Pohlmann ist zurück – mit neuen Songs im Gepäck besucht der sympathische Sänger am 11. April die Fördestadt und rockt das MAX Nachttheater. KIELerLEBEN sprach mit ihm über Skandale, Optimismus und geplatzte Knoten.
KIELerLEBEN: Du giltst als netter Typ – braucht es keine Eskapaden, um in der Musikwelt interessant zu bleiben?
Pohlmann: Das kommt darauf an, ob man diesen Deal mit den Medien eingehen möchte. Ich kann über die Doppelmoral der Klatschblätter nur lachen – sie leben von dem, über das sie sich empören. Wenn ich mit 22 Jahren Erfolg gehabt hätte, als ich noch wilder war, hätte ich auch für einige Skandale sorgen können. (lacht) Ich finde es wichtiger, authentisch zu sein. Ich trage meine Beziehung nicht nach außen, sage höchstens mal, dass ich ein Kind habe.
Musst du als Familienvater den Job als Musiker zurückfahren? Du hast zuletzt kein Album, sondern eine EP veröffentlicht …
Nein, Familie und Beruf lassen sich bei mir vereinbaren. Es gab einen Wechsel der Label- und Management-Strukturen. Wir haben nun eine EP gemacht, die komplett in Eigenregie finanziert ist. Das hat riesigen Spaß gebracht, und es ist verdammt schöne Musik dabei herausgekommen. Jetzt schauen wir, was daraus erwächst. Diese EP ist ein Samenkorn, das wir in die Erde gesteckt haben.
Der EP-Titel lautet „Zurück zu von selbst“ – kam die Musik zuvor nicht mehr von selbst?
Ich habe mich bei diesem Mal hingesetzt, so wie früher die Augen zugemacht und fünf Stücke aufgenommen. Dazu kam nur ein Cellist und ein Drummer – das ist eine sehr reduzierte, ehrliche und lebendige Sache. Musik entwirft sich eigentlich immer selbst, wenn man kein ausgebildeter Musiker ist. Und auch ein großer, studierter Musiker muss irgendwann Loslassen lernen und sich der Musik hingeben.
In „Steine im Weg“ singst du: „Es ist der Weg durchs Labyrinth, der immer vorwärts geht“. Bist du durch und durch Optimist?
Für Optimismus muss man kämpfen. Ich engagiere mich zum Beispiel für die Umweltorganisation Sea Shepherd. Auch wenn es schwerfällt, im Leben konsequent richtig zu handeln, sollte man versuchen, etwas für diese Welt zu tun. Ich kann mich ziemlich aufregen und sehr pessimistisch sein. Doch wenn ich das Licht am Ende des Tunnels nicht sehe, versuche ich, selbst eines anzuzünden – etwa mit meiner Musik. Ich habe keinen Bock, auf der Bühne zu stehen und den Leuten zu sagen, wie scheiße alles ist.
Um deine Songs zu schreiben, ziehst du dich tagelang zurück …
Zum Schreiben darf absolut nichts da sein, was mich ablenkt. Ich starre manchmal drei Stunden auf einen leeren Zettel. Dann schreibe ich zwei Sätze und streiche sie wieder durch. Am Ende des Tages gehe ich dann – neben viel zerknülltem Papier – frustriert schlafen. Das geht dann ein paar Tage so. Doch irgendwann platzt der Knoten. Ein Song auf der neuen Platte handelt davon und heißt auch „Geplatzter Knoten“.
Haben deine Arbeit als Musiker und dein früherer Job als Maurer etwas gemeinsam?
Ich bin ein Arbeiter geblieben und ein Musiker geworden. Wenn man als Musiker Erfolg und keinen Vergleich zu einem anderen Leben hat, dann kann man abgehoben werden. Ich glaube, dass mich diese Maurergeschichte davor immer geschützt hat. Ich hatte keine schlechte Zeit auf dem Bau, zum Schluss war es sogar richtig schön. Ich weiß auf jeden Fall, woher ich komme – das schützt vor zu viel Hochgefühl oder Hochnäsigkeit.
Pohlmann …
… ist 42 Jahre alt und heißt mit vollem Namen Ingo Pohlmann. Bekannt geworden ist der Musiker durch seinen Hit „Wenn jetzt Sommer wär“ aus dem Jahr 2006. Inzwischen hat er vier Studioalben veröffentlicht, zuletzt feierte er einen großen Erfolg mit dem Song „StarWars“. Ende des vergangenen Jahres folgte eine EP mit dem Namen „Zurück zu von selbst“. Nun ist Pohlmann wieder auf Tour.
Am 11. April ist Pohlmann live im MAX Nachttheater. Gewinnt Tickets unter www.kielerleben.de/gewinnspiel.