Zuletzt musste der walisische Ausnahmekünstler einige Konzerte wegen einer Kehlkopfentzündung absagen. Das Kieler Publikum aber hatte Glück und erlebte einen Tom Jones in Bestform.
Seinen Spitznamen trägt der „Tiger“ seit den Anfängen seiner Karriere, als er noch musizierend durch walisische und später auch Londoner Kneipen tingelte.
Jones hat seither geschafft, was nur wenigen Künstler:innen vergönnt ist: Er steht immer noch auf der Bühne, ohne, dass man ihn dafür bedauern müsste und blickt auf eine Laufbahn zurück, die ihm auf ewig einen Platz in den Geschichtsbüchern der Pop-, R&B- und Soul-Musik beschert. Dabei ist es ihm gelungen, nicht nur bestehendes Publikum auf der Reise mitzunehmen, sondern auch immer wieder neue Fans hinzuzugewinnen.
So ist seine zweite Single (aus dem Jahr 1965), die es in den britischen Charts direkt auf Platz 1 schaffte, für viele mit einem popkulturellen Phänomen der 1990er-Jahre verknüpft. Nämlich der TV-Serie „Der Prinz von Bel Air“, die nicht nur Will Smith berühmt machte, sondern auch den „Carlton-Tanz“ seines Schauspielpartners Alfonso Ribeiro, den dieser zu eben jenem „It's not unusual“ aufführte.
Überhaupt schaffte Tom Jones es immer wieder auch über Film und Fernsehen im Gespräch zu bleiben. Nicht nur stammt der Titelsong des James-Bond-Films „Feuerball“ (im englischen Original: Thunderball) von ihm. Auch ein selbstironischer Auftritt in „Mars Attacks!“ Verschaffte ihm weitere Sympathien.
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Eine musikalische Brücke nach Deutschland schlug Jones 2000, als er sich mit dem vom in Hagen geborenen Mousse T. geschriebenen und produzierten Song „Sex Bomb“ zurückmeldete. Der Hit entstammt „Reload“, dem zumindest in Europa erfolgreichsten Tom-Jones-Album. Dafür tat er sich mich diversen weiteren Größen der Musikwelt zusammen. Das Ergebnis? Hits wie „Burning Down The House“ (mit The Cardigans), „Mam Told Me Not To Come“ (mit den Stereophonics) oder „Never Team Us Apart“ (mit Natalie Imbruglia).
Neue Songs und echter Fan-Service
Tom Jones ist ein Künstler, der am Ball bleibt, nicht locker lässt. Davon zeugt auch seine enorme Diskografie, die bis dato 29 Alben zählt. Letztlich aber weiß Jones auch, was das Publikum erwartet. Und so ist dieser Abend in der Ostseehalle eine gelungene Mischung aus Titeln vom aktuellen Album „Surrounded by Time“ und eben jenen Songs, die einem sofort im Ohr klingen, wenn man den Namen des „Tigers“ hört.
Dabei erlebt das Kieler Publikum nicht nur einen Tom Jones, der nicht nur von Zeit umgeben, sondern sie auch kommandieren zu können scheint. Denn ja, natürlich: Tom Jones ist ein alter Mann. Wer aber nicht um seine 82 Jahre weiß, kann ihn ohne Weiteres eine, vielleicht sogar zwei Dekaden jünger schätzen.
Am Stück wegspielen der glänzend aufgelegte Jones und Band 20 Songs. Pausen, wenn man sie denn so nennen mag, gönnt sich der Star des Abends lediglich, um Geschichten zu einzelnen Liedern oder Anekdoten aus seinem bewegten Leben zu erzählen.
Und immer wieder, vor allem bei leicht anrüchigen Songs, wie eben das bereits erwähnte „Sex Bomb“ oder auch „You Can Leave Your Hat On“, kann sich Jones die eine oder andere eindeutige Geste, das eine oder andere verschmitzte Lächeln nicht verkneifen. So erlebt das Publikum in der praktisch ausverkauften Arena, was es bedeutet, einem seniorigen Tiger gegenüberzustehen.