Lacrosse ist in Deutschland noch eine eher unbekannte Sportart. KIELerLEBEN sprach mit Spielerinnen des Lacrosse Club Kiel darüber, warum sich das ändern sollte.
„Hab Ball“, tönt es über das Spielfeld, und schon sausen die Spielerinnen los. Die eine hat ihren „Stick“, den Schläger, nach oben gestreckt, im Netz am oberen Ende ruht der Hartgummiball. Der Ruf ihrer Verteidigerin ist wichtig, da man sonst ganz schnell den Überblick verliert, wo der kleine Ball gerade ist. Ihnen dicht auf den Fersen stürmen die gegnerischen Spielerinnen heran und versuchen, ihr den Ball abzunehmen. „Check“ heißt es, wenn die Spielerinnen mit gezielten Schlägerkontakten versuchen, den Ball von oben aus dem Netz zu schlagen. Die Spielerin aber kann sich durchsetzen und katapultiert den Ball mit einer Hebelbewegung ins Tor.
Für die Kieler Mannschaft ist Lacrosse zu einer Leidenschaft geworden. „Für mich bietet es einfach die perfekte Mischung aus Teamgeist, Herausforderung und richtig viel Spaß“, beschreibt Katharina Collin die Sportart. Die 25-Jährige ist seit einigen Jahren die Trainerin im Team. Als 16-jährige Austauschschülerin entdeckte sie ihre Liebe zum Lacrosse in den USA. „Da mir die Sportart sofort viel Spaß gemacht hat, war ich froh, dass Kiel auch einen Verein hat.“ Die Mannschaft hat sich anfangs häufig verändert, weshalb es schwer war, eine konstante Teamdynamik zu entwickeln. Inzwischen sind die meisten der 15- bis 29-Jährigen aber schon länger dabei. „Wir haben uns deutlich verbessert in den letzten Jahren, das ist toll!“, lobt die Trainerin.
Von den Indianern der Ostküste Nordamerikas stammt die Sportart. Sie nannten sie „kleiner Bruder des Krieges“ und weihten sie dem Kriegsgott. Sie nutzen das Spiel zur Stärkung des Teamgeistes als Vorbereitung auf Kriege oder um Streitigkeiten mit anderen Stämmen beizulegen. Nach Deutschland kam der Sport erst 1993, nach Kiel 1995 – als dritte Stadt deutschlandweit. Mittlerweile gibt es vier Herren-, drei Damen- und eine Juniorenliga, die unter dem Dachverband, dem Deutschen Lacrosse Verband (DLaxV), organisiert sind. Die Regeln haben sich mit der Zeit stark verändert, so gibt es inzwischen deutliche Unterschiede zwischen Damen- und Herren-Lacrosse. Bei den Frauen gibt es kaum Körperkontakt, daher nur wenig Schutzkleidung. Lediglich eine Zahnschiene und sogenannte „Goggles“, eine Art Brille, schützen das Gesicht. Nur der „Goalie“, also die Torhüterin, ist rundum geschützt, sie hat außerdem auch einen größeren Stick.
Die Damen-Mannschaft trainiert zurzeit besonders hart, denn gleich zwei große Ereignisse stehen ins Haus: Vom 29. bis zum 31. Juli findet das Kieler Lacrosse Meeting statt, zu dem Herren- und Damen-Mannschaften aus ganz Europa kommen. Auch Zuschauer sind herzlich eingeladen, bei kostenlosem Eintritt und nettem Rahmenprogramm den Spielen der Lacrosse-Teams zuzusehen. Das zweite Ereignis ist die U19-Weltmeisterschaft, die in diesem Jahr im August in Hannover stattfindet. Drei der Damen aus dem Kieler Team haben es geschafft, in die Nationalmannschaft zu kommen. „Das macht uns alle richtig stolz“, sagt die Trainerin. „Und natürlich unterstützen wir sie, wo wir können, damit die deutsche Mannschaft mit ihrer Hilfe in diesem Jahr Weltmeister wird!“
Neugierig geworden? Mehr Informationen gibt es unter www.kiel-lacrosse.de oder bei Nathalie Nibbe unter Damen-Info@kiel-lacrosse.de.
Frauen-Lacrosse in Fakten & Zahlen:
Spielfeld: 55 x 102 m
Tor: 1,83 m x 1,83 m (Position: 14 m vor Spielfeldende)
Ball: besteht aus Gummi, Umfang: 20 cm; Gewicht: 140 g
Schläger („Crosse“ oder „Stick“): zw. 80 und 110 cm
lang und max. 2,5 cm dick
Schlägerkopf: meist aus Kunststoff, darin ist das Netz
(„Pocket“) geknüpft
Spiellänge: 2 x 30 Min.