Wer öfter mal auf der Kieler Förde unterwegs ist, hat bestimmt schon das ein oder andere Plastikteil an sich vorbeischwimmen sehen. Wir Paddler haben es uns im Juni zur Aufgabe gemacht, den Müll zu Forschungszwecken einfach mal einzusammeln – und das zur Hochsaison der Müllproduktion: der KiWo
Hintergrund dieser Aktion ist eine Analyse des GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel, in der die Entwicklung der Müllproduktion während der Kieler Woche untersucht werden sollte. Dass sich die Müllmenge in dieser Zeit stark vermehrt, zweifelt niemand an. Doch die Forscher um Projektkoordinator Dr. Nicolas Ory, Meeresbiologe am GEOMAR, wollten herausfinden, wie viel am Ende der Feierlichkeiten wirklich zusammenkommt und woraus sich der Müll zusammensetzt. Neben dem Abfallwirtschaftsbetrieb Kiel (ABK) hat sich auch die Kanu-Vereinigung Kiel e. V., in der ich Mitglied bin, an dieser Aktion beteiligt. Während der ABK mit dem Schiermoker täglich auf der Förde unterwegs war, sind wir Paddler jeweils einmal vor und nach der Kieler Woche aufs Wasser gegangen und konnten auch zwischen den Booten sammeln.
Am ersten Termin, dem 13. Juni, wurden wir von Tim Kießling von der Kieler Forschungswerkstatt mit dem Projekt vertraut gemacht und bekamen genaue Anweisungen wo und wie wir sammeln sollten. In Zweierteams verteilten wir uns auf 14 Probenbereiche entlang der Kiellinie und am Ostufer in der Schwentinemündung. Dabei sollten wir nur die Gegenstände herausfischen, die an der Oberfläche schwammen. Nach der Kieler Woche wurden genau die selben Gebiete abgefahren und selbst wir konnten einen großen Unterschied feststellen – und das obwohl der Schiermoker regelmäßig unterwegs war und schon einiges weggesammelt hatte. Auf unseren Touren fanden wir Zigarettenstummel, Plastikdeckel, Verpackungsmaterial von Fast-Food-Essen oder Süßigkeiten, Trinkbecher, Strohhalme und vieles mehr.
Nach einer gründlichen Untersuchung und Auswertung der gesamten Müllmenge fanden die Wissenschaftler heraus, dass sich während der Kieler Woche die 20-fache Menge Müll im Wasser der Förde ansammelt! Dabei entsteht der gesammelte Müll kaum durch die Kieler-Woche-Stände, sondern vielmehr durch mitgebrachte Einwegartikel sowie Einweggeschirr. Die Mehrwegregelung während der KiWo bringt also schon einen erkennbaren Fortschritt, doch es bleibt noch viel zu tun. Einen ausführlichen Bericht sowie Auswertungsdiagramme gibt es unter www.geomar.de/service/kommunikation/singlepm/article/schattenseite-der-kieler-woche.
Um weitere aussagekräftige Ergebnisse zu den Plastikvorkommen in der Kieler Förde zu erhalten, führt das GEOMAR aktuell an acht Stationen, denen monatlich Proben entnommen werden, Untersuchungen zum Mikroplastik durch. Die Müllsammelaktion während der Kieler Woche soll im nächsten Jahr wiederholt werden.
Wenn auch Sie die Kieler Förde vom Müll befreien
wollen, können Sie sich am 14. und 15. September am
Coastal Cleanup Day beteiligen. Mehr Infos gibt’s unter www.forschungs-werkstatt.de.