Am 14. Mai heißt es wieder Kreuzchen setzen: Kiels Bürger*innen geben ihre Stimme ab, um die neue Ratsversammlung zu wählen. Was denken die Kieler*innen über die anstehende Kommunalwahl und warum ist diese Wahl überhaupt so wichtig?
Niedrige Wahlbeteiligung, mehrheitlich unbekannte Gesichter auf Wahlplakaten…naja, so relevant kann es wohl nicht sein. Das Bild, das der Kommunalwahlkampf bei vielen Menschen hervorruft, dürfte in etwa so aussehen. Und es stimmt: Die Wahlbeteiligung bei kommunalen Wahlen ist vergleichsweise gering. Im Jahr 2018 nutzten lediglich 45,5% aller Wahlberechtigten in Kiel die Möglichkeit, ihre Stimme abzugeben. „Vielleicht denken die Leute, dass die Politik das Geld in Dinge investiert, die gar nicht benötigt werden. Wieso soll man dann überhaupt wählen gehen, die (Politiker*innen) hören ja sowieso nicht auf uns!” äußert Ferhat, neu zugezogen aus Eckernförde.
Lohnt das denn?
Wählen gehen ist wichtig, vor allem für die Stabilität und Zukunft einer demokratischen Gesellschaft. Die Wirksamkeit demokratischer Partizipation zeigt sich allerdings vor der eigenen Haustür besonders. Und genau hier setzt die Kommunalpolitik an: Gestaltung und Entwicklung des eigenen Lebensumfeldes werden durch die Stimmabgabe der Bürger*innen aktiv beeinflusst. Mehr Parkplätze und Grünflächen oder lieber weniger Autos und bessere Nahverkehrsanbindung? Isabella sieht unter anderem in der Kieler Innenstadt noch Bedarf: „Der Kanal ist schon mal eine Verbesserung. Ich weiß nicht, ob ich es genauso gemacht hätte, das hat ja auch eine Menge Geld gekostet. Mehr Grün fänd` ich auch nicht schlecht.”
Nahverkehr: Mangelhaft oder machbar?
Beim Thema Verkehr scheiden sich in Kiel die Geister: Die einen befürworten die autofreie Innenstadt stark, wie auch Isabella. Sie selbst nutzt überwiegend das Rad, um von A nach B zu kommen. Andere ärgern sich über mangelnde Parkplätze. „Man erlebt hier in der Stadt nicht viel. Es gibt nicht viele Sitzplätze in der Innenstadt und mit den Parkplätzen ist es auch schwierig. Es kommen Kunden zu mir, die sagen, sie kommen nicht gern in die Stadt wegen der Parkplatzsituation.“, so ein Mitarbeiter des Souvenirshops in der Holstenstraße. Für ihn scheint die geplante Straßenbahn allerdings eine gute Lösung zu sein: „Vorher gab es ja auch eine Straßenbahn in Kiel. Meiner Meinung nach ist das viel besser, als mit dem Bus zu fahren.”
Für einige Kieler*innen funktioniert der Nahverkehr bereits bestens. Melanie aus Oppendorf nutzt die Regionalbahn unter anderem für den Arbeitsweg und ist sehr zufrieden: „In 10 Minuten in der Innenstadt - Wunderbar! Das Auto nutze ich tatsächlich nur selten.” Caesar, Student aus Kiel stört sich an der Busanbindung bei Nacht. Wer nach dem Feiern nach Hause kommen will, muss sich auf längere Wartezeiten gefasst machen: „Das ist ein bisschen nervig. Wenn man nachts um halb zwei noch Bus fahren muss, hat man es hier sehr schwer.”
Aktiv mitgestalten
Manch eine*r möchte auch gern selbst aktiv werden: Anne kommt aus dem Kreis Plön und ist bereits Teil der Gemeindevertretung. Auch Michael, ein überzeugter Nichtwähler, spricht sich für aktive Mitarbeit aus. Seiner Meinung nach muss das allerdings nicht unbedingt im Rahmen einer Partei passieren: Auch andere ehrenamtliche Tätigkeiten könnten politisch etwas bewegen.
Für die Beteiligung an Entwicklungen im eigenen Bezirk braucht es nicht zwangsläufig direkten Aktivismus. Auch durch die Stimmabgabe am Wahltag lässt sich Einfluss nehmen. Informier dich rechtzeitig über die kommunalpolitischen Inhalte der Parteien im Wahlkampf und denk bei Gelegenheit auch mal dran, Familie. Freund*innen und Bekannte auf die anstehende Wahl aufmerksam zu machen. Die Wahllokale in Kiel sind am 14. Mai bis 18 Uhr geöffnet.
Abschließend stellen wir fest: Kiel sieht Bedarf für Veränderungen. Die meisten der Befragten sind aufgeschlossen gegenüber der Kommunalwahl.