Sechs deutsche Kieler Woche Siege im internationalen Teil - Jan von der Bank setzt auf Entzug
Im 127. Jahr der Kieler Woche erfüllte sich Wolfgang Hunger den letzten noch offenen seglerischen Wunsch. Mit dem Gewinn der Europameisterschaft in der 505er-Klasse mit Julien Kleiner an der Vorschot krönte er sich zum Segelkönig von Kiel. Denn es war gleichzeitig sein 17. Erfolg in der Strander Bucht und damit Kieler-Woche-Rekord und der Glanzpunkt der diesjährigen Segelwettbewerbe. Daneben sorgten die Katamaran-Segler Detlef Mohr und Karen Wichardt (Hamburg) bei den Hobie 16 sowie die Brüder Helge und Christian Sach (Zarnekau) bei den F18 ebenso für deutsche Erfolge wie Contender-Ass Jan von der Bank (Eutin) und die Kielboot-Crews um Peer Kock (Hamburg) in der J24 und Christoph Nielsen (Berlin, Folkeboote).
Die Inszenierung bei der SAP-505er-EM hätte besser kaum sein können. Bis zum letzten Spigang war das Titelrennen offen, dann zog es die härtesten Hunger-Verfolger Jan Saugmann/Morten Ramsbæk (Dänemark) in einer Alles-oder-Nichts-Aktion auf die falsche Seite und der Weg war frei für Hunger/Kleiner, die mit einem Tagessieg zum Abschluss ihren Titeltraum zur Wirklichkeit werden ließen. Mit Daumen hoch gingen sie durchs Ziel, und Julien Kleiner strahlte: „Mit Boris Herrmann war ich bereits deutscher Meister, aber das ist mein erster internationaler Titel.“ Der dreimalige Weltmeister Wolfgang Hunger registrierte die Meisterschaft dagegen sehr gelassen.“ Jan Saugmann konnte seine Enttäuschung nicht verbergen: „Nach dem Sieg beim Pfingstbusch hatten wir auf den EM-Titel gehofft, und wenn man dann so nah dran ist, will man natürlich mehr“, sagte der Silbermedaillen-Gewinner, der 2007 den WM-Titel eingefahren hatte. Auf Platz drei landeten die 16-maligen Kieler-Woche-Sieger Jørgen und Jacob Bojsen-Møller aus Dänemark.
Strahlende deutsche Gesichter gab es auch noch in fünf anderen der insgesamt 14 internationalen Disziplinen auf den Dreiecksbahnen. Hobie-Ass Detlef Mohr holte bereits seinen achten Titel an der Förde. Trotz deutlichen Vorsprungs wollte er von einem leichten Sieg nichts wissen: „Auf dem Papier sah es einfacher aus, als es tatsächlich war. Vor allem die hohe Welle hat uns ordentlich zu schaffen gemacht.“ Mit einem unerwarteten Patzer machten sich die Sach-Brüder das Leben schwer. In Führung liegend kenterten sie im schwachen Wind aufgrund einer Unkonzentriertheit. „Das ist uns das letzte Mal vor zehn Jahren in Sydney passiert, daher hatten wir keine Erfahrung mehr mit dem Aufrichten und mussten uns ziemlich mühen“, berichtete Steuermann Helge. Und Vorschoter Christian wies mit einem Schmunzeln alle Schuld von sich: „Ich bin nur mitgefahren, ich kann nichts dafür.“ Bis zum letzten Tag mussten die Sachs so ihrem Rückstand hinterher rennen, schafften mit zwei Tagessiegen zum Abschluss aber doch noch einen klaren Erfolg.
Ganz entspannt zum Erfolg segelte Jan von der Bank. Der Eutiner Drehbuch-Autor hatte zuletzt eine lange Auszeit genommen, um mit seiner Familie auf Langfahrt zu gehen und kam fast untrainiert zur Kieler Woche: „Aber es ist wie mit dem Fahrradfahren, das verlernt man nicht. Zudem hatte ich richtig Spaß und das ist das wichtigste. Wer verspannt ist, kann nicht vorn mitfahren. Bei mir funktioniert das nach dem Prinzip: Luststeigerung durch Entzug.“
Alt, aber oho lautete dagegen das Motto bei den J24 und den Folkebooten. Peer Kock schafften seinen J-24-Premierensieg bei der Kieler Woche mit einem 26 Jahre alten Schiff: „Das macht in der Klasse aber nichts. Das Boot ist absolut konkurrenzfähig. Momentan läuft es bei uns einfach gut. Als Europameister standen wir vielleicht auch mal in der Pflicht, vor Kiel zu gewinnen, bisher sind wir oft knapp gescheitert“, so Kock.
