„Probleme" waren quasi das Leitmotiv des Abends, den Bodo Wartke und mehr als 1.100 Fans im ausverkauften Kieler Schloss am Donnerstagabend gemeinsam verbrachten.Der gebürtige Bad Schwartauer gastierte mit seinem neuen Programm „Klaviersdelikte“, in dem er die kleinen und großen Probleme des Alltags humorvoll auf's Korn nimmt und begeisterte sein Publikum.„Probleme, die ich früher noch nicht hatte“, thematisierte Wartke in seinem ersten Song und führte so quasi das Leitmotiv des Abends ein – Probleme aller Art.
Schade etwa, dass die angesprochenen Frauen mittlerweile zum Siezen übergehen und verdammt, wie bindet man eigentlich nochmal gleich 'ne Krawatte?
Im Vorwege eines Bodo Wartke-Konzerts sollte der geneigte Hörer sich zunächst mit einem gehörigen Augenzwinkern und einer großen Portion Ironie ausstatten, ehe er sich etwa dem Text des Titels „Die Architektur in Deutschland“ widmet, der davon erzählt, wie (Achtung, Augenzwinkern!) „herzerfrischend sachlich und schlicht“ doch die neuen Bauten sind, die die Augen von uns Bürgern erfreuen.
Charmant unter die Gürtellinie
Nach einer kleinen Meuterei im Publikum, die auf Akustikprobleme in den seitlichen Rängen zurückging und die Wartke zuvorkommend aufzulösen wusste, ging es zwar quasi mit Ansage unter die Gürtellinie, mit dem Niveau jedoch keineswegs bergab! Niemand kann so charmant unter die Gürtellinie rauschen, wie Bodo Wartke es in seinen Texten, wie dem zu „Fehlende Worte“ tut, denn: „Es gibt im Deutschen leider nicht so richtig geile Worte für gewisse Körperteile.“
Eine weitere putzige Problematik verarbeitete Wartke im Song „Frühlingsgefühle“, für den den er erstmals zum bedeutungsschweren „Balladenmikrofon“ griff. Er erzählt davon, wie schön eine Liebeserklärung an einem wunderschönen Tag im Mai doch sein könnte, würde „sie“ endlich mal die Klappe halten und „sein“ flehentliches Bitten danach einen anderen Platz zu wählen endlich mal anhören – schließlich hat er 'ne Pollenallergie. Und die Moral von der Geschicht': „Dann gehen wir heim – jeder für sich allein.“
Smalltalk mit dem Publikum
Zwischen den Songs fand er immer wieder Zeit für einen Smalltalk mit dem Publikum und für kleine stand-up-komödiantische Einlagen, die manchmal vielleicht ein wenig zu sehr ins Hysterische gingen. Das hat Bodo Wartke wahrlich nicht nötig, denn seine Texte sind oftmals derart tiefsinnig und hintergründig, eigentlich sogar regelrechte Kunstwerke, dass platte Kalauer da einfach nicht mithalten können.
Ein bisschen schade, aber sobald er wieder am Klavier oder an einem seiner anderen Instrumente saß, musste man ihm einfach alles verzeihen! Der Abend stand nämlich unter einem zweiten kleinen Nebenmotto: „Bodo Wartke spielt Instrumente, die er bislang nur unzureichend beherrscht“. So beglückte er sein Publikum beim Song „Teenager“ etwa mit einer Ukulele, später folgten noch Mundharmonika und ein Cajón – „unzureichend beherrschen“ muss jedoch als komplettes Understatement verstanden werden!
Wartke ist virtuos – auf dem Klavier sowieso, aber auch auf all den anderen Instrumenten.
Er bietet seinem Publikum Reimkultur in Reinkultur fernab der Standard-Reimschemata, die man noch aus dem Schulunterricht kennt. Vielmehr jongliert er mit Worten, wie es wohl kaum ein Zweiter kann. Er betreibt Klavierkabarett vom Feinsten, eingängige Melodien, gepaart mit pointierter Poesie, die sich teilweise erst nach dem fünften Nebensatz erschließt! Wer mitdenkt und genau zuhört, ist klar im Vorteil!
Ein letztes Problem noch vor der Pause: „Die WG des Herrn“, ein herrlicher Song über das unergründliche WG-Leben der männlichen Vertreter unserer Art.
E-Musik oder U-Musik? UE-Musik!
Ein weiteres und ur-deutsches Problem, nämlich das der Einteilung von Musik in E- und U-Musik (tatsächlich: E-Musik = ernste Musik, U-Musik = Unterhaltungsmusik) löste Wartke mit einer Musikkomposition aus der Gattung der selbstkreierten UE- Musik: einem morbiden Medley, dem Papagenos Arie aus der Zauberflöte Pate stand und in dem – im wahrsten Sinne des Wortes – so manches Federvieh verhackstückt wurde.
Der Abend endete schließlich nach mehr als zweieinhalb Stunden, wie er begonnen hatte: unter großem Jubel und vor allem mit der Zugabe schlechthin – dem Liebeslied.
Das Publikum beklatschte einen sichtlich gerührten Bodo Wartke ausgiebig, dankte mit Standing Ovations und wäre vermutlich gerne noch für einige Zugaben mehr dageblieben. Für's nächste Mal sollte Wartke vielleicht in größeren Kategorien planen.
Mehr Infos zum aktuellen Programm unter www.bodowartke.de