Nicht nur im Silicon Valley sind Innovation, Kreativität und Gründergeist zu Hause,
auch bei uns im hohen Norden. Der beste Beweis dafür sind Antonia Ermacora und
Matthias Nannt von chatShopper.
Jeans und Kapuzenpullover – so sehen erfolgreiche Unternehmensgründer von heute aus. Zu ihnen gehören auch die 31-jährige BWL-Studentin Antonia Ermacora und der 26-jährige Informatiker Matthias Nannt. In der starterkitchen.de, einem Coworkingspace für gründungswillige Studierende im Wissenschaftspark Kiel, haben sie Mitte letzten Jahres ihr Start-up chatShopper aus der Taufe gehoben.
chatShopper bietet Unterstützung beim mobilen Shoppen. „Der Nutzer sendet uns eine Anfrage per WhatsApp oder Facebook, und wir machen uns für ihn auf die Suche nach dem richtigen Produkt“, beschreibt Antonia das Prinzip, das so einfach wie genial ist. Egal ob der User eine Jacke, eine Couch oder einen Laptop sucht – für jede Anfrage gibt es im Team den passenden Experten, der den Kunden per Chat berät. „Entscheidet sich der Kunde für ein von uns vorgeschlagenes Produkt, schicken wir ihm einen Zahlungslink“, erklärt Matthias weiter. „Sobald wir die Zahlung erhalten haben, bestellen wir den Artikel in einem Onlineshop.“ Für ihren Service berechnen die beiden kreativen Köpfe eine Pauschale von 3 Euro. „Es sei denn wir ordern in einem unserer Partnershops wie Otto, Asos oder About you“, erzählt Antonia. „Dann ist unsere Suche für den Nutzer kostenlos, da wir von den Shops eine Provision erhalten.“
Die Idee zu chatShopper kam der gelernten Veranstaltungskauffrau beim Lesen eines Interviews mit Zalando-Geschäftsführer Robert Gentz. Darin berichtete dieser, dass in China der Großteil der Kunden bereits über Sofortnachrichtendienste shoppt. „Eine Frau hat dort eine Bag-Lady, die für sie Handtaschen aussucht und ihre Vorschläge aufs Handy schickt“, erzählt Antonia. „Ich dachte mir: Wow, das brauchen wir auch in Deutschland!“ Der passende Gründungspartner war in Matthias, den sie bereits seit ein paar Jahren durch starterkitchen.de kannte, schnell gefunden. Gemeinsam startete das Duo einen Test: „An nur einem Nachmittag haben wir eine einfache Website online gestellt, Accounts bei den wichtigsten sozialen Netzwerken angelegt und Facebook-Werbung geschaltet“, erinnert sich Matthias. „Nach nur zehn Minuten kam die erste Anfrage.“ Von da an ging es mit chatShopper innerhalb kürzester Zeit steil bergauf.
Mittlerweile besteht das Team aus 15 Mitarbeitern, die täglich circa 3.000 Anfragen bearbeiten. „Wir haben bereits die kuriosesten Anfragen erhalten“, erzählt Antonia lachend. „Ob Katze, Erotikartikel, Auto oder 10.000 Euro in Gold – es war schon alles dabei.“ Profitabel ist chatShopper trotz der großen Nachfrage noch nicht. Nur 13 Prozent der Nutzer tätigen letztlich den Kauf. „Unser Finanzplan sieht vor, Ende 2017 schwarze Zahlen zu schreiben“, sagt Matthias zuversichtlich und fügt stolz hinzu: „Im November haben drei Investoren Anteile an unserem Unternehmen gekauft.“ Das Geld soll nun in Personal und Marketing investiert werden. Mit ihrem Know-how stehen Antonia und Matthias im Wissenschaftspark auch anderen jungen Existenzgründern zur Seite. Ihr wichtigster Rat: „Einfach machen!“