Felix Meyer ist Vollblutmusiker, seine Texte sind Geschichten vom Leben um ihn herum. Mit KIELerLEBEN sprach er über die Inspirationen zu seiner Musik. KIELerLEBEN: Herr Meyer, woher nehmen Sie die Ideen zu Ihren sehr bildlichen Texten?
Felix Meyer: Vieles kommt vom Reisen. Eine Szene aus dem Lied „Liebe, Dreck und Gewalt“ zum Beispiel beschreibt Gott und den Teufel, die eine Runde Schach spielen. Das Bild habe ich aus Barcelona mitgenommen, wo tatsächlich zwei Leute, einer als Gott und der andere als Teufel verkleidet, beim Schach saßen. Ich fand die Vorstellung interessant, dass Gott und der Teufel womöglich auf diese Weise Entscheidungen fällen. Viele solcher Bilder begegnen einem auch auf der Straße, direkt vor der Haustür.
Sie haben einmal gesagt, dass man dort sowohl „die erbärmliche Freakshow und das ganz große Drama“ als auch „die kleinen Freuden, Sternstunden und das leise Wirken“ sieht – was sehen Sie in Kiel, Freakshow oder Sternstunde?
Von allem ein bisschen. Kiel ist eine sehr durchschnittliche deutsche Stadt. Sie ist durchschnittlich schön und durchschnittlich hässlich. Das hat auch viel damit zu tun, wie man das selber sehen möchte. Wenn Besuche in einer Stadt von Sonnenschein und einer ganz besonderen Reisestimmung gezeichnet waren, haben die natürlich ganz andere Eindrücke in meinem Kopf hinterlassen als fünf Jahre Studium in Kiel, wo es gefühlt Dreiviertel der Zeit geregnet hat (lacht). Aber trotzdem findet man auch immer die schönen Seiten eines solchen Ortes, wie zum Beispiel endlose Herbstspaziergänge am Strand oder Sommernächte über den Dächern der Stadt.
Von der Straße geht es in letzter Zeit immer mehr zu Konzerten auf der Bühne – wo wollen Sie mit Ihrer Band am liebsten ankommen? Im Mainstream?
Nein, da gehören wir nicht hin. Ich sehe uns als Geschichtenerzähler. Als Band, die etwas anderes zu bieten hat als das immer gleiche Lied über die Liebe. In der Popmusik wird häufig eine ähnliche Geschichte erzählt: „Sie hat mich verlassen“ oder „Ich lieb’ sie so sehr“ oder in der Richtung. Ich finde, dass unser Alltag so viele Geschichten mehr zu bieten hat. Natürlich muss es auch Lieder über Liebe geben, und auch bei uns kommen die mal vor. Aber es gibt eben auch ganz viele andere.
„Popmusikalischer Geschichtenerzähler“, so werden Sie ja auch oft genannt – aber sind Sie nicht doch eher Gesellschaftskritiker?
Natürlich geht es um Gesellschaft, aber es geht mir nicht so sehr um eine Bewertung. Ich möchte den Leuten keine Botschaft nahelegen, wie irgendetwas besser funktionieren könnte. Ich halte auch nicht viel davon, wenn Musik all zu politisch ist, weil ich nicht glaube, dass man mit einem Lied die Welt verändern kann. Aber man kann natürlich versuchen, einen Blick auf die Welt darzustellen und Leute zum Nachdenken zu bewegen.
Das tun Sie Ende Dezember auch in Kiel – mit welchen Gefühlen kommen Sie zurück?
Es ist auf jeden Fall sehr aufregend und neu für mich, ich war ja damals in einer ganz anderen Mission hier. Während meines Studiums an der Muthesius Kunsthochschule haben wir zwar auch Musik gemacht, sind aber nur selten in Kiel aufgetreten. Es ist auch immer sehr interessant herauszufinden, wie die Leute auf uns aufmerksam geworden sind. Da kommen dann Antworten wie „An der Ostsee kennengelernt“ oder „Bei 3nach9 gesehen“ – und am 23.12. dann wahrscheinlich „In der KIELerLEBEN gelesen“ (lacht).
Über Felix Meyer
Felix Meyer wurde 1975 in Berlin geboren, wuchs dort und in Bayern auf und lebt heute in Hamburg. Er tritt mit seiner Band in Fußgängerzonen und auf kleinen und großen Bühnen in Deutschland und Europa auf. Neben seiner Tätigkeit als Musiker hat er in Kiel Fotografie studiert und widmet sich der Dokumentarfotografie. Im Januar erschien sein zweites Album „Erste Liebe/Letzter Tanz“, am 23.12. tritt er mit seiner Band im KulturForum in Kiel auf. Weitere Infos unter www.felixmeyer.eu . Karten für das Konzert gibt es im Vorverkauf bei der Konzertkasse Streiber oder auf www.adticket.de.
CDs zu gewinnen!
Wir verlosen 3 x das Live-Album „Regenwochen und Riesenrad“ von Felix Meyer. Teilnahme auf www.kielerleben.de/gewinnspiel.