Das Kieler Schauspielhaus bietet dem Publikum 16 Reihen. In der 17. Reihe, also im Foyer des Hauses, finden Lieder- oder Fußballabende, Regiedebüts sowie Talkshows statt. Es ist die Bühne, auf der sich einzelne Mitarbeiter des Theaters kreativ ausleben oder Debütanten sich vorstellen können
Am 10. Dezember war ich zum ersten Mal bei der Reihe 17 im Schauspielhaus vom Theater Kiel. Die beliebte Talkshow „Ein Song, ein Drink, ein Ding“ von Dramaturgin Kerstin Daiber stand auf dem Programm und bei ihr zu Gast war Moritz Boll, gesprächiger Filmemacher aus Flintbek, der mit seiner Arbeit schon einige Preise gewonnen hat. Nach einer schnellen Fragerunde ging es direkt mit dem Drink weiter. Doch eigentlich ging es gar nicht um den Rotwein, sondern um die Geschichte dahinter: Nach der Schule war Moritz mit seinem Kumpel Georg in Frankreich unterwegs. Weil er auf einem schmalen Weg in Richtung eines Weinguts mit Gräben zu beiden Seiten nicht mehr wenden konnte, entschied sich der 24-Jährige rückwärts zu fahren. Doch währenddessen kam eine Wespe ins Auto geflogen, stach ihn in die Brust und er steuerte vor Schreck geradewegs in den Graben. Nach einigem Hin und Her, welches Moritz in seiner Erzählung sehr detailliert schilderte und damit für einige Lacher sorgte, wurden sie vom Weinbauern aus dem Graben gezogen. Zum Dank haben sie ihm Wein abgekauft. Und spätestens jetzt hat das gesamte Publikum gemerkt, dass Moritz der geborene Geschichtenerzähler ist. Über den ersten Film im Cinemaxx, seinen Traumberuf Naturschützer, den Kurzfilm „Abgetaucht“ bis hin zur Akquise von Michael Mendl für den Film „Elise“ sprudelten noch viele weitere Geschichten aus Moritz heraus, bis es schließlich mit dem Song weiterging. Die Wahl fiel auf „Down in the Valley“ von The Head and the Heart. Dieser Song sollte den Abspann für den Film „Kleinstadtfeuer“ begleiten. Um den Kosten für die GEMA zu entgehen, sind Moritz und sein Freund, damals 15 Jahre alt, kurzerhand nach Hamburg gefahren zu einem Auftritt der Band und haben den Drummer gefragt. Ihm war es völlig egal und für die Jungs war es die Zusage. Nach vielen weiteren Geschichten folgte das Ding: eine Stirnlampe. Die ist nämlich nicht nur bei Dreharbeiten gut, sondern auch, wenn einem in Holland die Scheinwerfer ausfallen. Am Ende fasste eine ältere Zuschauerin in der Reihe vor mir diesen einzigartigen Charakter sehr treffend zusammen: „Der ist ja süß. Total sympathisch.“
Ich könnte natürlich noch viel mehr schreiben, aber am besten schauen Sie sich die Reihe 17, die neben der Talkshow noch so viel mehr bietet, einmal selbst an. Im neuen Jahr geht es am 7. Januar weiter mit der deutschsprachigen Erstaufführung „Meine Irma, deine Irma“. Mehr Infos unter www.theater-kiel.de.
KIELerleben hat Moritz Boll bereits im Juli 2017 getroffen. Anlass war die Veröffentlichung seines Spielfilms „Elise“.