Starke Emotionen und Ballett auf höchstem Niveau werden vom Ensemble des Balletts Kiel bei Yaroslav Ivanenkos Inszenierung von Eugen Onegin auf die Bühne gezaubert.
„Mit ‚Eugen Onegin‘ also, diesem unsterblichen und unerreichbaren Poem, trat Puschkin als der große Dichter hervor, wie es keinen vor ihm gab. In einem einzigen Wurf, treffsicher und hellsichtig, legte er die Tiefen unseres Wesens und unserer höheren, über dem Volk stehenden Gesellschaft frei“. So beschrieb der berühmte russische Dichter Fjodor Dostojewski eines der bekanntesten Werke seines Kollegen und Landsmanns Puschkin. Basierend auf diesem großartigen Stück moderner russischer Literatur entwickelte Yaroslav Ivanenko, Leiter des Kieler Balletts, ein eindrucksvolles Ballettstück, das am vergangenen Samstag im Opernhaus Premiere feierte. Musikalische Vollendung liefern sinfonische und kammermusikalische Werke von Tschaikowsky, die Ivanenko zusammen mit dem musikalischen Leiter Daniel Carlberg gekonnt auf den Handlungsverlauf von Puschkins Versepos abstimmte.
Hauptfigur des Stücks ist Eugen Onegin, ein junger, attraktiver Dandy aus der russischen Oberschicht, der seine Freizeit für gewöhnlich auf rauschenden Bällen verbringt. Als ihn die Nachricht vom Tod seines Onkels erreicht, beschließt er, von glücklichen Kindheitserinnerungen getrieben, zu dem von ihm geerbten Landgut zu reisen und sich dort niederzulassen. Auf einem Dorffest begegnet Onegin dem Dichter Lenski, zu dem er eine tiefe Freundschaft aufbaut. Dieser stellt Onegin bald seiner Verlobten Olga und ihrer verträumten Schwester Tatjana vor, die sich sofort in den charismatischen Lebemann verliebt und ihm ihre Gefühle in einem Brief offenbart. Von dort an nimmt das Drama seinen Lauf und gipfelt in Reue, Trauer, unerfüllter Liebe und einem tödlichen Duell.
Die emotionale Vielfalt des Stücks, die von herzzerreißender Tragik über humoristische Elemente bis hin zu liebevoller Intimität reicht, wird durch die außerordentlichen schauspielerischen und tänzerischen Leistungen der Darstellenden und der hervorragend abgestimmten musikalischen Untermalung in ihrer Gänze auf die Bühne gebracht. Völlig ohne Worte kommt das Ballett, wie es seine Natur ist, aus und doch ist am Ende alles gesagt. An diesem wunderbaren Stück wird deutlich, dass Tanz und Musik das Innerste genauso berühren können wie Sprache es tut, wenn nicht sogar noch tiefer.
Sowohl für Liebhaber des klassischen Balletts als auch für interessierte Neulinge ist dieses Stück genau das richtige, um einen Abend voller Emotionen, Tanz auf höchstem Niveau und perfekt abgestimmter klassischer Musik zu erleben.
Noch bis Mitte Juni kommenden Jahres könnt ihr euch das Stück im Opernhaus in Kiel anschauen. Mehr Infos und Karten erhaltet ihr unter www.theater-kiel.de.