Ob Krabben fischen, Synchronschwimmen oder Feuer spucken, Redakteur Thore Albertsen tut das, was Sie sich wünschen. Dieses Mal geht sein Kindheitstraum in Erfüllung: Er wird Tierpfleger. Mit seinen großen braunen Augen schaut mich das kleine schwarzhaarige Berberaffenbaby Panya an und hält meinen Daumen ganz fest in seiner kleinen Hand. Sein Blick wandert dabei immer wieder zu Ziehmama Tierpflegerin Miriam Baccouche – so als würde der kleine Wuschelkopf sich vergewissern wollen, ob ich vertrauenswürdig bin.
Das Berbaraffenbaby Panya kuschelt mit seinem grauen Stoffhund
Mit Zustimmung der Pflegemama darf ich dem Kleinen ein wenig Milch aus einer Glaspipette geben, die fast so groß ist, wie es selbst. In einem Zug trinkt Panya alles leer. Danach setzen wir es wieder zurück in den großen Käfig. Sofort kuschelt es sich an sein Lieblingsstofftier – einen grauen, leicht abgenutzten Hund, der ihm seit dem Tod seiner Mama als Ersatz dient – und schläft fest ein. Das war ein Moment, den ich so schnell nicht wieder vergessen werde.
Tierpflegerin Miriam Baccouche zeigt mir, wie man die Milch für Panya zubereitet
Schon seit Wochen habe ich mich auf diesen Tag gefreut. Es ist Dienstagmorgen, 7 Uhr. Heute darf ich für einen Tag Tierpfleger im Tierpark Gettorf sein. Heimlich habe ich mir ausgemalt, mit welchen süßen Bewohnern ich kuscheln und spielen will. Immerhin wollte ich schon als kleiner Junge immer „was mit Tieren” werden, bevor es dann „irgendwas mit Medien” wurde. Schon von Weitem ist das Gekreische der Affen, das Gezwitscher der Vögel und das grelle Bellen der Zebras zu hören. Hier sind im Gegensatz zu mir schon alle wach. Am Eingang der eisernen Drehtür, in ihrer grünen Arbeitskleidung mit schwarzen robusten Schuhen, erwartet mich eine blonde, fröhlich lächelnde junge Frau – Tierpflegerin Miriam. Für heute bin ich ein Tag ihr Praktikant. „Ich hoffe, du hast ausgeschlafen, wir haben wirklich viel zu tun”, sagt sie lachend.
Wir beginnen im Streichelzoo. Bewaffnet mit einer silbernen Harke, einem Reisigbesen, der mich stark an den Original Nimbus 2000 des Zauberlehrlings Harry Potter erinnert, und einer Schubkarre bahnen wir uns einen Weg durch das grüne Eingangstor. Dafür müssen wir die braunen, schwarzen und weißen Ziegen und Schafe zur Seite schieben – woraufhin wir mit einem beleidigten langgezogenen „Määääh” bedacht werden. Jetzt ist ausmisten angesagt, immerhin sollen die meckernden Bewohner es ja gut haben. Miriam und ich teilen das große sandige Freigehege unter uns auf. Die 25-Jährige übernimmt die rechte Hälfte, ich die linke. Die Tierpflegerin hat binnen kürzester Zeit alles auf ihrer Seite zusammengekehrt und in die große grüne Schubkarre geladen, während ich noch nicht einmal die Hälfte des mir zugewiesenen Abschnitts fertig habe. Sie hilft mir, damit wir schnell durchkommen. Im Gegensatz zu Miriam habe ich stark zu kämpfen. An meiner rechten Hand hat sich eine Fünf-Cent-Stück große Blase gebildet. Als Miriam mein Wehwehchen bemerkt, fragt sie mich mitfühlend, ob ich lieber Handschuhe möchte. Ich fühle mich ein wenig in meinem männlichen Ego gekränkt und tue so, als wäre gar nichts.
