In unserer Kolumne grübelt unser Chef-Spökenkieker über aktuelle Themen, welche die Landeshauptstadt bewegen. Die Pläne für eine neue Kiellinie, Daniel Günthers Reiseziele und das Lüftungsgeschehen im Kieler Rathaus sind einige der brandheißen Themen Kiels.
Das metropole Leben an der Förde pulsiert. Durch diese Kolumne zum Kieler Stadtgeschehen wollen wir die Ereignisse der vergangenen Wochen im kollektiven Gedächtnis bewahren:
Satte Steilvorlage
Irgendwie auch niedlich, dass sich die Kieler Ratsversammlung – über alle Parteigrenzen hinweg – gleich komplett ins Aus geschossen hat. Mit Engelszungen hatte Stadtpräsident Tovar auf den Ältestenrat und die Versammlung eingeredet: Der Kieler Ratssaal hat eine so leistungsfähige Lüftungsanlage, dass er fast als OP-Saal durchgehen würde. Verbunden mit den weiteren Maßnahmen: Abstandswahrung durch Entfernen der großen Schreibtische und stündliches Lüften – konnte der Hausherr ein geradezu perfektes Hygienekonzept präsentieren, allein den Ratsleuten ist es ohne hanseatische Schreibtische doch zu unkommod und dieses ewige Gelüfte irgendwie auch lästig und so stimmten sie, zwar mit einigen Enthaltungen, jedoch ohne Gegenstimme und vorallem wider besserer Belehrung durch den Präses, einmütig dafür, dass die Verwaltung sich für zukünftige Sitzungen um angemessene Ersatzräume zu kümmern habe. Und wenn dann so eine Anmietung für eine Sitzung mal eben bis zu 20.000 Euro kosten würde, ja dann sei das eben so, da dürfe man nicht piefig sein.
Der Sturm der Entrüstung im Kieler Wahlvolk ist gewaltig: Während die brave Bürgerin angesichts der vergesellschaften Corona-Folgekosten kaum mehr in den Schlaf kommt, Schüler- und Lehrerschaft sich tagtäglich mit diversen Einschränkungen in viel zu kleinen Räumen um die Einhaltung der Mindesthygeniestandards mühen, ist es den Kieler Ratsleuten nicht zu zumuten, während ihrer ja nun auch nicht gerade wöchentlich stattfindenden Sitzungen mal einen Pullover anzuziehen und ihre Unterlagen auf einer improvisierten Ablage zu deponieren?
Natürlich muss ein demokratisch gewähltes Gremium vernünftig arbeiten können, aber hier erscheint uns doch die Belastungsgrenze ein wenig früh erreicht...
Totaler Hammer
Während wir in der Redaktion den letzten Sommertag bei Bier (keine Dose!) und Bratwurst (fast vegan, maximal acht Prozent Fleisch, aber dann doch wieder Böklunder, obwohl wir dem Tönnies ja eigentlich nichts mehr abkaufen wollten) am verlagseigenen Schwenkgrill im Hof der Ringstraße verbrachten, um gemeinsam darüber zu sinnieren, wie denn nun wohl in der Woche zuvor der 70 Zentimeter lange Leguan an den Falkensteiner Strand geraten sein könnte, hat unser Landesvater Daniel Günther aber mal den ganz großen Hammer ausgepackt: Schleswig-Holsteiner verzichtet auf Reisen außerhalb unseres Bundeslandes! Ja hat der Mann denn nie diesen Actionfilm „Thor“ gesehen? In dem Hauptdarsteller Chris Hemsworth auch immer den Hammer schwingt? Das Ding kommt zurück! Und für uns und Daniel könnte das heißen, dass alle unsere Nachbarn und der Rest der Republik sagen: Dann kommen wir auch nicht zu Euch!
Klingt jetzt für mich nicht wie das ultimative Erfolgskonzept, wenn mich jemand fragen würde.
Geht doch
Nein ehrlich, ich würde nie jemandem etwas unterstellen, aber wenn ich höre: das Kieler Baudezernat plant da was an der Kieler Förde, würde mir spontan einfallen – ich kann nicht begründen warum, aber ist so: Betonklötze, zugige Häuserschluchten, betonierte Flächen, mehrspurige Schnellstrassen, spaßfreie Zone. Aber weit gefehlt! Und wie ungerecht gegenüber den Kolleg*innen an den Zeichentischen: Die Entwürfe für eine autofreie nördliche Kiellinie zwischen Yachtclub und Tirpitzhafen versprühen urbanen Charme und wassernahe Lebensfreude. Dass in den Düsternbrooker Villen nun das große Geheule startet, weil der eine oder die andere Bewohner*in des Kieler Nordens nun zukünftig den Heimweg durch die herrschaftlichen Alleen wählen könnte, sollte die Ratsversammlung auf ihrem Weg zu einer fahrradfreundlicheren Stadt nicht beirren.
Ahoi und bis nächsten Monat!
Jörg Stoeckicht