Wer derzeit durch die Wilhelminenstraße spaziert, sollte gewappnet sein. In der Mitte der Straße warten täuschend echt aussehende Riesenkekse und verbreiten einen großen Appetit.
„Wir mussten wegen Corona erstmal alle Ausstellungen absagen und dann haben wir nach etwas gesucht, das witzig, farbig, spritzig und gut gelaunt ist“, erzählt Uta Kathleen Kalthoff, 1. Vorsitzende des Kunstraum B Gemeinnütziger e.V. Und was Passanten jetzt in den Fenstern des Kunstraum B entdecken, macht wirklich gute Laune. Die gelernte Holzbildhauerin Anja Backhaus hat dort seit dem 2. September ihre Kekssammlung ausgestellt. Aber es sind nicht irgendwelche Kekse. Ihre Kekse sind aus Holz und überdimensional groß.
„Für mich ist das eher das Ausleben meines Spieltriebs, dass ich Sachen einfach nur mache, weil ich es geil finde.“ (Anja Backhaus)
Ihr Nachname hat sie nicht zu diesen Werken inspiriert. Das ist ihr selbst lange nicht aufgefallen. Eine Auftragsarbeit für einen Nationalpark in Hessen und natürlich eine Packung Kekse sorgten für die nötige Inspiration. Für den Nationalpark sollte sie 80 Objekte, wie Tiere und Pilze, fünffach vergrößern. „Ich habe ein Jahr lang immer von klein auf groß gedacht und dann hatte ich in der Werkstatt eine Packung Kekse“, sagt die gebürtige Chemnitzerin. Mit einem Butterkeks fing sie 2011 an und es folgten ein Doppelkeks, ein Toffifee und eine Waffel. Eigentlich mag sie die Schaumwaffeln im Original überhaupt nicht, aber ihr Mitbewohner isst sie in großen Mengen und brachte sie auf die Idee. Am Ende entstand daraus eine Bank. Sie selbst isst die namenlosen Haselnusskekse von Feinkost Albrecht am liebsten und baute zwei Stühle nach deren Vorlage. Den Doppelkeks verwandelte sie in einen Tisch.
Zwei Wochen lang dauert es circa, bis ein Keks fertig gestellt ist. Am Anfang stehen die Berechnungen. Anja misst den Keks möglichst genau aus und vergrößert ihn dann neun- oder zwanzigfach. Das passende Holz findet sie im Baumarkt. Für den Doppelkeks hat sie drei einzelne Bretter zuerst grob in Form gebracht und anschließend die Zacken mit einer Stichsäge und verschiedenen Schleifmitteln, wie Flex und Excenterschleifer, herausgearbeitet. Abschließend erhalten die einzelnen Teile ihre Farbe und werden verleimt. Warum das Ganze? „Für mich ist das eher das Ausleben meines Spieltriebs, dass ich Sachen einfach nur mache, weil ich es geil finde. Ich mache das nicht weil ich denke, die Welt braucht jetzt eine überdimensionale Waffel, die eklig schmeckt, aber cool aussieht. Ich mache es tatsächlich einfach, weil ich es toll finde.“
„Für freischaffende Künstler ist es wirklich eine schwierige Zeit.“ (Uta Kathleen Kalthoff)
Die täuschend echt aussehenden Kekse sind noch bis zum 27. September durch die Fenster im Kunstraum B zu sehen. Für die Künstlerin und Bildhauerin aus Hamburg ist es eine gute und seltene Möglichkeit auch in Zeiten von Corona ihre Werke zu zeigen. „Für freischaffende Künstler ist es wirklich eine schwierige Zeit. Ich gehöre ja selbst dazu und wir kommen einfach mit unserer Kunst nicht raus. Das ist wirklich ein Fiasko“, ergänzt Uta, die zusammen mit Maren Schwartzkopf den Vorsitz des Kunstraum B Gemeinnütziger e.V. in der Wilhelminenstraße 35 inne hat. Der einzige Weg, den Kunstraum B zurzeit zu bespielen, sind die Fensterausstellungen. „Wir haben keine Öffnungszeiten, weil in unseren Raum nur vier Leute dürfen. Deshalb suchen wir Kunstobjekte aus, die man auch vom Fenster aus sehen kann“, sagt Uta. Und das Angebot wird gut angenommen. Immer wieder freuen sich Passanten über die Kekse in den Schaufenstern. Ziel erreicht also. Und wenn dann noch jemand großes Interesse hat und Tische oder Stühle kauft – umso besser. Wer Interesse hat kann sich per Mail an Uta wenden: info(at)kunstraum-b.de. Sie übernimmt die Vermittlung.
Der Weg zum persönlichen Keks
Die Kreativität von Anja Backhaus hört bei Möbeln für den Innenraum aber noch nicht auf. Von einem ihrer Butterkekse hat sie bereits einen Betonabdruck gemacht, sodass sie sich hervorragend als Gehwegplatte eigenen. Aktuell hat sie einen der bekannten schwarz-weißen Kekse auf der Werkbank. Aus ihm soll – sobald die technischen Hürden gemeistert sind – ein Sonnenschirmständer werden.
Wenn ihr jetzt auch euren Lieblingskeks in einem Möbelstück verewigt haben möchtet, könnt ihr Anja Backhaus einfach eine Probepackung nach Hamburg in ihre Werkstatt schicken. Auf ihrer Website www.keks-kunst.de findet ihr weitere Infos. Wenn ihr euch die Kekse vorher noch mal live anschauen könnt, habt ihr während der Kieler Ateliertage am 26. und 27. September die Möglichkeit. Der Kunstraum B ist am Samstag und Sonntag von 11 bis 18 Uhr für euch geöffnet – natürlich nur unter Einhaltung der bekannten Hygieneregeln.
KeksKunst im Kunstraum B (bis 27. September)
Wilhelminenstraße 35, Kiel
geöffnet zu den Ateliertagen: 26+27. September 11 bis 18 Uhr
Mail: info(at)kunstraum-b.de
www.kunstraum-b.de
www.keks-kunst.de