Am Samstagnachmittag demonstrierten Kinder der Initiative „Kinder stehen auf“ gemeinsam mit ihren Eltern an der Kiellinie gegen das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes in der Schule. In einer Chatgruppe schlossen sich die Schüler*innen aufgrund von vorangegangener Diskriminierung zusammen.
Wenn am kommenden Montag Kinder und Jugendliche aus den Herbstferien zurück in ihre Schulen kehren, werden Schüler*innen ab der fünften Klasse dies inklusive eines Mundschutzes tun müssen – auch während des Unterrichts. Mindestens für zwei Wochen soll die härtere Regelung zutreffen. Das gab das Bildungsministerium bereits am 30. September bekannt. Während die Maßnahme einerseits auf Zustimmung trifft, sorgt sie bei Gegner*innen der Maskenpflicht für Unmut.
„Bekommst du auch keine Luft drunter?“, heißt es von „Brokkolie“ in der Gruppe. „Ich fühle mit euch“, antwortete „Flammenherz“. In dem von Hjördis organisierten Chat sprechen Kinder aus ganz Schleswig-Holstein über ihre Erfahrungen im Umgang mit den Corona-Maßnahmen, der Maskenpflicht und der teilweisen Diskriminierung, die sie erfahren, wenn sie den Mund-Nasen-Schutz nicht (ver)tragen. Die zwölfjährige Hjördis hat selbst keine gesundheitlichen Probleme während sie keine Maske trägt. Als selbstbewusstes Mädchen möchte sie anderen Kindern, die diskriminiert werden, eine Plattform bieten und zu mehr Selbstständigkeit animieren.
„Lasst uns selbst entscheiden, wann wir einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen haben“, sagte Hjördis am Samstagnachmittag in das Mikrofon vor rund 150 Teilnehmer*innen der angemeldeten Demo an der Kiellinie. Gemeinsam mit weiteren Kindern und Jugendlichen der Initiative „Kinder stehen auf“ hatte sie die Versammlung über eine öffentlichen Messenger-Gruppe organisiert und aus dem bisherigen Schulalltag mit Maske berichtet. Manchen Klassenkamerad*innen bekämen Kopfschmerzen, anderen werde übel. In einem Fall haben sich ein Kind in seinen Mund-Nasen-Schutz erbrochen, weil es diesen nicht abnehmen durfte.
Vor allem möchten die Kinder und Jugendlichen als selbstständig denkende und handelnde Personen wahrgenommen werden, die selbst entscheiden, wie sie mit der besonderen Situation während der Corona Pandemie umgehen. Auferlegte Zwänge lehnen sie dabei ab. Es geht den Kindern nicht darum, die Pandemie und ihre Gefahren für alle Bürger*innen zu verharmlosen. Im Gegenteil: auf der Fläche an der Kiellinie haben sie Smiley-Gesichter mit Kreide auf den Boden gemalt – jeweils mit einem Abstand von 1,50 Metern konnten hier Personen aus einem Haushalt den Vorträgen zuhören. Penibel achtete die zwölfjährige Hjördis darauf, dass alle Teilnehmer*innen die Abstände einhielten.
„Ich werde die Maske im Unterricht nicht tragen“, sagte Johanna als Rednerin der Veranstaltung. Während ihrer Rede betonte sie, was sie von den Maßnahmen der Regierung gegen die Eindämmung des Virus in den Schulen hält. „Absoluter Quatsch“ sei zum Beispiel das Stoßlüften und das gleichzeitige Tragen des Mund-Nasen-Schutzes. Unter der Maske bekäme sie ohnehin keine frische Luft.