Die Heißluftballons am Himmel der Kieler Woche lösen wohl bei den meisten Glücksgefühle aus. So auch bei der KIELerleben-Redaktion. Wir haben eine Fahrt im Apollo-Ballon mitgemacht und waren wirklich begeistert. Nicht nur von der Fahrt selbst, sondern auch von dem überraschenden Ende.
Morgens um 5 Uhr in Kiel
Am Dienstag, den 25. Juni 2019, trafen mein Kollege Sebastian und ich uns schon früh morgens mit Joachim Gampe, kurz Joga, auf dem Nordmarksportfeld bei der Uni Kiel. Es ist gerade hell geworden und die ersten Ballons werden schon vorbereitet. Nach einem kurzen Briefing geht es dann auch schon los mit dem Aufbau. Bevor der Ballon aufgerichtet wird, spricht Pilot Joga ein ernstes Wörtchen mit uns. Er erklärt uns die Regeln im Korb und den Ablauf bei der Landung. Die könnte aufgrund der Wetterlage etwas ruppig werden. Das sind ja rosige Aussichten. Aber die halten uns nicht von unserem Vorhaben ab: Wir wollen Kiel von oben sehen!
Und dann schmeißt Joga auch schon den Ventilator an, der den blau-weißen Apollo-Ballon aufbläst und somit in die Höhe schweben lässt. Sobald genug Luft in der Hülle ist, gibt er uns das Zeichen zu ihm in den Korb zu klettern, der von den Helfern Tanja, Elisabeth und Manfred zusätzlich am Boden gehalten wird. Zuletzt kommt auch Elisabeth dazu und schon steigen wir nach oben. Das geht so schnell, dass wir uns nur kurz von Manfred und Tanja verabschieden können. Sie werden uns verfolgen und nach der Landung wieder nach Kiel bringen. Zum Glück: Denn wir wissen nicht wo es uns hintreibt.
Die Reise
Joga, der schon seit fast 16 Jahren Ballon fährt, findet schnell heraus, in welche Richtung es grob gehen wird. Ein bisschen kann er unser Ziel aber doch noch bestimmen, denn wenn der Ballon höher steigt, treiben wir mehr nach Osten und wenn wir uns niedriger halten, drückt uns der Wind nach Westen ins Landesinnere. Da wollen wir auch lieber hin, als auf die freie Ostsee. Unterwegs entdecken wir Rehe, die gerade ihren morgendlichen Schmaus einnehmen, Pferde, die uns gar nicht mögen, Kühe, die sich nicht von uns stören lassen. Genau das macht für Joga und Elisabeth das Ballonfahren aus. Sie können die Landschaft genießen und lernen nebenbei auch noch viele Menschen kennen.
In unserem Apollo-Ballon wir fahren immer weiter in Richtung Norden über den Nord-Ostsee-Kanal und die Eckernförder Bucht. Kurz danach dreht der Wind ab und wir driften weiter in Richtung Schleswig. Mit 45 km/h sind wir zum Teil Richtig schnell unterwegs und so ist die Fahrt nach knapp anderthalb Stunden leider auch schon wieder vorbei und wir suchen einen geeigneten Landeplatz. Doch das ist gar nicht so einfach. Man könnte es glatt mit Koppelhopping vergleichen. Wir hüpfen von einer Koppel zur nächsten immer wieder über die Knicks. Wir finden nämlich keine Wiese, sondern nur bepflanzte Äcker. Kurz vor der Schlei können wir aber doch neben einer Kuhkoppel landen. Nach einigen harten Hüpfern kommen wir zum Stehen und verlassen gesund und munter den Korb. Kurze Zeit später folgt uns ein weiterer Ballon auf die Koppel. Und dann wird es spannend. Sebastian und ich sind gerade das erste Mal mit einem Heißluftballon gefahren und haben natürlich keine Ahnung von den Traditionen. Umso überraschter sind wir, als wir nun getauft werden sollen, um in den Adelsstand der Ballonfahrer erhoben zu werden.
Die Taufe
Vor der eigentlichen Taufe gehört die Geschichte über die Historie des Ballonfahrens zur Zeremonie. Aber die ist mit Vorsicht zu genießen, denn keiner weiß, wie es sich wirklich zugetragen hat. „Zehn Ballonfahrer, Elf Geschichten,“ sagt Manfred dazu nur lachend. Mit Frauen und Reifröcken, den Gebrüdern Montgolfier, einer Papierfabrik, Ente und Hammel, Strafgefangenen und dem Adelsstand hat sie jedoch immer zu tun.
Nach dieser Geschichte geht es auf die Knie. Zu viert – in dem Ballon, der nach uns gelandet ist, sind Daniela und Stefan mitgefahren und auch für sie war es die erste Fahrt – werden wir von Joga getauft – inklusive Taufspruch und jeder von uns bekommt einen eigenen Namen. Es folgt der traditionelle Umtrunk mit Sekt.
„Glück ab und gut Land“
So lautet der Gruß der Ballonfahrer und wirklich: Besser hätten wir mit unserem Apollo nicht landen können. Die besagte Koppel neben den Kühen gehört der Familie Hansen aus Bohnertfeld und die haben nicht nur einen Bauernhof, sondern auch noch einen Kaffee-Garten, in dem sie im Sommer täglich leckere, selbstgemachte Torten anbieten. Freundlich wie die Norddeutschen nun mal sind, lässt sich Frau Hansen es nicht nehmen uns zu Kaffee und Kuchen einzuladen – morgens um halb 8.
Jetzt erfahren wir auch, dass viele Piloten wegen des Wetters heute gar nicht losgefahren sind. Aber wir, Sebastian und ich, sind froh, dass Joga sich entschieden hat zu starten. Es war eine wunderschöne Tour und das frühe Aufstehen hat sich auf jeden Fall gelohnt. Wenn ihr das auch mal probieren möchtet, könnt ihr unter www.balloon-sail.de eure Tour buchen.
Tipps für eure Ballonfahrt:
- Sagt niemals fliegen! Das ist ein Unwort unter den Ballonfahrern. Warum? Manfred hat uns gleich mehrere Erklärungen genannt. Die erste ist, dass man früher mit dem Schiff durch das Wassermeer geFAHREN ist. Da war es nur logisch, dass ein Ballon auch durch das Luftmeer FÄHRT. Außerdem spricht man noch heute vom LuftFAHRTbundesamt. Zu guter Letzt sprechen auch die Eigenschaften eines Ballons fürs FAHREN. (Und beim Griechen lässt man ja auch einen FAHREN und nicht fliegen.)
- Im Ballon ist es nicht so kalt, wie man vermuten könnte. So hoch fliegt man ja nun wirklich nicht. Mütze, Handschuhe und Schal könnt ihr also zu Hause lassen.
- Die, die Angst vor der Höhe haben, können wir beruhigen. In dem Korb fühlt man sich sicher und ein Blick nach unten ist nicht mit dem gruseligen Blick durch eine löchrige Treppe zu vergleichen.