Bei Wind und Wetter draußen zu arbeiten, und das teilweise in irren Höhen – da gehört mehr dazu als nur schwindelfrei zu sein. KIELerleben hat Hannes Koch getroffen, der seit fast fünf Jahren auf den Dächern rund um Kiel unterwegs ist.
KIELerleben: Für alle, die vielleicht den Gedanken haben, deinen Weg einzuschlagen, Hannes: Wie wird man Dachdecker?
Hannes Koch: Das ist ganz klar: Du suchst dir für die Ausbildung eine Firma und musst für die Berufsschule nach Lübeck, die jeweils in Blöcken á fünf Wochen stattfindet: hier wird Theorie und Praxis gelehrt. Während des ersten Lehrjahres beschränkt sich die Arbeit darauf, viel zuzusehen und zu versuchen, die Arbeitsschritte zu verstehen. Die ersten Aufgaben die man dann selbst erledigt, kommen im zweiten Lehrjahr. Im dritten sollte schon eine gewisse Selbstständigkeit vorhanden sein, damit der Geselle nicht jeden Arbeitsschritt überprüfen muss. Das ist natürlich von Lehrling zu Lehrling unterschiedlich, manche brauchen etwas länger als andere.
Und wenn jemand wirklich ein Händchen für die Arbeit hat, welche Aufstiegschancen gibt es dann?
Nach der abgeschlossenen Ausbildung ist man erst einmal „Junggeselle“, das sind im Normalfall zwei Jahre. Als Geselle gibt es dann zwei Möglichkeiten: Zum einen kann man einen einwöchigen Lehrgang als Vorarbeiter machen. Dann ist man dafür verantwortlich, dass es auf der Baustelle so läuft, wie es sich der Chef vorstellt, dazu kommen noch organisatorische Aufgaben, die den reibungslosen Ablauf auf der Baustelle garantieren. Die zweite Möglichkeit ist wohl die bekanntere, nämlich der Weg zum Meister. Den Meister absolviert man in Vollzeit in Lübeck für knapp acht Monate. Als Meister darf man dann in der Selbstständigkeit auch selbst Lehrlinge ausbilden.
Das Gefühl, mit den eigenen Händen etwas erschaffen zu haben, ist schon ziemlich gut.
Was ist deine liebste Arbeit unter allen, die täglich so anfallen?
Das ist eindeutig das Spenglern! Das beinhaltet alles mit Metall, also das Arbeiten an Regenrinnen, Fallrohren oder die Verkleidung von Schornsteinen. Die häufigsten Metalle auf dem Dach sind übrigens Zink und Kupfer.
Hast du schon mal etwas Verrücktes, Absurdes oder Besonderes erlebt?
Verrückt ja, vielleicht sogar leichtsinnig … Aber man muss mit gesundem Menschenverstand an die Arbeit gehen. Wir arbeiten immer mit einer gewissen Gefahr, denn Fehler in diesen Höhen können große gesundheitliche Folgen haben. Ganz besondere Arbeiten sind die großen Arbeitsbühnen an Kirchen. Letzten Sommer bekamen wir einen Auftrag von der Ansgarkirche in der Holtenauer Straße: mit der 64 Meter hohen Arbeitsbühne ganz nach oben, das ist auch für uns ein absolutes Highlight!
Mit der 64 Meter hohen Arbeitsbühne nach oben zu fahren, ist ein Highlight!
Das klingt auf jeden Fall eindrucksvoll! Verrate uns doch noch: Was liebst du an deinem Job?
Da gibt’s viel was mir gut gefällt! Einerseits ist es das Arbeiten in luftigen Höhen, draußen und zwar bei wirklich jedem Wetter! Klar, gewisse Arbeiten können bei Regen nicht gemacht werden, zum Beispiel wenn ein Wasserschaden vorhanden ist und wir auf Ursachensuche sind: Das Dach zu öffnen, wäre dann wohl nicht so förderlich (lacht). Zum anderen finde ich es total motivierend, dass man an vielen Tagen kurz vor Feierabend sieht, was man an diesem einen Tag alles geschafft hat! Das Gefühl, mit den eigenen Händen etwas erschaffen zu haben, ist schon ziemlich gut.
Weiterführende Infos zum Beruf und der Ausbildung zum Dachdecker findet ihr hier:
www.ausbildung.de/berufe/dachdecker
www.dachdecker-sh.de