Christoph Nielsen und Crew waren gar mit einem 31 Jahre alten Folkeboot unterwegs und nicht zu schlagen. Das Team freute sich vor allem über die Starkwind-Bedingungen: „Wir sind froh, dass wir bei diesen Bedingungen gesegelt sind. Dafür ist das Folkeboot geradezu wie geschaffen“, erklärte Nielsen, der nun sein Boot für den Transport nach San Francisco verpackt. „Wir wollen dort an einer großen Einladungsregatta teilnehmen und der US-Flotte zeigen, wie gut wir sind. Deshalb nehmen wir auch unser eigenes Boot mit. Der Transport ist zwar fast teurer als der Wert des Bootes, aber das ist es uns wert.“
Einen halben deutschen Erfolg gab es zudem in der Drachen-Klasse. Der Münchner Markus Wieser hatte hier den Bug vorn, allerdings am Steuer eines ukrainischen Bootes. Mit jeweils zwei Siegen waren die Dänen und Franzosen die nächsterfolgreichen Nationen. Für den nördlichen Nachbarn brachten Peter Wibroe (Platu 25) und Steffen Stegger (H-Boot) Siegersilber mit nach Hause. Thomas Ribeaud (Europe) und Kevin Fischer (29er) nahmen die Trophäen dagegen mit nach Frankreich. Ebenfalls in Europa blieben die Siegermedaillen in der 420er-Klasse für den Briten Philip Sparks und bei den Flying Dutchman für den Ungarn Majthenyi Szabolcs. Einen vermeintlich weiten Weg hatte Greg Wilcox, der in der OK-Jolle triumphierte. Tatsächlich lebt der Neuseeländer seit Jahren in Berlin, ist dort als Segelmacher aktiv und hat vor Kiel schon in verschiedenen Klassen sein Können bewiesen.
Ergebnisse
Endstand – Internationaler Teil:
505er (8W): 1. Dr.Wolfgang Hunger/Julien Kleiner (Strande) Punkte 11, 2. Jan Saugmann/Morten Ramsbæk (DEN) 16, 3. Jorgen Bojsen-Moller/Jacob Bojsen-Moller (DEN) 16, 4. Jens Findel/Johannes Tellen (Kiel) 30, 5. Meike Schomäker/Holger Jess (Kiel) 30, 6. Ian Pinnell/Carl Gibbon (GBR) 34,
Hobie 16 (6W): 1. Detlef Mohr/Karen Wichardt (Reinfeld) Punkte 8, 2. Keunsoo Kim/Minjae Song (KOR) 14, 3. Knud Jansen/Merle Siebrecht (Kiel) 16, 4. Jens Goritz/Simone Monreal (Wyk/Föhr) 18, 5. Georg Backes/Barbara Siebrecht (Kiel) 26, 6. Jochen Sierck/Anke Delius (Kronshagen) 33,
Formula 18 (6W): 1. Helge Sach/Christian Sach (Zarnekau) Punkte 6, 2. Andreas John/Sten Höpfner (Hamburg) 13, 3. Adam Skomski/Jakub Kopylowicz (POL) 15, 4. Justus Wolf/Rea Nies (Hamburg) 18, 5. Daniel Paysen/Nico Heinrich (Hamburg) 27, 6. Rübling Frank/Martin Bach (Oststeinbek) 29,
Europe (6W): 1. Thomas Ribeaud (FRA) Punkte 5, 2. Sylvain Notonier (FRA) 11, 3. Marc Keene Pedersen (DEN) 21, 4. Moritz Kuralt (Essen) 28, 5. Jacob Nikolajsen (DEN) 35, 6. Monti Nicola (ITA) 35,
OK-Jolle (7W): 1. Greg Wilcox (NZL) Punkte 12, 2. Karsten Hitz (Kiel) 25, 3. Oliver Gronholz (Kiel) 28, 4. Martin von Zimmermann (Hamburg) 30, 5. Antoni Pawlowski (POL) 53, 6. Jørgen Lindhardtsen (DEN) 64,
Contender (7W): 1. Jan von der Bank (Eutin) Punkte 14, 2. Jacob Lunding (DEN) 16, 3. Sören Andreasen (DEN) 20, 4. Jens Langendorf (DEN) 21, 5. Christoph Homeier (Kiel) 30, 6. Marco Versari (ITA) 45,
Folkeboote (9W): 1. Christoph Nielsen/Krzystof Paschke/Torben Dehn (Berlin) Punkte 11, 2. Ulf Kipcke/Gero Martens/Dieter Kipcke (Neumünster) 18, 3. Christian Thomsen/Claus Schou/Henrik Holk (DEN) 20, 4. Heines Nielsen/Helmuth Schwarz/Ole Mathiesen (DEN) 21, 5. Sönke Durst/Matthias Adomat/Karsten Butze Bredt (Mönkeberg) 24, 6. Walther Furthmann/Paul Girolstein/Hans-Christian Mrowka (Kiel) 43,
