Meeresschutz, Klima und fairer Konsum sind globale Ziele, können aber auch im Kleinen gedacht werden. Vier unterschiedliche Stadtrallyes zeigen, wie aktuell diese Themen auch in Kiel sind.
Wie viele Liter sind nötig, um ein Kilo Kartoffeln zu erwirtschaften? Wie groß ist der prozentuale Anteil landwirtschaftlich genutzter Flächen weltweit? Und was verdient ein*e indonesische*r Textilarbeiter*in im Jahr? Das sind einige der Fragen, die den Teilnehmer*innen der ersten Kieler Schnitzeljagd begegneten, welche vom Bündnis eine Welt Schleswig-Holstein konzipiert wurde. An jeweils zwei Terminen in der Woche bietet das Bündnis Rallyes zu den Themen KLIMA, FAIRlaufen, MEER und den 17 globalen Zielen der Vereinten Nationen für nachhaltige Entwicklung bis 2030 (Sustainable Development Goals; kurz: SDGs) an.
In der Thinkfarm der Alten MU liegen bereits fünf iPads aufgeladen an ihren Stationen bereit. Sie werden mithilfe der App „Action Bound“ durch die Rallye führen. Wer nicht sein eigenes Smartphone für die Rallye nutzen möchte, hat die Möglichkeit, auf eines der Tablets zuzugreifen.
Der CoWorking Space auf dem Gelände am Lorenzendamm ist Start- und Zielpunkt der ersten von insgesamt 18 Sommerrallyes im Stadtzentrum Kiels. Die Schnitzeljagden verbinden lokale Orte mit Wissen und konkretem Tun in globalen Zusammenhängen. Entdeckerlust, Bewegung und Spaß sollen während der nächsten rund zwei Stunden nicht zu kurz kommen. Der Zusammenhang zwischen diesen wichtigen globalen Themen und dem eigenen Lebensalltag in Kiel steht im Mittelpunkt. Dabei sind eigene Ideen und Kreativität gefragt.
Globale Themen im Lokalen verknüpfen
Linda ist eine von insgesamt zehn Teilnehmer*innen, die an diesem Nachmittag ihrer Entdeckerlust nachgehen und ihr Wissen auf die Probe stellen möchten. Über den Facebook-Account der Landeshauptstadt hatte sie von der Rallye erfahren und drei weitere Freunde – Nane, Jan und Mike – für das Abenteuer angemeldet. „Ich habe mich bereits in der Ausstellung des Bremerhavener Klimahauses mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinandergesetzt und bin nun neugierig auf die Tour“, sagt Linda. Was genau sie während der Tour erwartet, ahnt die junge Lehrerin zu diesem Zeitpunkt noch nicht.
Rätselhafte Koordinaten suchen und Aufgaben rund um den Klimaschutz und Nachhaltigkeit lösen – „Der spielerische Charakter führt dazu, dass Kinder und Jugendliche bewusster mit den sensiblen Umweltthemen umgehen“, sagt Hilke Oltmanns, Leiterin der regionalen Bildungsstelle „Bildung trifft Entwicklung“. Ursprünglich für Schulklassen ab Jahrgangsstufe 7 konzipiert, würden die Schnitzeljagden aber auch Erwachsene spielerisch an die Themen des Klimabewusstseins heranführen, erläutert Oltmanns.
Die Kieler SDG-Rallye
Es wird zum Beispiel der Frage nachgegangen, wo die eigenen Lieblingsklamotten eigentlich herkommen und was hat die Herstellung dieser mit Armut und Umweltzerstörung auf der anderen Seite des Globus zu tun. Aber auch individuelle Handlungsmöglichkeiten, die hier vor Ort in Kiel oft gar nicht so schwer umzusetzen sind, werden entwickelt. „Gerade in Kiel ist Konsum ein faires Thema“, sagt Stefanie Groß, Bildungsreferentin des Bündnis eine Welt Schleswig-Holstein. Sie hat ein ähnliches Modell bereits für die Stadt Eckernförde durchgeführt - mit vollem Erfolg. Folgerichtig wurde sie nun auch mit der Planung und der Erstellung der Kieler Routen beauftragt.
„Man lernt die Stadt spielend neu kennen“, sagt Teilnehmerin Linda.
Die Rallye unter dem Schwerpunkt der SDGs führt Linda, Jan, Mike und Nane entlang des Kleinen Kiels, über den Kleinen Kiel-Kanal und den Rathausplatz hoch zur Wunderino-Arena und den Europaplatz. Das Tablet weißt den vier angehenden Klimaexperten den Weg auf einer digitalen Karte. An fünf Stationen müssen Fragen und Aufgabenstellungen gelöst werden, für die es jeweils bis zu 10 Punkte gibt. Darunter Schätz-Aufgaben und Quizfragen alla „Wer wird Millionär“. Schnell packt der Ehrgeiz die Gruppe und jede Antwort wird zunächst ausführlich besprochen. Wie bei jeder anderen Schnitzeljagd wird die Gruppe, die sich scherzhaft den Namen „Klingelingeldingdong“ gegeben hat, dazu aufgefordert, eines der Klimaziele in Form eines Piktogramms auf den Asphalt zu malen. Mit dem Tablet soll das Quartett anschließend noch ein „Selfie“ fotografieren.
Über die Holstenstraße und den Alten Markt geht es schließlich zurück zum Treffpunkt in der Alten MU. Hier warten kühle Getränke und ein Snack auf alle Teilnehmer*innen inklusive Auswertung der Ergebnisse. Auf den ersten Platz hat es „Klingelingeldingdong“ zwar nicht geschafft, dennoch sind alle um eine Erkenntnis reicher. Linda sagt: „Man denkt darüber nach, was jeder Einzelne tun kann, um die Welt ein bisschen besser und gerechter zu machen.“