Mit dem Unverpackt-Laden am Kieler Exerzierplatz schließt Deutschlands erstes verpackungsfreies Geschäft zum 31. Dezember.
Marie Delaperrière eröffnete 2014 den ersten Unverpackt-Laden Deutschlands und leistete damit ihren Teil zu einer gesellschaftlichen Entwicklung, bei der Bewusstsein für Umweltprobleme und den damit verbundenen Klimawandel stetig wuchs. Die Vermeidung unnötiger Einwegverpackungen, die Alternative der Wiederverwendung, die Reduzierung von Lebensmittelverschwendung, sowie eine höhere Wertschätzung von Lebensmitteln – all das waren die Themen, die nicht nur Delaperrière beschäftigten. Ihr Angebot von Seminaren und die Möglichkeit für studentische Aushilfskräfte stießen in Kiel auf hohen Zuspruch. Der Unverpackt Laden hat überdies auch zu der Vision einer „Kiel Zero Waste City“ beigetragen, welche die Pionierin 2018 mit-initiiert hat.
Zwei Drittel der Kundschaft eingebüst
Obwohl der Unverpackt-Laden auf eine positive Entwicklung der letzten Jahre zurückblicken kann, geht es für den Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit in Kiel nicht weiter. Fünf COVID-Wellen und nach Russlands Angriff auf die Ukraine und der Angst vor der Erosion unseres Wohlstands waren eine Krise zu viel für das Geschäft am Schützenwall. Social Distancing, Home Office sowie die Rückkehr der Kund:innen zu Supermärkten oder Discounter, die sich mit den Begriff Nachhaltigkeit schmücken würden, seien die Ursache für einen Rückgang der Kundschaft um zwei Drittel.
Verzweifelte Versuche das Geschäft zu beleben
Bereits im April wandte sich Delaperrière gemeinsam mit dem Unverpackt-Verband an die Umweltministerin Frau Dr. Lemke, mit dem Ziel, den “Unverpackt- Einkauf” durch Kampagnen, Anreize für dieses Einkaufs-Modell oder durch
die Anerkennung der pädagogischen Funktion der Unverpackt-Läden zu fördern. Die Antwort: Sie solle sich an das Land Schleswig-Holstein wenden. Nach Gesprächen mit der Landesverwaltung sowie der Stadt Kiel gab es Angebote und Konzepte zur Finanzierung – allerdings stellten diese Konzepte nur Lösungen für eine Überbrückung auf Zeit dar, keine langfristigen Hilfen.
Am Ende der Kräfte
Nach zehn Jahren harter kaufmännischer und gesellschaftlicher Arbeit soll nun Schluss sein.
„Meine Kraft, durchzuhalten, hat Ihre Grenzen. Vielleicht verpasse ich einen Wendepunkt, an dem sich alles wieder zum Guten wendet. Aber heute habe ich eine Entscheidung getroffen“,
sagt Marie Delaperrière.
Die Erhaltung von Ressourcen, die Reduzierung von Abfällen und der Aufruf zu einer Änderung des Konsumverhaltens, die kein Verzicht, sondern eine Veränderung unserer Gewohnheiten ist, bleiben für sie wesentliche Themen – allerdings ohne den Unverpackt-Laden in Kiel. Marie Delaperrière sucht darüber hinaus Interessierte, die den Laden mit neuen Konzepten und Ideen weiterführen und steht als Beratende zur Verfügung.