Mit lang anhaltendem Applaus honorierten die Zuschauer am Samstagabend die gelungene Premiere von „Die kalte See“ im Kieler Schauspielhaus. Insbesondere die geniale Inszenierung sorgte für verblüffte Gesichter und begeistertes Raunen im Publikum.Das Kieler Schauspielhaus ist bekannt für ideenreiche Inszenierungen. Auch die Premiere von „Die kalte See“ unter der Regie von Michael Uhl überzeugte durch eine originelle Umsetzung des isländischen Familiendramas, die man so sicher noch nicht gesehen hat.Die Bühne
Das Bühnenbild wirkt auf den ersten Blick sehr trist: der Boden schachbrettartig eingeteilt. Die einzelnen quadratischen Felder durch schale Stege voneinander getrennt. Alles in Schwarz gehalten. Die einzigen Requisiten: ein Holzstuhl und ein Transistorradio. Nach und nach bevölkern die Figuren die Szenerie, balancieren über die Stege. Plötzlich bemerkt der Zuschauer: Bei den 56 Feldern handelt es sich um knöcheltief gefüllte Wasserbecken. Das Wasser wird mehr und mehr Teil des Stückes. Es wird gespritzt, geplanscht, gewatet. Später zur großen Überraschung des Publikums sogar geschwommen und getaucht.
Die Inszenierung verleiht dem Drama etwas Spektakuläres. Sie nimmt ihm die Schwere, gemeinsam mit einer Prise schwarzem Humor, Vulgärsprache, Sexanspielungen und der dröhnenden Musik, die das 90-minütige Stück immer wieder unterbricht.
Die Handlung
Hauptfigur ist der isländische Reeder Thorolf Haraldsson (Rainer Jordan), der die Nachfolge seines Fischereikonzerns „Eisfisch“ regeln will und daher seine drei Kinder Harald (Zacharias Preen), Ragga (Agnes Richter) und August (Rudi Hindenburg) zu Silvester eingeladen hat. Diese zeigen jedoch keinerlei Interesse am Erhalt des Familienbetriebs, sondern überlegen, wie sie das Erbe am einfachsten untereinander aufteilen können. Der alte Firmenpatriarch begegnet dem Widerspruch seiner potentiellen Erben mit erbittertem Starrsinn. Als der Alkohol die Zungen mehr und mehr löst, eskalieren die verbalen Konflikte immer weiter. Auch ein lang gehütetes Geheimnis wird offenbart, das August den Boden unter den Füßen wegzieht.
Die Schauspieler
Ein durchweg tolle schauspielerische Leistung. Besonders Rainer Jordan als starrsinniger Firmenpatriarch sticht hervor. In seiner ganzen eisernen Körpersprache drückt er Thorolfs Engstirnigkeit und Gefühlskälte aus. Kammerschauspielerin Almuth Schmidt überzeugt als verrückte, alte Mutter von Thorolf, die mit ihren bitterbösen Sprüchen die Zuschauer immer wieder zum Lachen bringt. Großartig auch Claudia Macht in der Rolle von Kristin, der Ehefrau von Harald. In der Sackgasse ihres Lebens angekommen, stolpert sie verzweifelt, alkoholkrank und sich anbiedernd über die Bühne.
Je mehr die Situation eskaliert, desto mehr kommt das Wasser zum Einsatz, sodass viele der Schauspieler am Ende völlig durchnässt dastehen. Ein Einsatz, der sich lohnt! Insgesamt ein sehr zu empfehlendes Theater-Erlebnis.
Weitere Termine im Februar und März: Di, 28.2., Mi, 7.3., Fr, 9.3., Mi, 14.3., Mi, 21.3., Sa, 24.3., jeweils um 20 Uhr.
Tickets und Infos unter www.theater-kiel.de.
Fotos: Olaf Struck