Kalt war es und zugig, als sich die Redaktion der KIELerleben heute zu einem Fototermin traf. Als passender Ort für unser Fotoshooting war schnell der Platz rund um den Anleger beim Schifffahrtsmuseum gefunden. Während es knipste und alle ihre Positionen einnahmen, fiel unser Blick auf das große, schöne Schiff, das dort ankerte.
Die MS Stadt Kiel.
Nach einigem Winken und freundlichem Gegucke, öffnete sich die kleine Holztür des Führerhauses und ein Mann steckte seinen Kopf heraus. „Ob wir mal auf’s Schiff dürften, für ein Foto?“ Kein Problem für Kapitän Erwin.
Neben dem Gruppenfoto geschah aber noch etwas anderes: Der ‚Baas’ (ostfriesisch für ‚Chef’) lud uns spontan zu einer kleinen Führung durch die MS ‚Stadt Kiel’ ein.
Die Geschichte des Schiffes ist beeindruckend und wunderschön zugleich. Die ‚Stadt Kiel’ sollte als Typschiff dienen, für eine ganze Serie an Fördeschiffen. Am 25. Mai 1934 wurde sie ins Wasser entlassen. Neu und besonders war vor allem der große Dieselmotor, der bis heute nur einmal, nämlich 1954, getauscht wurde.
Doch der Schreckensmoment ließ nicht lange auf sich warten. „1943, als die ‚Stadt Kiel’ knapp 9 Jahre alt war, wurde sie von einer Bombe getroffen. Die schoss einmal von oben bis ganz unten durch das Schiff durch“, erzählt uns der Kapitän. Dabei wurde nicht nur fast das komplette Schiff beschädigt: Sieben Besatzungsmitglieder waren auf der Stelle tot.
Nachdem nicht mehr viel von dem einst stattlichen Schiff übrig war, wurde es nach Dänemark gebracht, wo es repariert wurde. Neben einer Verlängerung um 3 Meter kam nun ein Salondeck dazu, der geschlossen war, was es in seiner Silhouette einzigartig machte. „Ihr steht auf dem Boden, der teilweise noch von 1934 ist“, erklärt Kapitän Erwin uns. Vieles wurde restauriert und repariert, manches konnte erhalten werden. Ab 1962 fuhr die MS ‚Stadt Kiel’ wieder rund um die Förde. Möbel, Fotos, Gegenstände erzählen von dieser Zeit. Und natürlich die Geschichten. Geschichten von Unfällen und Problemen, Menschen und Erlebnissen.
Langsam aber sicher kam das Schiff in ein Alter, in dem es von der Jugend überholt wurde: Neuer Schiffstypen machten sich breit und verdrängten die alte Dame. Ihr Abschied aus der Förde führte sie zunächst an die Schlei. 1977 jedoch kam sie zurück, als ein Freund von Marianne Bachmeier mit dem Schiff Pilgerfahrten plante. Als das schief ging wurde das Schiff später von Michael Rentsch, seinerseits Schiffmaschinenhändler, aufgekauft. Er überließ es Werner von Unruh, der bereits mit 20 Jahren auf der MS Stadt Kiel fuhr, das Schiff wieder schick zu machen. Und das gelang von Unruh mit einer Schar an Unterstützern. 1982 gründete man den Förderverein MS Stadt Kiel und die MS ‚Stadt Kiel’ kehrte zurück in ihren Heimathafen. Dort steht sie bis heute, hat vielen Menschen während der Kieler Woche Freude bereitet, diente als treuer Zeuge bei Hochzeiten oder Fahrgastschiff für Ausflüge. „Wir arbeiten hier alle ehrenamtlich. Unterstützung findet unsere alte Dame, indem sie für Hochzeiten oder Ausflüge gebucht wird.“ Das Schiff verlassen wir alle mit dem Wunsch, dass die MS ‚Stadt Kiel’ noch viele Hochzeiten sehen wird.