hinterließ und später einen matschigen Parkplatz. Heute lädt der Schlossgarten wieder zum Verweilen ein. Es blüht fast das ganze Jahr über, und wenn sich dann noch die Oslo-Fähre majestätisch ins Blickfeld schiebt, dann weiß ich, warum Kiel meine Perle ist.