In jedem Land begrüßt Sänger Tom sein Publikum in der Landessprache, heißt es von der Band Jamaram. Bei einem Konzert in Kiel ist das jetzt nicht weiter spektakulär, ließ aber auf eine internationale musikalische Mischung schließen, die das Publikum am 23. April in der Pumpe erwarten durfte.
Und so sorgte auch das ur-deutsche „Hallo Kiel“ für laute Ovationen, denn es war das Startsignal für ein rasantes Konzert, das vor allem durch seine musikalische Vielseitigkeit gewann: Die acht Münchner zeigten, dass sie nicht nur Party, sondern auch richtig gut Musik machen können. KIELerLEBEN traf den Drummer Max vor dem Auftritt.
KIELerLEBEN: Ihr seid jetzt auch auf Tour mit eurem neuen Album „Jamaran in Dub“ unterwegs, was können wir uns darunter vorstellen?
Max: Dub ist eine Variante des Reggae, die darauf basiert, alles zu minimalisieren. Das heißt alles erstmal wegnehmen und dann neu zusammen zu setzen. Das neue Album ist eigentlich ein Remixalbum von vielen alten Stücken. Es ist eher Instrumentalmusik, denn der Gesang fällt so gut wie weg. Das ist dann mehr Musik für Abends, zum chillen, also schon ein bißchen ruhiger als unsere normalen Alben, aber trotzdem spannend, denn der Hauptfokus liegt jetzt auf der Musik selbst. Dieses Album featuren wir jetzt auf der Tour, aber natürlich gibt’s auch auf die Mütze, schließlich haben wir ja auch unseren Sänger dabei.
Habt ihr denn schon mal in Kiel gespielt?
Ja, wir waren tatsächlich schon mal vor vielen Jahren hier. Allerdings waren wir damals nur zu dritt und haben lediglich akustisch gespielt. Dieses mal sind wir alle acht mit dabei und können euch das volle Jamaram-Programm liefern.
Ihr reist ja sehr viel, spielt auch international Konzerte. Kommt daher die Inspiration für euren internationalen Sound oder sind das mehr Einflüsse innerhalb der Band?
Es ist eigentlich beides. Einer unserer Texter kommt aus den Staaten, daher die englischen Texte. Unser Sänger Tom stammt ursprünglich aus Puerto Rico und hat als Kind Spanisch gelernt, daher die spanischsprachigen Einflüsse. Mit der Musik ist es so, dass ich schon immer vom Reggae fasziniert war, ein anderer mag dann vielleicht lieber den Blues, ein weiterer wieder eine andere Mischung. Am Ende kommen dann einfach acht Charaktere zusammen, die sich gegenseitig beeinflussen. Dann waren wir noch zusätzlich auf Reisen, in Uganda und Brasilien und haben uns von daher noch inspirieren lassen. Also, alles in allem ist das ein riesiger bunter Cocktail.
Und wer hat schließlich das Sagen?
Der Unterschied bei uns zu anderen Bands ist, dass jeder ein bisschen das Sagen hat, jeder kann sich verwirklichen und wir haben auch nicht die Angst, dass wir denken „Scheiße, dieser Song ist jetzt gar kein Reggae, wir machen doch eigentlich Reggae.“ Dann ist es halt ein Rock-Song, oder Funk oder Hiphop, wir haben nicht dieses Spartendenken, dass wir unbedingt erfüllen müssen, was die Leute von uns erwarten.
Ihr engagiert euch für verschiedene Hilfsprojekte, wie kam es dazu und wie können eure Fans da unterstützend mitwirken?
Angefangen hat das durch eine gute Freundin, die den Verein 'Go Ahead' gegründet hat (Anm. der Red.: mehr Infos unter www.goahaed-organisation.de), der sich für Aids-Waisenkinder in Südafrika einsetzt. Weil wir durch die Konzerte so eine große Plattform haben, hat sie uns darauf angesprochen, ob wir die Organisation publik machen können, und seitdem sammeln wir auf jedem Konzert Spenden. Das hat echt super funktioniert, wir machen das jetzt seit etwa vier Jahren und haben schon den Bau einer ganzen Vorschule organisieren können, dass es Schulmaterial gibt und die Kinder Essen bekommen, wir sind also die Paten dieses Projekts.
Die Tour geht jetzt noch bis Anfang Mai. Wie geht es danach mit euch weiter?
Erstmal wird es dann ein bißchen ruhiger und wir gehen alle mal wieder unseren anderen Jobs nach und im Juni fangen dann auch die Festivals an, dann spielen wir wieder jedes Wochenende bis August. Für danach ist dann natürlich ein neues Album geplant. Wir schreiben jetzt schon kräftig Songs und sind am Sammeln von Eindrücken und Ideen. Wir wissen zwar noch nicht, wann das Album rauskommen wird, aber wir wollen bald mit ersten Aufnahmen anfangen, es ist eigentlich eine ständige Entstehungsphase. Wir haben es auch schon mal so gemacht, dass wir uns im Studium zusammengesetzt und geschrieben haben, aber da besteht immer die Gefahr, dass man dann da sitzt und nichts passiert. Jetzt machen wir es lieber so, dass wir immer mal wieder was aufnehmen und dann wieder ruhen lassen.
Habt ihr vor euren Auftritten irgendwelche Rituale?
Auf dieser Tour gehen ein paar von uns immer joggen, sofern es der Zeitplan erlaubt. Vorhin waren wir am Wasser laufen und hatten hier in Kiel natürlich eine wunderschöne Kulisse. Unser Trompeter Franzis meinte vorhin sogar, dass es hier bisher von allen Orten wirklich am schönsten war, die Stadt hat also richtig Eindruck hinterlassen.
Das Interview führte Henrietta Reese
KIELerLEBEN-Fotografin Lina, Gitarrist Sam, Percussioner Nik, Drummer Max, KIELerLEBEN-Redakteurin Henrietta und Trompeter Franzis (v. li.)