Die Corona-Pandemie trifft die Clubszene besonders hart. Während Restaurants und Bars ihre Tore wieder öffnen dürfen, bleiben Diskotheken seit Monaten geschlossen.
Wie überleben unsere Lieblingsclubs, wenn seit Monaten jegliche Einnahmen ausbleiben und sich keine feierwütige Menge über die Tanzfläche bewegt? Die Berichte der Clubbesitzer*innen ähneln sich: Sie fühlen sich von der Politik vergessen. Die staatlichen Hilfen reichten gerade einmal für den Anfang, doch scheinen neue Konzepte oder gar die Öffnung der Clubs noch in weiter Ferne. Um nicht auf der Strecke zu bleiben, müssen die Clubinhaber*innen sich etwas einfallen lassen.
MAX Nachttheater
„Große Betriebe werden es ohne weitere staatliche Unterstützung nicht schaffen“,
sagt Henning Puls als Geschäftsführer des MAX.
Große Parties, geile Konzerte – so kennen wir das MAX. Von 90er-Parties bis zu Black Beats ist im MAX immer alles dabei und nirgends hat man in Kiel so viel Platz, um die besten dance moves auszupacken. Doch die tanzende Menge wird wohl auch hier noch verschwunden bleiben. Kleinere Feiern und private Geburtstage finden hier Raum. Doch es standen hier schon die Kieler Leoniden, Kraftklub, Madsen und viele andere auf der Bühne und riesige Parties wie „Back to the 90s" zogen sonst Massen auf die große Tanzfläche. Unter den aktuellen Umständen scheint das kaum realisierbar. Große Clubs wie das MAX haben Schwierigkeiten, wenn nicht ansatzweise die gleichen Besucherzahlen generiert werden können. „Die Kostenstruktur ist natürlich eine ganz andere, ob 1.600 Leute oder nur wenige Hundert eingeplant werden”, sagt Henning Puls vom MAX. „Da müsste auch Ähnliches kommen wie bei den Fußballvereinen”, erzählt er weiter. Also hoffen wir, dass endlich auch unsere Kulturinstitutionen bald die gleiche Anerkennung bekommen wie der Fußball – bevor es zu spät ist.
Hansa48
„Wir halten die Fahne der Kulturschaffenden hoch“,
sagt Jan-Hinnerk Wittmershaus.
Auch die Hansa48 hat sich auf die besonderen Anforderungen in diesen Zeiten eingestellt. Mit einem eigenen Hygienekonzept und Veranstaltungen mit Gästen bis zu einer Anzahl von 25 Personen, kann die Hansa einige interessante Events wie üblich stattfinden lassen. So sind in den kommenden Wochen Vorträge, Lesungen, Spiele-Abende und Konzerte in einem gewissen Rahmen kein Problem. Besonders sei euch das „Folk Konzert in Erinnerung an die Dubliners“ ans Herz gelegt. Musiker aus Schleswig-Holstein singen und spielen Lieder und Tänze aus dem Repertoire der berühmten irischen Gruppe. Tickets für den 23. Oktober um 19 Uhr solltet ihr unter info@hansa48.de reservieren. Den Preis könnt ihr euch selbst aussuchen, sollte aber zwischen 7–10 Euro liegen.
Luna Club
„Mit 10-15 Prozent erwirtschaften wir aktuell nur einen Bruchteil der eigentlichen Einnahmen“,
sagt Marc Wolf.
Seit September 2000 ist der Luna Club im Norden eine der ersten Clubadressen für alle Nachtschwärmer. Der Club, dessen großer Kellerraum sonst für ausschweifende Parties und Musik von House, Techno über Hip Hop, Funk, Soul bis hin zu Reggae, Trap oder Bass bekannt ist, hat seit einiger Zeit auf den Barbetrieb umgestellt. Dort, wo sonst 500 Menschen an einem Abend feiern, sind nun bis zu 50 Leute erlaubt. In chilliger Wohnzimmeratmosphäre finden Filmabende und Lesungen statt sowie kleinere Konzerte mit befreundeten DJs des Ladens. Von Mittwoch bis Sonnabend macht das Luna um 19 Uhr auf. In der Regel ist die Bar gut gefüllt. Am Sonntag gibt es ein Nachmittagsprogramm ab 16 Uhr.
Statt Café
„Den nächsten Lockdown würden wir sicherlich nicht überleben“,
sagt Frank Müller als Betreiber des Statt-Cafés.
22 Plätze bietet das Statt-Café in der Andreas-Gayk-Straße aktuell an. Auf Sparflamme läuft auch hier das Geschehen – wie soll es anders sein? Obwohl es weniger Gäste zu betreuen gibt, ist dennoch viel zu tun in dem charmanten Café gegenüber der Holstenstraße. Wegen des ausreichenden Abstands können Konzerte und andere Veranstaltungen seit September nur im benachbarten Kulturforum stattfinden. Sechs Meter muss der Abstand zwischen Musiker*innen und dem Publikum sein – somit würden Müllers Gäste wohl fast im Eingangsbereich sitzen. Die letzten Wochen haben gezeigt, dass die Gäste begeistert sind, dass hier wieder etwas stattfinden kann. Und auch für die Musiker*innen seien die Gäste des Kulturforums ein willkommenes Publikum, betont Müller.
Pumpe
„Die Branche hat mehr Betroffene als die Auto-Industrie“,
sagt Carlos Lehne, Booker und Produktionsleiter der Pumpe.
Veranstaltungszentren, Kongresshäuser, Tagungshotels und Spielstätten wie Theater, Philharmonien, Konzerthallen und Schauspielhäuser leben von ihren engagierten Mitarbeitern und den Geschäftspartnern, die kleine und große Veranstaltungen durchführen. Seit dem 10. März liegt eine ganze Branche brach. Unzählige Solo-Selbstständige, wie sie die Pumpe für ihre Veranstaltungen bucht, stehen vor dem Nichts. „Wir verkaufen die Magie eines Abends an ein Publikum und machen Veranstaltungen zu etwas Besonderem“, Michael Thies, Geschäftsführer von MichaLights, mit dem Lehne regelmäßig zusammenarbeitet. Magische Konzerte finden seit geraumer Zeit nicht statt. Und auch für die kommenden Wochen sind in den Räumlichkeiten der Pumpe vorwiegend Lesungen geplant.