Mit einem harten Stück Arbeit hat sich der THW Kiel am Mittwochabend die Bundesligapunkte 61 und 62 gesichert. Die HSG Wetzlar war dabei ein ernst zu nehmender Gegner, der sich lange der Niederlage entgegen stemmen konnte.
Der Name des Gegners flößte zunächst keine allzu große Angst ein. Die HSG Wetzlar schien zumindest auf dem Papier ein sicherer Punktelieferant zu sein und so ließ Alfred Gislason seine angeschlagenen Stars wie Filip Jicha, Kim Andersson und auch Thierry Omeyer zunächst auf der Bank. Doch Holzauge sei wachsam – für die Gegner des Abends geht es derzeit noch um richtig viel. Durch den Punktabzug auf Grund der „causa Klimovets“ rangiert die HSG derzeit nur zwei Punkte hinter dem 15. Rang, der in dieser Saison den direkten Abstieg und nicht etwa die möglicherweise rettende Relegation bedeutet.
Dass die HSG Wetzlar nicht nach Kiel gekommen war, um zwei Punkte zu verschenken, machte der künftige Club von noch THW-Spieler Tobias Reichmann schnell deutlich.
Wenngleich dem ersten Angriff der Gäste ein Zeitspiel drohte, zeigten die Mittelhessen doch wieder und wieder, dass sie an sich und eine echte Chance glaubten – zurecht. Ein ums andere Mal glichen die Gäste aus oder gingen gar selbst in Führung. Friedrich, Chalkidis, Müller, Schmidt, die HSG-Spieler trafen von sämtlichen Positionen und fanden immer wieder Lücken in der unsicher agierenden Zebra-Abwehr. THW- Torhüter Andreas Palicka bekam keine Hand an den Ball, lediglich einen Siebenmeter von Lars Friedrich konnte er entschärfen (7.).
Der sonst so traumwandlerisch agierende Zebraexpress war noch lange nicht ins Rollen gekommen, Einzelaktionen bestimmten in der ersten Halbzeit das Spielgeschehen.
So bot Aron Palmarsson etwa eine starke Szene, als er sich nach einem Sprint über das gesamte Spielfeld mit einer schönen 1:1 Aktion durchsetze und den Ball zum zwischenzeitlichen Ausgleich am starken Wetzlarer Torwart vorbeizirkelte. (15.)
Wetzlar hingegen ließ sich nicht abschütteln und traf sogar in Unterzahl, während Philipp Müller schon seine zweite Zeitsrafe absaß zum erneuten Führungstreffer (20.)
Das Spiel wirkte zerfahren und war ein stetiges Bäumchen wechsel' Dich. Erst in der 22. Minute schienen die Zebras ein wenig aus ihrer Lethargie aufwachen.
Christian Zeitz packte einen Hammer aus, den der Torhüter nur durch behertzes zur-Seite-springen nicht voll auf den Körper bekam (22.), Jicha mit einem Gewaltwurf aus dem Rückraum von zehn Metern (24.) und mit einer weiteren typisch trickreichen 1:1 "Wow-Aktion" (29.) und Dominik Klein mit beherztem Nachwurf: Mit standesgemäßem Torepolster, auf das sie ihre müde wirkenden Körper in der Halbzeit betten konnten, ging es in die Kabine.
Gislason muss verletzte Spieler bringen
Die zweite Halbzeit begann, wie die erste geendet hatte. Wetzlar kämpfte und konnte die THW-Abwehr immer wieder überwinden. Noch in der 41. Minute stand das Spiel auf Messers Schneide, 23:23 war in dieser – sehr hitzigen – Phase der Zwischenstand. Man könnte fast meinen, es lag ein Hauch von Niederlage in der Luft. Auch Andreas Palicka hatte in der Halbzeitpause wohl nicht am Zaubertrank genippt, sodass Gislason sich gezwungen sah, Mitte der zweiten Halbzeit seinen angeschlagenen Torwart Omeyer zu bringen. Und dieser Wechsel machte sich bezahlt. Ein Ballgewinn aus der Abwehr heraus und zwei schöne Aktionen von Kim Andersson brachten dem THW eine knappe Viertelstunde vor zumindest in Sichtweite der Siegerstraße (43.).
Doch nichtsdestotrotz ließen sich die Gäste nicht beirren und spielten weiter konsequent um die zweite Punkte mit, die für den Klassenerhalt des Teams enorm wichtig wären.
Doch der Respekt schien zu wachsen, was wohl auch dem Titan im Tor geschuldet war. Erst kaufte er Wetzlars Lars Friedrich erst einen Siebenmeterwurf ab (47.) um anschließend Kim Andersson auf die Reise zu schicken, der postwendend den sage und schreibe 1000. Saisontreffer (!!!) für die Kieler einnetzte – und die erste Drei-Tore-Führung herbeiführte.
In den Reigen der Superlativ-Zahlen trug Filip Jicha dann noch seinen persönlichen 190. Saisontreffer ein und Daniel Narcisse hämmerte ein 105 km/h-Geschoss in die gegnerischen Maschen. Schon in der 52. Spielminute, als Sprenger von Außen agieren konnte, als spielten die Zebras in Überzahl war die Gegenwehr der Gäste gebrochen. Als Lundström gerade gut erholt von seiner Zeitstrafe zurückkehrte und das 30:25 (55.)erzielte, bestand kein Zweifel mehr: Kein schöner Sieg, aber die zwei Punkte bleiben in Kiel und die perfekte Saison scheint mehr und mehr greifbar.
Spielfilm: 4:3/ 5:6/ 8:8/ 10:11/ 14:14/ 19:16/ 23:17/ 23:23/ 25:24/ 27:24/ 29:24/ 33:27