Jazz-Sänger Roger Cicero meldet sich nach drei Jahren mit seinem neuen Album „Was immer auch kommt“ zurück. KIELerLEBEN sprach mit ihm über die neue Platte, Glücksmomente und Hutschachteln. KIELerLEBEN: Der Titel Ihres neuen Albums lautet „Was immer auch kommt“. Das klingt, als würden Sie der Zukunft gelassen entgegensehen. Sind Sie ein positiver Mensch?
Roger Cicero: Ich habe generell eine positive Haltung. Aber ich bin nicht nur und ständig voller Optimismus. Wenn Dinge passieren, mit denen ich nicht einverstanden bin, ist es mir wichtig, mich am Ende trotzdem wieder dahin zu bringen, dass ich die Situation annehmen kann. Man muss immer gucken, was daraus entsteht. Dann weiß man ja auch erst, wie es sich anfühlt und ob es gut ist.
Wann haben Sie zum letzten Mal gedacht: Ob das wohl gut geht?
Bevor ich zu den Dreharbeiten der VOX-Sendung „Sing meinen Song – Das Tauschkonzert“ nach Kapstadt geflogen bin. (lacht) Ich habe mich gefragt, wie es wohl wird, wenn ein anderer Künstler meinen Song singt, ob es schön umgesetzt sein wird und ob wir uns überhaupt verstehen.
Und, ist es gut gegangen?
Es war großartig. Besonders die Arbeit mit Xavier Naidoo …
Er sagte sogar zu Ihnen: „Du singst uns an die Wand.“
Xavier ist in meinen Augen der Ausnahmesänger in Deutschland. Er ist ein fantastischer Künstler, und es ist ein großes Kompliment. Ich bin selbstverständlich geschmeichelt. Es ist auch ein wenig charmant. Es zeigt seine Wertschätzung und ja, es macht mich auch ein bisschen glücklich.
Wie würden Sie Glück definieren?
Für mich ist Glück ein Augenblick und kein Dauerzustand. Ich glaube, man kann dauerhaft zufrieden oder gelassen sein, aber Glück ist etwas, das in bestimmten Momenten auftritt – meist sehr überraschend und nicht planbar. Ich glaube, das Wort „Glücksmoment“ gibt es nicht ohne Grund.
Wann war denn in der letzten Zeit so ein Glücksmoment für Sie?
Als mein Sohn eingeschult wurde.
Mit der Mutter Ihres Sohnes sind Sie ja inzwischen nicht mehr zusammen. Glauben Sie trotzdem an die große Liebe?
Ich glaube an die Liebe an sich und daran, dass sie uns umgibt und da ist. Ich denke, dass man sich einfach darauf einlassen muss. Um ehrlich zu sein, bin ich gerade frisch verliebt.
Fotos: Mathias Bothor
In Ihrem Song „Wenn es morgen schon zu Ende wär’“ schlagen Sie traurigere Töne an. Es geht um die Vergänglichkeit des Lebens.
Für mich hat das Stück mit Trauer nichts zu tun. Ich finde, wenn man sich auf seine eigene Vergänglichkeit einlässt, ist das sehr lebensbejahend. Denn wenn einem klar ist, dass es irgendwann einfach zu Ende ist – und man weiß nicht, wann es sein wird – was bleibt einem anderes übrig, als das Leben jetzt zu leben?
Wenn Sie wüssten, dass Sie bald sterben müssten, was wäre Ihr letzter Wunsch?
Ich würde mir wünschen, mich wirklich auf das Jetzt einlassen zu können.
Am 4. Oktober stellen Sie Ihre neue Platte in der Sparkassen-Arena- Kiel vor. Warum sollten die Kieler zu dem Konzert kommen?
Es ist das abwechslungsreichste, beste, berührendste und persönlichste Konzert, das ich jemals gespielt habe.
Die Songs haben Sie allein im Studio aufgenommen, bei dem Konzert werden Sie aber mit einer Big Band auf der Bühne stehen.
Wir haben die Lieder neu arrangiert. Für Leute, die das neue Album kennen und mögen gibt es ein paar große Überraschungen. Und Leute, die es kennen, aber nicht mögen, können durch die neue Live-Version vom Gegenteil überzeugt werden.
Zum Schluss noch eine persönliche Frage: Wie viele Hüte haben Sie?
Ich habe so um die 20. Ich sortiere immer mal aus, aber es sind meist fünf Hüte in der Stammaufstellung. Wenn die nicht mehr so oft getragen werden, sortiere ich sie aus.
Haben Sie einen festen Platz dafür in Ihrem Kleiderschrank?
Nein. Im Kleiderschrank habe ich keinen Platz. (lacht) Ich habe Hutschachteln.
Das Interview führte Kerstin Kristahl
Roger Cicero …
… wurde 1970 geboren. Sein Vater ist der 1997 verstorbene Jazzpianist Eugene Cicero, seine Mutter Lili Cziczeo ist Tänzerin. Als Elfjähriger stand Cicero zum ersten Mal auf der Bühne. Später studierte er Jazzgesang an der Amsterdamer Hochschule der Künste. 2006 gelang ihm mit dem Album „Männersachen“ der Durchbruch. Von April bis Juni 2014 nahm er an der VOX-Sendung „Sing meinen Song – Das Tauschkonzert“ zusammen mit Sarah Connor, Xavier Naidoo und anderen Künstlern teil. 2014 veröffentlichte Cicero mit „Was immer auch kommt“ sein fünftes Top-5-Album.
www.roger-cicero.de
Roger Cicero steht am 4. Oktober in der Sparkassen-Arena-Kiel auf der Bühne.