Seit Monaten häufen sich auch in Schleswig-Holstein Betrugsfälle im Zusammenhang mit falschen Gewinnbenachrichtigungen. Betroffen davon sind ältere Menschen, die in der Erwartung des großen Gewinns um ihr Erspartes gebracht werden.
Organisiert aus der Türkei heraus agierende Tätergruppen wenden sich mit zielgerichteten Anrufen an ältere Mitmenschen, denen der große Geldgewinn oder das hochwertige Auto versprochen werden. Mit vielerlei Verhandlungsgeschick erklären die in einem Callcenter in der Türkei arbeitenden deutschsprachigen Kriminellen den älteren "Hauptgewinnern", dass vor der Gewinnübergabe zunächst Kosten für einen angeblichen Notar oder für die Überführung des Fahrzeuges nach Deutschland zu begleichen seien. In vielen Fällen sind die älteren Menschen in ihrer großen Freude für derartige skrupellose Forderungen der Kriminellen empfänglich und lassen sich bedenkenlos auf Vorauszahlungen ein.
Zum Schein wird von den Kriminellen ein mit der Gewinnübergabe beauftragter angeblicher Rechtsanwalt genannt, der seinen Kanzleisitz in einer deutschen Großstadt unterhalten soll und über eine deutsche Telefonnummer kontaktiert werden kann. Tatsächlich wurde die an das Opfer herausgegebene deutsche Festnetznummer von den Kriminellen über das Internet zur Verschleierung ihrer wahren Identität angemietet. Wählt der Betroffene diese deutsche Rufnummer, wird der Anruf zu den in der Türkei operierenden Kriminellen durchgeleitet. Dort spielt ein sprachlich versierter Krimineller die Rolle des Rechtsanwaltes, um mit der nötigen Seriosität und Verbindlichkeit den Betroffenen zu einer Vorauszahlung von bis zu mehreren 1000 Euro zu bewegen.
Im weiteren Verlauf wird der Betroffene von der Täterseite gedrängt, die Zahlung als Bargeldtransfer über einen Finanzdienstleiter in die Türkei oder durch die Übermittlung von Guthabencodes für anonyme elektronische Zahlungsmittel vorzunehmen.
Wurde diese erste Vorauszahlung durch das Opfer geleitstet, werden in den folgenden Wochen und Monaten mit immer wieder neuen Erklärungen weitere Zahlungen gefordert. Will das Opfer nun aussteigen, wird gezielt psychischer Druck ausgeübt und mit einer angeblichen Strafverfolgung wegen "Geldwäsche" gedroht. In einigen Fällen geben sich die Kriminellen sogar als Polizei- oder Zollbeamte aus und bitten die Opfer den Zahlungsforderungen nachzukommen, damit die Kriminellen beim Empfang des Geldes festgenommen werden könnten. Es gibt Fälle in Schleswig-Holstein, in denen Einzelne immer in der Hoffnung auf den großen Gewinn über eine Vielzahl von Geldtransfers insgesamt 20.000 Euro verloren haben.
Der Pressesprecher des Landeskriminalamtes Schleswig-Holstein: "Wir befürchten, dass sich auch aktuell ältere Menschen in den Fängen der Kriminellen befinden und für die versprochene Gewinnübergabe viel Geld zahlen. Wir appellieren: Leisten sie keine Zahlungen - denn der Gewinn bleibt aus und Ihr Geld ist verloren! Erstatten Sie Anzeige bei Ihrer Polizei."
Das LKA SH rät:
- Prüfen Sie das Gewinnversprechen: Wer nicht gespielt hat, kann auch nicht gewinnen!
- Leisten Sie bei Gewinnbenachrichtigungen keine Vorauszahlung
- Vertrauen Sie keiner deutschen Festnetznummer auf ihrem Display
- Recherchieren Sie Telefonnummern eigenständig
- Geben Sie keine persönlichen Daten wie Personaldaten, Kontoinformationen oder Geheimnummern am Telefon heraus
- Fällen Sie keine einsamen Entscheidungen
- beraten Sie sich mit Ihren Angehörigen
- Bei Betrugsverdacht erstatten Sie Anzeige bei Ihrer Polizei!