"Man muss hart gegen sich sein!"
Noch kann Susanne Bock entspannt einen Kaffee trinken und im Fitnessclub "Home of Balance" über ihren Sport plaudern. Doch der größte Höhepunkt ihrer Karriere nähert sich mit großen Schritten. Am 20. September reiste die 37-Jährige in die USA, wo sie vom 27. bis 30. September auf der Bühne der Orleans Arena in Las Vegas stehen wird. Als erste Deutsche überhaupt, als eine von insgesamt nur drei Europäerinnen - gegen 27 Amerikanerinnen. Vor 20.000 Zuschauern.
"Das Bodybuilding ist in den ,Staaten' viel populärer als in Europa, dort werden hohe Gagen bezahlt, die Sportler als Stars verehrt", erzählt die gebürtige Schwerinerin von ihren Eindrücken, die sie seit ihrem Wechsel ins Profilager 2003 auf den großen "Übersee-Shows" sammeln konnte. Und berichtet vom "Zickenterror" hinter den Kulissen des Sports, in dem das Aussehen, die Fitness und die Show im Rampenlicht letztlich über den Sieg entscheiden.
"Die Amerikanerinnen sprechen nicht mit den Europäern, und wenn, versuchen sie einen zu verunsichern." Auch deshalb besteht ihre Vorbereitung nicht nur aus jeweils drei Stunden Training an sechs Tagen die Woche, sondern auch aus mentalen Übungen. "Natürlich habe ich Lampenfieber, aber das muss bei der Show der absoluten Konzentration weichen. Ein Fehler kann die Arbeit eines ganzen Jahres zunichte machen." Seit 2005 tritt Bock in der Figure- und Fitness-Klasse an. "Hier kommt es mehr auf gut gebildete weibliche Linien an, weniger auf pure Muskelmasse. Zudem hat die Figure-Class einfach mehr Glamour." Das unterstreicht Susanne Bock natürlich auch mit dem Wettkampf-Outfit. Für die "Miss-Figur-Olympiade" hat sie sich einen Einteiler maßschneidern lassen, der mit unzähligen Swarovski-Steinen besetzt ist. "Rund 1.000 Dollar hat dieses winzige Stückchen Stoff gekostet, aber zum Karriere-Highlight muss es etwas Besonderes sein!"
Hat die junge Frau, die in Dietrichsdorf wohnt, eigentlich noch Zeit für andere Beschäftigungen? "Zunächst einmal arbeite ich 35 Stunden die Woche, dann bin ich Vorsitzende des Landesverbandes für Fitness & Bodybuilding und nicht zuletzt Model und Privat-Trainerin." Und ganz "nebenbei" auch noch Leistungssportlerin. "Das geht natürlich nur durch die Unterstützung meines Mannes Thorsten und des Arbeitgebers Ecco contaktlinsen, der auch mein Sponsor ist." Und durch ein Studio, in dem man auch zu ungewöhnlichen Zeiten trainieren kann. "Thomas Kühl, der Geschäftsführer des ,Home of Balance', hat mir von Anfang an geholfen. Hier habe ich zentral gelegen lange Öffnungszeiten in voll klimatisierten Räumen und amerikanische Profi-Geräte, an denen ich mich professionell vorbereiten kann." Neben diesen äußeren Faktoren braucht man in diesem Sport aber vor allem eines: viel Disziplin. Sieben Wochen vor einem Wettkampf beginnt beispielsweise die Diät, bei der Susanne Bock vollkommen auf Kohlenhydrate verzichtet. So erreicht sie punktgenau ihr Wettkampfgewicht von 62 Kilogramm bei 1,72 Meter Größe. "In diesem Sport muss man schon ein bisschen verrückt und hart gegen sich selbst sein", erzählt Susanne Bock und macht sich auf den Weg zu den Cardio-Geräten. Die Vorbereitung auf die Figur-Olympiade in Las Vegas lässt keinen Aufschub mehr zu...
Der Wettkampf wird auf www.bodybuilding.com live übertragen. Die Zeitverschiebung zu Las Vegas beträgt neun Stunden.
Foto: Susanne Bock beim täglichen Training auf dem Laufband
Das Interview wurde geführt von Christian Robohm