- Mit Phil Extrakt hat das Philharmonische Orchester Kiel ein Format geschaffen, dass vielen einen anderen Zugang zu Musik ermöglicht. (Bild: Theater Kiel)
Am gestrigen Sonntagabend konnten Besucher:innen des 6. „Phil Extrakt“-Konzerts sich bis an die Grenze unseres Sonnensystem begleiten lassen.
Auch wenn es nun schon das sechste Konzert dieser Art des Philharmonischen Orchesters Kiel war, noch immer gibt es Menschen, die mit „Phil Extrakt“ nicht so recht etwas anzufangen wissen. Das ist schade, denn zumindest wir halten es für das vielleicht spannendste Format, das das Orchester bislang entwickelt hat.
Die Extrakt-Konzerte sind anders und oft weit entfernt vom gängigen Klischee klassischer Konzerte. Hier wird moderiert, erklärt, gescherzt und überhaupt fühlt sich alles ein bisschen leichter an, was nicht nur in dem Verzicht auf einen Dresscode Ausdruck findet.
Wie klingen eigentlich Planeten?
Genau das war an diesem Abend umso wichtiger, als dass das Orchester das Publikum schließlich in höchste Sphären entführen wollte, statt edlem Zwirn also ohnehin eher Raumanzüge ratsam gewesen wären.
Um alle Teilnehmer:innen der bevorstehenden Reise abzuholen, gab es vorab eine kleine Einführung zu hören. Konzertdramaturgin Waltraut Anna Lach erklärte nicht nur das musikalische Schaffen von Gustav Holst, sondern auch die mythologische, ja, astrologische Bedeutung der Planeten unseres Sonnensystems und deren Zuschreibungen. Die nämlich bilden die Grundlage für die Komposition „The Planets“ von Gustav Holst, die an diesem Abend zu hören war.
Besonders angenehm nicht nur für all jene im Publikum, die sich bislang noch nicht näher mit dem Werk befasst hatten: Lachs Ausführungen wurden stets mit einem kurzen musikalischen Beispiel des Orchesters belegt. Ein Element, das schon bei vorherigen „Phil Extrakt“-Konzerten zum Einsatz kam und definitiv hilft, das in Gänze erst noch zu spielende Werk und seine Besonderheiten besser erfassen zu können.
Ebenso hilfreich war die kurze Zusammenfassung der wichtigsten Attribute der Planeten vor jedem Satz durch den Dirigenten des Abends, Generalmusikdirektor Benjamin Reiners. Mars und Venus dürften den meisten als römische Gottheiten für Krieg und Liebe bekannt sein – und entsprechende musikalische Assoziationen wecken. Mit Merkur, Neptun oder Uranus dürfte das vielen schon deutlich schwerer fallen.
Natürlich kann man Holsts „The Planets“ auch ohne jegliches Vorwissen über die astrologische Bedeutung der Planeten genießen, keine Frage. Auf einer ganz anderen Ebene interessanter wurde das Konzert aber durch eben jene Erklärungen, die es allen Anwesenden möglich machten, darauf zu achten, wie Holst die Zuschreibungen der Planeten in Musik übersetzte.
So wurde der Abend dank Lach, Reiners und des gesamten Philharmonischen Orchesters Kiel eine Reise nicht nur an den äußersten Rand des Sonnensystems, sondern auch in den Kopf eines einzelnen Menschen: Gustav Holst.