Nachdem die Ziegen versorgt sind, machen wir einen kleinen Zwischenstopp bei dem grau-schwarzen Eselbaby, das gespannt hinter dem Rücken seiner 1,50 Meter großen Mutter hervorguckt. Als es mich sieht, weiß es nicht so recht, was es von mir halten soll. Doch kaum ist Miriam erkennbar, ist kein Halten mehr, und das Kleine kommt auf wackligen Beinen auf uns zu. Das Eselbaby drückt sich mit seinem Kopf in die Hand der blonden Tierpflegerin und genießt sichtlich die Streicheleinheiten.
Das kleine Eselbaby ist noch ein wenig schüchtern
Nächste Station: die Alpakas. Ich muss zugeben, dass ich vor den großen Tieren mit dem langen Hals und dem wolligen Fell schon immer großen Respekt hatte. Immerhin sind sie fast so groß wie ich und haben mich bei meinem letzten Zoobesuch angespuckt. Ich erzähle meiner Chefin für einen Tag von diesem Erlebnis. „Dann hast du irgendwas falsch gemacht. Alpakas spucken keine Menschen an, sondern nur ihre Artgenossen, um dadurch die Rangordnung zu klären”, antwortet sie mit einem Augenzwinkern. Das beruhigt mich ein wenig. Mutig kehre ich mit einer großen Forke das Heu in dem dunkelbraunen, circa 30 Quadratmeter großen Stall zusammen. Dabei werde ich aus einer Ecke heraus beobachtet: Ein braunes Alpaka mit Locken, die selbst Sophia Lorens Haarpracht in den Schatten stellen, folgt jeder meiner Bewegungen. Auch als ich ins Freigehege gehe, um das Trinkwasser auszutauschen, folgt es mir unauffällig. Wunderbar, ich habe meinen ersten Stalker. „Da hat dich wohl jemand lieb gewonnen”, ruft mir Miriam lachend zu. Kaum ist der Trog mit Wasser befüllt, stürzt sich mein neuer bester Freund darauf, als hätte er jahrelang keinen Tropfen mehr getrunken.
Beim Ausschütten des Wassertrogs nimmt mich mein Alpaka-Stalker genau unter die Lupe.
Nach einer halbstündigen Mittagspause, die ich mit dem Streicheln von Ziegen verbracht habe, bin ich zum Zubereiten des Futters eingeteilt. In der kleinen Küche, in der die Decke vielleicht gerade zwei Meter hoch ist, schneide ich Karotten, Salat und vieles mehr und portioniere sie in Schalen in den unterschiedlichsten Größen. Kurze Zeit später holt mich die 21-jährige Finja Leichtfuß ab. Die dunkelblonde Auszubildende ist heute mit für die Affen zuständig und nimmt mich mit zu den Totenkopfäffchen. Die wuseligen grün-gelben Tiere begrüßen uns mit lautem Geschrei. Normalerweise stellt man ihnen das Futter nur hin, ich darf sie aber ausnahmsweise mit der Hand füttern. Mein Gourmettipp für diese Spezies: Weintrauben. Gierig schnappen die Kleinen mir die grünen Früchte weg. Finja freut sich über die Unterstützung und kümmert sich nebenbei um die Säuberung des Geheges, wobei ich, nachdem ich mich von den Affen gelöst habe, tatkräftig mithelfe. Der 21-Jährigen ist die Begeisterung für ihren Beruf deutlich anzumerken. „Die Tiere geben dir so unheimlich viel, das hast du in einem anderen Beruf einfach nicht”, erzählt sie, während sie eine der Kletterstangen, die für die Affen aufgebaut wurden, mit einer Wurzelbürste säubert. Plötzlich taucht Miriam auf. „Ich habe etwas Besonderes für dich”, sagt sie lächelnd. Gespannt folge ich ihr zu einer grünen Tür im Affentrakt. Dahinter verbirgt sich ein kleiner Raum mit einem großen Käfig. Drinnen schauen mich zwei dunkle Augen erwartungsvoll an …
Tolle Veranstaltungen im Juli:
3. Juli: Mikrozoo – Mitmachaktionstag für Kinder
10. Juli: Kerzenziehen und Fossilien
14. Juli: Führung: Was Tiere tun, wenn sie nichts tun
17. Juli: Schlangen und Spinnen zum Anfassen
24. Juli: Wir basteln Beschäftigungsspielzeug für Tiere
31. Juli: Wasserforscher unterwegs
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