Die Kinder sind groß, endlich kein Stress mehr, endlich am Sonntag mal entspannt zu zweit frühstücken. Die Premiere von „Frühstück bei Kellermanns“ am Freitag zeigte mit viel Humor und Witz, wie unterschiedlich Ehepartner diese neue Freiheit nutzen.
Ein kleines Esszimmer und eine Mini-Küche bilden den Rahmen für die große Ehe-Komödie: Gutgelaunt deckt Lotte (Martina Riese) den Frühstücks-Tisch für drei Personen ein und wartet auf ihren Ehemann. Rudi (Michael Kulik) taucht bald auf, der dritte Stuhl bleibt jedoch frei. Tochter Bärbel wird nicht mehr kommen, versichert Lotte. Von da an ist das Frühstück gelaufen. Rudi fühlt sich vorgeführt von seiner 18-jährigen Tochter und von seiner Frau, die die Sache eher gelassen nimmt.
Für ihn, das Oberhaupt der Kellermanns, ist es die Höhe, dass sie einfach bei einer „Freundin“ übernachtet und sich genau wie ihr älterer Bruder dem Familienfrühstück entzieht. Lotte freut sich über die Zweisamkeit. Sie strahlt vor Energie und Lebensfreude und begegnet seiner schlechten Laune mit Witz und Sarkasmus. Sie ist eine moderne Mutter, pflegt zu beiden Kindern ein gutes Verhältnis, hilft ein wenig, aber nicht zu viel, besucht sie und ist stolz auf deren Selbstständigkeit.
Nachdem ihr miesepetriger Mann mit dem charmanten Abschiedsgruß „Ich ruf dich an, damit du weißt, wann wir essen können“ zum Bingo los ist, genießt sie erst mal eine Zigarette. Sie gönnt sich jetzt öfter etwas für sich. Ein wahres „Luxusgeschöpf“ sei sie jetzt, meint ihr Mann. Was er noch nicht weiß, ist, dass sie sich ihr eigenes Zimmer einrichten möchte. Einmal mit einem guten Buch einschlafen und die nächtliche Ruhe ohne Schnarchgeräusche genießen, davon träumt sie schon lange.
Als Rudi ihren Plänen auf die Schliche kommt, sprudelt es im Ärger aus ihm heraus: Arbeitslos ist er, gekündigt hat bei seinem profitsüchtigen Junior-Chef, der Stammkunden übers Ohr haut. Glücklicherweise hat Lotte vorgesorgt. Ziemlich fassungslos und beeindruckt muss Rudi feststellen, was seine Frau in letzter Zeit geleistet hat. Mitgerissen von ihrer positiven Einstellung rafft auch er sich schließlich auf zu neuen Zielen … und die sind abenteuerlicher, als man je erwartet hätte.
Mit Decken und Heizpilzen ausgestattet bietet der Wasserturm einen hohen Gemütlichkeits-Faktor. Nur wenige Meter sind es zum Bühnenrand und zu den Schauspielern, persönlicher kann Theater kaum sein. Gutes Schauspiel braucht nicht viel Platz. Martina Riese und Michael Kulik füllen den Raum vollkommen aus.
Bei ihr sieht alles sehr einfach aus, sehr entspannt und wirklich cool. „Durch und durch die moderne Mutter“, hat man das Gefühl. Er spielt sehr überzeugend, ruft kollektives Kopfschütteln bis Empören beim Publikum hervor und verdient sich letztlich doch die Sympathien der Zuschauer. Mit Witz, Charme und einigem Sarkasmus zeigen beide, was es heißt, sich nach langer Zeit wieder mit sich selbst und miteinander zu beschäftigen. Das ist nicht immer einfach für die Figuren, doch äußerst unterhaltsam für den Zuschauer.
Im November sind alle Vorstellungen im Wasserturm ausverkauft. Für Dezember gibt es noch Karten für den 3.12, 4.12, 11.12, 17.12 und 18.12, jeweils um 20 Uhr.
Kartentelefon: (0431) 69 69 968
www.loreundlay-theater.de