Jeden Monat erzählt ein*e Mitarbeiter*in aus dem KIELerleben-Team, was ihn oder sie derzeit so umtreibt. Dieses Mal berichtet Projektleiter Jörg von seinen turbulenten Erfahrungen mit Pferden im eigenen Garten.
Man hilft ja gern und in einem früheren Leben war ich vermutlich auch mal Pfadfinder oder bei einer vergleichbar ehrenhaften Institution engagiert. So oder so fiel es mir jedenfalls leicht, auf die Frage, ob wir nicht zufällig eine Weide für zwei steinalte Ponys zwecks Unterbringung zur Sommererholung hätten, mit einem nicht lange überlegtem „Ja, logisch!“ zu antworten.
Mit vermeintlich profundem Kennerblick kam der abstellmöglichkeitssuchende Pferdewirt schnell zu dem Ergebnis, dass unsere beiden Grünflächen locker für die Beweidung durch unsere Schafe und Hühner und die avisierten Gastponys reichen und sich unsere Verantwortung allein darauf beschränke, den Tieren morgens einen Eimer Wasser und eine kleine Schüssel Müsli hinzustellen.
Nur herzlose Menschen würden sich so einem Ansinnen verweigern!
Mitte Mai zogen Rieke (25 Jahre alt und Shetland-Pony) und Jena (29 Jahre und Irish Tinker) auf die Koppel. Die war nach drei Tagen nicht nur komplett leer gefressen, sondern mit einer unglaublichen Menge – euphemistisch als Pferdeäpfel bezeichneter – tierischer Ausscheidungen übersät. Der Begriff beschreibt nicht ansatzweise, was sich auf unserer kleinen Wiese abspielte: Jena ködelte circa halbstündig ungefähr 7 Kilo schwere überproportionale Kuhfladen. Am vierten Tag verbrachte ich 2 Stunden damit im strömenden Regen „abzuäppeln“, wie man wohl fachmännisch sagt und schrammte nur knapp an einer chronischen Sehnenscheidenentzündung vorbei. Eine Beschäftigung übrigens der Millionen reitbegeisterte Mädchen Tag für Tag freiwillig nachgehen – für mich ein völliges Rätsel.
Von da an überschlugen sich die Ereignisse.
Neben der profanen Lohnarbeit für Falkemedia blieb mir und meiner Familie keine freie Minute mehr: Füttern, Pferdeseniorenfutter bei Raiffeisen kaufen, Wassereimer schleppen, Abäppeln, Umweiden, Striegeln, Schafe aus dem Pferdetrog vertreiben und umgekehrt, nachbarschaftliche Rasenflächen als Ersatzweiden akquirieren, auf ungenügend gesicherten Ersatzflächen ausbückelnde Ponys wieder einfangen – unser soziales Leben brach zusammen, selbst Obstbäume wurden zu Pferdefutter, das blanke Chaos ergriff Besitz von unserem Alltag – sodass wir Mitte Juli das Experiment Pferdehaltung abbrechen mussten und Riecke und Jena, die uns trotz allem richtig ans Herz gewachsen waren, wieder ihren Besitzern überantworteten.
Wir haben folgende Lehren ziehen dürfen:
1. Pferde sind ganz niedlich, machen aber auch irgendwie Arbeit.
2. Man muss sich auch nicht alles gleich ans Bein binden, nur weil das auf einem Foto ganz hübsch aussieht.
Tipp: Einfach auch mal „Nein! Tut mir leid!“ sagen.