KIELerLEBEN-Redakteur Jan Lohmann war zu Besuch in der Backstube der Bäckerei Günther, um zu erfahren, wie die süßen Silvester-Klassiker zubereitet werden …
„Zu Silvester backen wir fast so viele Berliner wie vorher im gesamten Jahr“, erklärt Moritz Günther, während er mich durch die Backstube der Bäckerei Günther in Wellsee führt. Ein Mitarbeiter bedient mit einigen routinierten Handgriffen die Maschine, die den Hefeteig für das leckere süße Gebäck knetet, das zum Jahreswechsel in besonders vielen Varianten angeboten wird. „Wir stellen unsere Berliner noch auf traditionelle Weise her, darauf sind wir stolz“, sagt der Geschäftsführer des Familienbetriebes, während er zur Tat schreitet und den großen Kessel mit dem vorbereiteten Hefeteig aus der Verankerung löst. Natürlich werden die großen Mengen des Gebäcks auch bei der Bäckerei Günther mit maschineller Hilfe produziert – doch den Berlinern werden hier keinerlei Zusatzstoffe hinzugefügt.
Moritz Günther nimmt mich mit auf einen Rundgang durch die Backstube. Überall duftet es nach frisch gebackenen Köstlichkeiten, doch Zeit zum Genießen bleibt zunächst nicht. Es herrscht rege Betriebsamkeit, schließlich müssen die Leckereien rechtzeitig fertiggestellt und an die zahlreichen Bäckereistandorte in ganz Kiel verteilt werden. Dennoch nehmen sich die Mitarbeiter Zeit, um mir zu zeigen, wie die Berliner hergestellt werden. Ich darf sogar die einzelnen Schritte der Produktion übernehmen.
Zuerst wird der nächste Teig vorbereitet. Dazu greife ich zu den bereits abgewogenen Zutaten – Mehl, Wasser, Butter, Eier, Zucker, Hefe und Aromen. Diese fülle ich in den Kessel ein, in dem der Teig danach geknetet wird. Anschließend gebe ich den Teig von oben in eine Maschine. Auf einem Laufband an der Seite kommen schließlich Kugeln in der richtigen Größe heraus. Ich lege diese dann der Reihe nach auf ein Blech.
Es ist gar nicht so leicht, hinterherzukommen – das Gerät gibt ein strammes Tempo vor. Als ein großer Wagen mit hunderten Teigstücken gefüllt ist, fährt Moritz Günther diesen zur nächsten Station: in einen Raum, in dem die Kugeln auf die richtige Temperatur gebracht werden. „Das ist notwendig, damit der Hefeteig aufgeht“, erklärt mir der Geschäftsführer. In der Kammer stehen mehrere Wagen mit Teigstücken, die bereits die typische Berliner-Form haben und damit weiter zur nächsten Station gefahren werden können.
Jetzt kann ich es kaum noch erwarten, die Gebäckstücke endlich zu probieren. Doch ein wenig muss ich mich noch gedulden. Weiter geht es im nächsten Raum, in dem bereits eine Mitarbeiterin mit den letzten Schritten der Berliner-Produktion beschäftigt ist. In einer übergroßen Fritteuse werden die Teigstücke in heißem Fett gebadet. Je Seite knapp zwei Minuten, gewendet werden sie alle gleichzeitig auf Knopfdruck. Danach haben die Berliner ihre charakteristische Färbung: Oben und unten sind sie gleichmäßig gebräunt, in der Mitte bleibt ein heller Streifen.
Es folgt der krönende Abschluss: die Füllung. Mit einer Spritzpistole wird in rasantem Tempo ein Berliner nach dem anderen mit fruchtigem Inhalt gefüllt – gerade ist Pflaumenmus dran. Auch ich darf es versuchen. Die Metallspitze bis zu einer markierten Kante in das Gebäck stecken und abdrücken – und schon landet die richtige Menge Pflaumenmus im Berliner. Jetzt fehlt nur noch ein Anstrich mit Aprikosenmarmelade, darüber wird dann Puderzucker gestreut. Bei anderen Varianten wird Zuckerguss oder Schokolade aufgetragen.
Dann geht es endlich ans Probieren. Der Teig ist herrlich leicht, die Füllung süß und fruchtig. „Man sollte natürlich alle Varianten einmal probiert haben“, sagt Moritz Günther mit einem Lächeln im Gesicht und drückt mir eine Box mit einer bunten Mischung der Köstlichkeiten in die Hände: Berliner mit verschiedenen Glasuren und Zucker bestreut, mit Vanillepudding und unterschiedlichen Fruchtfüllungen. Mein Highlight ist das „Goldstück“ mit Vanillepudding und selbst gekochtem Erdbeermus innen, oben Zuckerguss und Goldzucker. Ich freue mich schon auf meinen nächsten Besuch bei der Bäckerei Günther – spätestens zu Silvester schaue ich an einem der Bäckereistandorte vorbei, um mir die passenden Leckereien für den Jahreswechsel zu sichern.