264 Stolpersteine erinnern im Kieler Stadtraum an die jüdischen Opfer des Nationalsozialismus. Einige Schüler*innen des Humboldt-Schule übernahmen die Patenschaften für die neuen Steine im Kronshagener Weg und der Adelheidstraße.
Der Künstler Gunter Demnig hat seit 1997 in 26 Ländern Europas mehr als 75.500 Stolpersteine
verlegt. Mit seiner Aktion erinnert er an die Opfer des Nazi-Regimes. Auf den Steinen stehen die Namen und die wichtigsten Lebensdaten. Beim Kieler Stolperstein-Projekt recherchierten Schüler*innen den Lebens- und Leidensweg der Opfer. Ihre Ergebnisse trugen sie während des Verlegung der Steine vor. Es beteiligten sich Schüler*innen der Klasse 11d. Ihre Texte werden auch in Faltblättern und nach der Verlegung im Internet veröffentlicht.
Vor dem Haus im Kronshagener Weg lebte Familie Buchen. Die Stolpersteine wurden hier vor dem letzten freiwillig gewählten Wohnort der Opfer von den Schüler*innen eingelassen. Mutter Rosa sowie ihre Söhne Isaak, Edmund und Manfred erhielten hier jeweils einen Stolperstein. Rosa floh 1938 mit ihren Söhnen zunächst nach Den Haag in Holland und wurde 1942 nach Auschwitz deportiert. Dort wurden die vier Familienmitglieder der Buchens vermutlich direkt nach ihrer Ankunft ermordet. Ehemann David wurde nach Australien deportiert und konnte ein neues Leben anfangen. Vergeblich suchte er nach seiner Ehefrau und den gemeinsamen Söhnen.
„Es ist richtig, dass wir heute über die Steine der Opfer des Nationalsozialismus stolpern“,
sagte der ehemalige Ministerpräsident Peter Harry Carstensen in seiner Funktion als Beauftragter für jüdisches Leben
und gegen Antisemitismus in Schleswig-Holstein.
Anschließend wurde vor dem Haus in der Adelheidstraße 22 ein Stolperstein für Arthur Landsmann verlegt. Er war der Bruder von Rosa Buchen und wurde am 24. August 1942 im Alter von 31 Jahren in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert und am 15. September 1942 ermordet. Außerdem wurde für Lotte Domowitz ein Stein im Kronshagener Weg 12 eingelassen. Sie verstarb unter furchtbaren Umständen am 7. April 1941.
Mit den insgesamt 270 Stolpersteinen ist nun die Liste der in Kiel zuletzt nach freiem Willen gemeldeten Opfer vollständig. Zukünftig soll im Rathaus Hopfenstraße ein Zentrum zur Geschichte Kiels im 20. Jahrhundert entstehen. „Eine Namensfindung wird zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen“, sagte Kulturdezernentin Renate Treutel. „Dort wollen wir zum einen der Opfer des NS-Regimes gedenken und zum anderen vermitteln, welche Verbrechen in dieser Zeit begangen wurden.“