Zu ihrem zwanzigjährigen Bühnenjubiläum hat Martina Riese ein Stück ganz für sich allein. Die Premiere von „Die Frau seines Lebens“ am Freitag zeigte sie in der Rolle der verbitterten Ehefrau.
Sylvia hat sich mal wieder ins Zeug gelegt. Das Abendessen samt romantischer Beleuchtung und sorgfältig eingedecktem Tisch wartet nur auf einen – Manfred, Justizbeamter und Sylvias Ehemann. Doch der sonst so Zuverlässige lässt auf sich warten. In der Zwischenzeit gibt Sylvia ihren Gedanken lautstark freien Lauf, sinniert über ihre Begeisterung fürs Singen, löst Kreuzworträtsel und telefoniert mit ihrer besten Freundin und Nachbarin Judith. Die ist nicht verheiratet, sexuell äußerst aktiv und erlaubt sich so manchen Scherz über das öde Eheleben.
Auch wenn der Alltag mit ihrem korrekten, langweiligen Manfred für Silvia tatsächlich eher deprimierend ist – ihn zu betrügen, kann sie sich nicht wirklich vorstellen. Sie denkt lieber zurück, an die Zeit, in der sie noch sein „Rehauge“ war und er etwas mehr „Löwenhaftes“ in sich hatte. Doch wo bleibt ihr Göttergatte nur? Ist er vielleicht in einer Kneipe versackt oder sogar in den Puff gegangen?
„Vielleicht ist ihm etwas passiert?“, durchfährt es Silvia plötzlich. Was würde es denn eigentlich für sie bedeuten, wenn er bei einem Autounfall ums Leben gekommen wäre oder einen Herzinfarkt bekommen hätte? Wie sähe es aus mit Lebensversicherung oder Witwenrente? Nach einem Blick in die Unterlagen fängt sie an, Gefallen an einem Leben ohne ihn zu finden. Als sie schließlich schon bei der Anprobe verschiedener Begräbnis-Outfits angelangt ist, wird sie abrupt durch die Türklingel unterbrochen – Manfred?
Die Ein-Frau-Inszenierung von Tina Wagner setzt Martina Riese sehr gut um. Auch wenn sie allein auf der Bühne steht, zieht sie die Zuschauer in ihren Bann. Doch ihre Leistung wird geschmälert von der Berechenbarkeit ihrer Rolle. Die Thematik der zu Hause gebliebenen Frau, die den ganzen Tag nichts zu tun hat, ist schon ziemlich abgegriffen und enthält wenig Überraschungen. Die Spannung wird allein durch Martina Riese etwas aufrechterhalten. Trotzdem wird schnell klar, dass Silvia mit der Heirat nur den Weg des geringsten Widerstands genommen hat und früher oder später daraus ausbrechen wird.
Auch der schwäbische Akzent verwundert eher, als dass er unterhält, und leider überwiegt bei Silvias spitzzüngigen Äußerungen nicht die freche, emanzipierte Frau, sondern das verbitterte Hausmütterchen. Für jüngere Zuschauer scheint die Geschichte insgesamt etwas altbacken, nicht wirklich zeitgemäß und dadurch eher fad. Vielleicht kann sich ein reiferes Publikum etwas besser in die Thematik hineinfühlen, Parallelen zum eigenen Leben ziehen und das Stück als leichte Unterhaltung genießen.
Weitere Vorstellungen: 15., 16., 29., 30. April, jeweils um 20 Uhr.
Infos unter www.loreundlay-theater.de