Kiels ganz besonderer Frisör: Rockabilly-Frisör Jan Boecker über seinen King’s Barbershop in der Wilhelminenstraße und das Leben als Rock’n’Roller.
„Gewinner geben nie auf!“ ist in geschwungenen Lettern auf den Arm von Jan Boecker tätowiert, besser bekannt als King Barber. Ein treffendes Motto, denn der Weg zu seinem King’s Barber Shop in der Wilhelminenstraße verlief nicht immer gradlinig. Heute kann der 40-Jährige das zehnjährige Jubiläum seines bekannten Shops feiern. Ein Teil seiner überwiegend männlichen Kunden reist sogar aus Bonn oder Hannover an, um sich von dem gebürtigen Kieler eine Tolle machen zu lassen. Meist bleiben sie länger, genießen die 50er-Atmosphäre, schnacken und greifen mit dem Chef zur Gitarre, um dem Rock’n’Roll musikalisches Leben einzuhauchen.
Ein steiniger Weg
Das Motto auf seinem Arm zeigt, dass Jan Boecker über Umwege zu seinem Laden kam. „In der Schule hatte ich es wegen meiner Legasthenie manchmal schwer,“ erzählt er. „Ich war gefrustet. Aber mein Vater hing mir diesen Satz übers Bett: ,Aufgeber gewinnen nie, Gewinner geben nie auf!‘ Das prägt mich bis heute!“ Von seinem Vater bekam er auch die erste Elvis-Platte, die er mit acht Jahren auf dem Plattenspieler seiner Uroma rauf und runter hörte. Mit 14 stylte er sich zum ersten Mal eine Tolle und fing an zu singen und Musik zu machen. Mit 17 frisierte er auch seine Kumpels im Rockabilly-Style. Trotzdem entschied er sich für eine Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann. „Die Verdienstmöglichkeiten als Frisör sind nicht die besten“, erklärt er. Anschließend arbeitete er als Versicherungsfachmann. Richtig zufrieden war er damit aber nie. Mit 27 besann er sich schließlich auf seine ursprünglichen Interessen: Rock’n’Roll und ein richtig guter Frisör werden. Der Zufall wollte es, dass er während der Ausbildung bei Klinck am Europaplatz einen Kollegen hatte, der selbst in den 50ern gelernt hatte. Von ihm kennt er die meisten Kniffe im Handwerk.
Rock’n’Roll als Lebensgefühl
Dass er seinen Laden in Kiel eröffnen würde, war Jan Boecker immer klar. „Kiel ist übersichtlich, Kiel ist Heimat. Ich würde nie woanders wohnen wollen.“ Auch bei seinen Bandauftritten in ganz Deutschland musste er immer wieder feststellen, dass das Publikum zu Hause am besten zu seinem Lifestyle und seinem Sound passt. Denn: „Alle Kieler sind Rock’n’Roller, ob sie es wissen oder nicht“, sagt er schmunzelnd. Dogmatisch ist Jan Boecker trotz seiner Vorliebe nicht. Er geht mit der Zeit und mit der Musik, Hauptsache, es passt zu seinem Lebensgefühl. „Scheuklappen sind doch absoluter Quatsch“, meint er, „keiner muss haargenau so aussehen wie in den 50ern. Mir persönlich geht es einfach um das Feeling des Rock’n’Roll.“ Und so schneidet er zum Sound von Elvis, Eddie Cochran und Gene Vincent auch mal ganz normale Männerhaarschnitte.
Lifestyle mit Jan Boecker
Restaurant: Das El Greco. Der Besitzer – ein Kunde von mir – ist superlustig und ein sch...guter Koch.
Uhr: Ich trage keine Uhr. In Zeiten von iPhone und Co. brauche ich nichts am Handgelenk.
Entspannung: Ich lege mich ins Bett und schlafe.
Objekt: Mein Teddybär von Steiff! Den hab’ ich, seit ich zwei Wochen alt war.
Schlaf: Davon könnte ich mehr vertragen.
Auto: Ein Hyundai Santa Fe. Obwohl ein alter Ami-Schlitten auch nicht schlecht wäre.
Spleen: Ich muss meistens das letzte Wort haben!
Moment: Ich versuche, jeden Moment zu genießen und voll auszukosten.
Handy: Ein iPhone 5.
Ziel: Ein langes und erfülltes Leben zu führen.
Urlaub: Urlaub, was ist das? Wenn mir die Zeit bleibt, fahre ich nach Dänemark oder Kreta.
Weiter Informationen zu Jan Boecker und dem King’s Barbershop gibt es unter www.facebook.com/kingsbarbershops.