Gleich dreifach stehende Ovationen gab es im Opernhaus zu Kiel für den großen Showabend der Überraschungen.
Von einem Soloprogramm zu sprechen, das würde „The Big Sabrowski“ nicht gerecht. Und doch stand ein Mann im Mittelpunkt des Abends: Jörg Sabrowski. Der in Kiel geborene Kammersänger gehört bereits seit Mitte der 1990er-Jahre fest zum Inventar der Bühnen der Landeshauptstadt Kiel und konnte sein Talent in dieser Zeit wieder und wieder unter Beweis stellen. Zuletzt beispielsweise als Sarastro in „Die Zauberflöte“ oder Don Alfonso in „Così fan tutte“, um nur zwei seiner jüngsten Rollen zu nennen.
Gemeinsam mit dem Generalmusikdirektor Benjamin Reiners hat dieser Jörg Sabrowski nun einen Showabend entwickelt, der seinen Namen trägt. Dabei begleiten wir ihn und Reiners auf und vor allem auch hinter der Bühne einer klassischen Samstagabendshow, wie es sie heute nicht mehr gibt.
Durch den Abend führt Sabrowski natürlich selbst als eine Art von Entertainer, wie es sie heute auch nicht mehr gibt, mit mal sehr konkreten und mal deutlich subtileren Anspielungen auf Granden wie Thomas Gottschalk oder den unvergessenen Rudi Carrell. Und so darf auch mancher Anachronismus – vom gespielten Witz bis zur aufreizend bekleideten Assistentin, der die Herren hinterherschauen – nicht fehlen. Alles hatte seine Zeit und nicht alles war früher besser. Als Zitat funktioniert all das aber super, auch, weil es bei manch einem im Publikum ein Gefühl von „das würde man heute nicht mehr so machen“ auslöst – und vielleicht ist das auch gut so.
Sabrowski jedenfalls konnte sich an diesem Abend austoben. Als Showmaster, der sich in bester Gottschalk-Manier mit harmlosen Scherzen an Phänomenen der Neuzeit abarbeitet, wie auch als herausragend guter Sänger.
Zusätzlicher Schwung kommt in den Abend als die Show in der Show beginnt und neben Reiners am Klavier endlich auch das Showorchester, das unter dem ebenfalls an die Zeit der großen Unterhaltungsshows erinnernden Namen „Benni's Goodmen“ firmiert.
An diesem Abend ist Sabrowski aber nicht einfach nur Sabrowski: Immer wieder schlüpft er in liebevoll konzipierten, getexteten und von Frank Böttcher inszenierten Einspielfilmen in verschiedene Rollen. Ein absolutes Highlight dabei ist sicherlich der grandiose Verriss der im Rahmen eben dieser fiktiven Show vorzustellenden Sabrowski-Autobiografie, für den Sabrowski in die Rolle der einzigen Person schlüpft, die so etwas glaubhaft vortragen könnte.
Und so sind es nicht nur Sänger und Musiker:innen, die durch diesen Abend tragen. Auch und ganz besonders die Ausstatterinnen Nina Sievers und Kira Carstensen lassen diesen Abend ebenso gelingen wie Matthias Hildebrandt (Licht) und Ulrich Frey (Dramaturgie).
In Sachen Songauswahl reicht das dargebotene Repertoire von Schubert bis Sinatra, von Lindenberg bis Roger Cicero, sodass jede:r sich
Das Publikum im Opernhaus ist von all dem so sehr begeistert, dass es quasi schon verfrüht stehenden Applaus gibt, nämlich, als die Show in der Show, aber eben noch nicht die eigentliche Show endet – es ist aber auch kompliziert.
Reiners und Sabrowski wirken überwältigt von so viel Zuspruch und vor allem Sabrowski stehen am Ende Freude und Stolz unverkennbar ins Gesicht geschrieben.
Zu schade, dass „The Big Sabrowski“ als einmalige Angelegenheit geplant ist. Nach diesem großen Erfolg können wir uns allerdings nicht vorstellen, dass das Theater Kiel sich lange bitten lassen und noch ein paar Termine in der neuen Spielzeit finden wird.
Die Protagonisten jedenfalls sind ohnehin dafür bereit: Noch in den jeweiligen Rollen, raunt Reiners Sabrowski ein „Ich hätt’ schon Lust, die Show noch mal zu machen“ zu, worauf letztgenannter mit Udo Jürgens' „Ich würd' es wieder tun“ als sozusagen erster Zugabe des Abends antwortet.