Waschbären in der Nachbarschaft gehören eher zu den ungebetenen Gästen. Doch warum eigentlich und was kann man tun, wenn das kleine Tierchen schon eingezogen ist?
Ausgeräumte Mülltonnen, zerstörte Dämmung im Dach, Chaos im Garten – wer schon mal einen Waschbären zu Gast hatte, weiß, wie nervig diese kleinen Nachbarn sein können. Auf der Suche nach Futter haben sie die Umgebung des Menschen als besonders ergiebig kennengelernt und breiten sich immer weiter aus. Laut einer Auswertung des Deutschen Jagdverbands im Jahre 2020 kommt der Waschbär inzwischen in 57 Prozent der deutschen Jagdreviere vor, 2006 war es noch die Hälfte. Dabei gehört er eigentlich gar nicht in unsere heimische Natur. Waschbären stammen ursprünglich aus Nordamerika, wurden aber bereits nach dem Ersten Weltkrieg in Deutschland für die Pelzherstellung gezüchtet und entkamen häufig in die Freiheit. In Schleswig-Holstein steigt die Population vergleichsweise langsam an, erst in den letzten 20 Jahren kam es hierzulande vermehrt zu Problemen mit Waschbären.
Eine Gefahr für heimische Tiere?
Der allesfressende Waschbär richtet aber nicht nur in der Nähe der Menschen Schäden an, sondern gilt laut der Expert:innen in der Natur als Fressfeind, unter anderem für Vögel und deren Eier, Kleinsäuger, Reptilien und Fische. Dem Fuchs und anderen heimischen Raubtieren gegenüber stellt er eine Konkurrenz dar. 2016 wurde er wegen seines negativen Einflusses auf die Artenvielfalt auf die Liste der invasiven gebietsfremden Arten aufgenommen.
„Als Jäger sind wir vom Ministerium damit beauftragt, diese Tiere der Natur zu entnehmen“, erklärt Wulf-Heiner Kummetz, Landesobmann für Öffentlichkeitsarbeit beim Landesverband Schleswig-Holstein. Naturschützer:innen sind anderer Meinung und sehen den Waschbären inzwischen als heimische Tierart, die sich gut in die Natur integriert hätte. Ingo Ludwichowski, Pressesprecher beim NABU Schleswig-Holstein, weist darauf hin, dass auch der NABU keine Neozoen begrüße, es bislang jedoch zu wenig Untersuchungen zu den Auswirkungen auf die Artenvielfalt durch Waschbären gäbe, um eine Bejagung zu rechtfertigen.
Was ist zu tun?
Hat sich nun tatsächlich ein Waschbär oder eine ganze Waschbärenfamilie im eigenen Zuhause einquartiert, sollte man sich nicht von dem süßen Äußeren beeindrucken lassen. Generell gilt es, den Tieren die Umgebung möglichst schon vorab unbequem zu machen sowie eventuelle Futterquellen und Unterschlüpfe zu beseitigen. Wulf-Heiner Kummetz rät außerdem, sich von den Waschbären fernzuhalten: „Auch wenn sie putzig aussehen, sind die kleinen Tiere nicht ungefährlich. Fühlen sie sich in die Enge gedrängt, können sie sehr aggressiv werden und auch Menschen schwere Verletzungen zufügen.“ Zugänge zu den Verstecken zu versperren, ist nur bedingt eine Lösung und sollte gut überlegt sein. „Die Tiere sind sehr klug. Wenn sie ausgesperrt wurden, suchen sie sich meist Alternativen und können ganz bequem Dachpfannen anheben“, erklärt Kummetz. Ist der Waschbär jedoch gerade zu Hause, kämpft er im Anschluss womöglich ums Überleben und richtet noch mehr Schaden an. Stattdessen empfiehlt Kummetz, sich an die Kreisjägerschaft vor Ort zu wenden, die eine Ansprechperson vermitteln kann oder eigene Expert:innen für solche Fälle hat. Die Waschbären werden dann per Falle gefangen.