Platu 25 (9W): 1. Peter Wibroe/Ida Laurent/Niels Kink/Chris Goldhammer/Hugge Hviid-Nielsen (DEN) Punkte 12, 2. Mads Christensen/Michael Casparij/Anders Fisker/Alexander Recnitzer/Ulrik Andreasen (DEN) 16, 3. Daniel Nauck/Jörg Pilava/Conelius Heeschen/Jens Ole v. Studnitz/Thorben Nowak (Berlin) 22, 4. Lars Baehr/Moritz Stegmann/Stefan Ullrich/Hermann Müller/Felix Krabbe (Berlin) 29, 5. Thomas Sörensen/Bo Andersen/Garvin Grebe/Lars Kirk/Torben Kjelsmark/Thomas Sörensen (DEN) 29, 6. Reinhard Hübner/Helmar Nauck/Thomas Piesker/Bernd Jäkel/Steve Bärtle/Frank Barownick (Berlin) 33,
J24 (9W): 1. Peer Kock/Markus Kleineidam/Ole Hilcken/Hannes Pagel/Marc-Daniel Mühlmann (Hamburg) Punkte 18, 2. Kai Mares/Mattias Wallentin/Tobias Peters/Tim Becker/Jan-Marc Ulrich (Dänischenhagen) 25, 3. Jan Kähler/Nils Keck/Carsten Kerschies/Andreas Bergmann/Olaf Zietz (Hamburg) 36, 4. Anna Gunnarsson/Max Hølzer/Henrik Hansson/Dan Fredskov/Marianne Schoke/Anna Gunnarsson (SWE) 38, 5. Stefan Karsunke/Thorsten Paech/Falco Feindt/Tim Habekost/Malte Gibbe (Hamburg) 42, 6. Manfred König/Tina Lülfing/Nils Glockow/Sasha Tippe/Olaf Schmidt (Hamburg) 43,
420er (7W): 1. Philip Sparks / Ben Gratton (GBR) Punkte 12, 2. Julian Autenrieth / Philipp Autenrieth (Augsburg) 14, 3. Justin Liu / Sherman Cheng (SIN) 25, 4. Svenja Weger / Wiebke Lechler (Kleinmachnow) 41, 5. Fabian Kaske / Alexander Schätz (Berg) 45, 6. Kalderon Rebecca / Rosie Sibthorp (GBR) 54,
29er (7W): 1. Kévin Fischer/Glenn Gouron (FRA) Punkte 14, 2. Bleddyn Mon/Nick Redding (GBR) 15, 3. Max Richardson/Alex Groves (GBR) 15, 4. Mark Walraven/Kaj Böcker (NED) 16, 5. Justus Schmidt/Max Boehme (Schönwalde) 27, 6. Becky Diamond/Fiona Hampshire (GBR) 32,
Seebahnen: "Guts N Glory” holt Silbernes Band
Mit der Mittelstrecke von Schilksee nach Heiligenhafen, dem sogenannten Schabernack-Cup , gingen die Seebahnwettfahrten der 127 Jahre alten Kieler Woche zu Ende. Bei kräftigen Winden aus Osten brauchte die „Gut’s N Glory“ von Christopher Wuttke (Bückeburg) gute fünf Stunden und dreißig Minuten für die Kreuz zum Ziel und sicherte sich in der Zusammenwertung mit der Langstrecke vom Donnerstag das „Silberne Band“.
Schnellstes Schiff der ORC-Club Yachten war die „Black Jack“ aus Flensburg, die bereits nach etwas über vier Stunden in Heiligenhafen festmachte. Dort wurden die Segler mit einem tollen Abendprogramm direkt an den Liegeplätzen für die harte Anreise belohnt.
Ergebnisse
Silbernes Band
1. Guts N Glory (Christopher Wuttke/Bückburg); 2. Resolute (Andi Lochbrunner/Lindau); 3. Bagatelle (Horst Bülck/Neumünster)
Schabernack-Cup
ORC-Club I: 1. Black Jack (Addi Bauer/Flensburg); 2. Inschallah (Volker Andrea/Hamburg); 3. Sunbird Dry ( Norber Drücker/Bremen)
ORC-Club II: 1. Patent3 (Jürgen Klinghardt/Bremen), 2. Juventa (Ulrich Holstrmann/Kiel); 3. CG Mer (Oliver Leu/Heiligenhafen)
ORC-Club III/IV: 1. Shoddy (Christian Heinritz/Heiligenhafen); 2. Springborn (Mark Schürch/Kiel); 3. Rubi X (Johannes Müller/Hamburg)
Yardstick: 1. Ventus (Frank Albrecht/Hamburg); 2. Granat (Hannes Maentel/Heiligenhafen); 3. Tredje (Reiner Köppermann/Hattingen)
After Work Cup
ORC-Club: 1. Big Easy (Thomas Weidemann/Hamburg); 2. Cantaloup (Sebastian Rophol/Hamburg)
ORC-Club II: 1. Hoppetosse (Kurt Zimmer/Bonebüttel); 2. Juventa (Ulrich Holstrmann/Kiel)
ORC-Club III/IV: 1. Beluga (Ulrich Dieckheuer/Münster); 2. Yara Rainer Lessing/Hamburg)
Yardstick: 1. NN (Sören Jepsen/Heikendorf); 2. Cuarta (Julian Bisgwa/Kiel)