"Lotte ist an allem Schuld!", darin waren sich die Gratulanten einig. Denn gleich mehrfach fiel dieser Satz am vergangenen Sonntag, an dem die Kunsthalle zu Kiel am Düsternbrooker Weg ihr 100-jähriges Jubiläum feierte.
Anlässlich des Festaktes wurde zudem das Sieger-Architektenbüro bekannt gegeben, dessen Vorschläge für eine Neugestaltung des Eingangsbereichs der Kunsthalle sowie die dem Schlosspark und der Innenstadt zugewandte Gebäudeseite im kommenden Jahr umgesetzt werden.
Bei der am Sonntag so häufig erwähnten Lotte handelt es sich um die im Jahr 1822 in Kiel geborene Charlotte Friederike Dorothea Hegewisch - kurz: Lotte. Ohne sie würde die Kieler Kunsthalle an ihrem heutigen Standort so nicht existieren. Lotte nämlich vermachte der Kieler Universität und dem Schleswig-Holsteinischen Kunstverein in ihrem Testament das rund 6000 Quadratmeter große Grundstück "Klein Elmeloo" am Düsterbrooker Weg. Ihre einzige Bedingung: Auf dem Gelände müsse eine Kunsthalle gebaut werden. Lotte starb 1903.
Sechs Jahre später, am 15. November 1909, eröffnete Universitätsprofessor und Kunsthistoriker Carl Neuman schließlich den neuen Museumsbau. Es war höchste Zeit geworden, denn seitdem das alte Ausstellunsgebäude auf dem Schlossgelände 1888 abgerissen werden musste, fristeten die Kunstwerke ein klägliches Dasein in der sogenannten "Kunstscheune", deren Dach nicht gerade als regenfest galt.
Im Zweiten Weltkrieg wurde die Kunsthalle durch die Bombenangriffe schwer beschädigt, besonders der Eingangsbereich wurde in Mitleidenschaft gezogen. Der Wiederaufbau verlief in mehreren Bauphasen, von denen die letzte 1986 abgeschlossen werden konnte. Im kommenden Jahr wird nun ein weiterer Umbau erfolgen: Der vordere Treppenaufgang soll saniert und in ein gestalterisches Gesamtkonzept integriert werden. Vier Architekturbüros befassten sich mit der Planung und gestalteten entsprechende Entwürfe. Henrik Harms, Geschäftsführer der GMSH, gab am Sonntag schließlich das Siegerbüro bekannt: Einstimmig hatte sich das Entscheidungsgremium für das Architekturbüro "Sunder-Plassmann" aus Kappeln entschieden, das für seine Museumsbauten bekannt ist.
Der Eingangsbereich wird unter anderem durch einen transparenten Windfang, eine Holzbohlenterasse sowie einen Sitzbereich aus Blockstufen verschönert werden. Ein neuer Aufzug soll den barrierefreien Zugang zu den Ausstellungsräumen ermöglichen. Brandschutztechnische Auflagen und Vorgaben der Denkmalpflege wurden bei der Gestaltung besonders berücksichtigt. Das Konzept sieht vor, die Kunsthalle zur Förde hin zu öffnen und zum Verweilen und Betrachten einzuladen und nimmt sich damit der Vision an, die auch Professor Gerhard Fouquet, Präsident der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, ansprach: "Die Kunsthalle soll mit dem Wasser verbunden und zur Stadt hin geöffnet werden."
Henrik Harms zeigte sich von der Gesamtidee überzeugt: "Das Konzept ist schlüssig und entspricht dem Zeitgeist. Der neue Eingangsbereich zeigt Präsenz ohne dabei plakativ zu wirken." Und auch Peter Thurmann, kommissarischer Direktor der Kunsthalle zu Kiel, freut sich auf die Umgestaltung: "Ich finde, die Entwürfe sehen ganz toll aus", sagte er später im Gespräch. Mit dem Umbau soll im Frühjahr begonnen werden. "Im Herbst soll die Realisierung dann abgeschlossen sein", sagt Thurmann und fügt mit einem Lächeln hinzu: "Hoffentlich."
Franziska Falkenberg
Foto: Andreas M. Kaufmann: Ohne Titel, 1991, Cibachrom/Leuchtkasten.
Die Arbeit zeigt eine Projektion der Schemen der ursprünglichen Kunsthalle (vor der Bombenzerstörung) auf die Fassade des heutigen Gebäudes und wurde am Sonntag in der Kunsthalle gezeigt.