Wer während der Kieler Woche schon einmal die Kiellinie entlangspaziert ist – also jeder Kieler – ist ihnen vermutlich bereits begegnet: den Slackline-Jungs, die in Anzügen über das Wasser balancieren. Und als wäre das nicht schon anspruchsvoll genug, werden sie dabei noch mit Wasserbomben beworfen. Warum sie sich die blauen Flecken antun, hat uns Slackliner Johannes Dickemann erzählt
Angefangen mit Slacklinen hat Johannes Dickemann 2011 während seines Studiums, zunächst auf der sogenannten Trickline, einer eher kürzeren Line, wie man sie oft in Parks zwischen Bäumen sieht. Doch richtig begeistert vom Sport war er erst, als er die Longline ausprobierte: „Das war eine ganz andere Erfahrung: Man verbringt viel mehr Zeit auf der Line und das hat mich einfach mehr mitgenommen.“ Longlines sind dünner als die „normalen“ Lines und gehen bei ungefähr 30 Metern los. Durch die langanhaltende Konzentration, die es braucht, um die Distanz zu schaffen, komme man sogar in eine Art Flow-Zustand, in dem man alles andere um einen herum vergisst, berichtet Johannes weiter.
Zur Slackline an der Kieler Woche kam er 2013 über zwei Freunde, Lars Albers und Max Unger, die die Aktion 2011 eher ungeplant ins Leben gerufen hatten. Die beiden hatten an der Kiellinie einfach aus Spaß zwischen zwei Pollern über dem Wasser eine Line gespannt. „Von den vorbeigehenden Leuten kam viel positive Resonanz, sodass die beiden sich überlegt haben: Zur Kieler Woche könnte man gut etwas daraus machen“ So ist schließlich der jährliche Auftritt auf der Kieler Woche entstanden.
Der Ablauf hat sich über die Jahre eingespielt: An jedem Abend ist ein Viererteam im Einsatz, einer läuft über die Slackline, zwei verteilen die Wasserbomben gegen eine freiwillige Spende und einer sitzt im Kajak und sammelt die Ballons wieder ein, die mit Wasser und Luft gefüllt sind. „Im ersten Jahr waren sie nur mit Wasser gefüllt: Da kriegt man selbst durch den Neoprenanzug hindurch blaue Flecke.“ Insgesamt kommen jedes Jahr bis zu 1000 Ballons zum Einsatz. Was viele nicht wissen: Die Slackliner fallen nicht bei jedem Treffer von der Line. „Das ist für die Leute immer eine große Enttäuschung“, lacht Johannes. Andererseits gibt es aber auch viele, die die Läufer anfeuern. Am meisten Spaß mache aber der harmonische Umgang im Team. Wer die Slackline-Jungs in Aktion sehen und bewerfen möchte, findet sie jeden Tag von 18 Uhr bis Sonnenuntergang auf Höhe des Camp 24/7 auf dem Wasser.