Sie ist bereits eine liebgewonnene Tradition der Kieler Handballfans geworden: Die alljährliche Meisterfeier des THW, der mit seinen Fans seit Jahren den Abschluss einer Meistersaison mit ein, zwei oder gar drei Titeln krönt. Hatten die Zebras in der Superlativ-Saison noch das Triple im Gepäck, war es diesmal immernoch das „Double“, bestehend aus Pokal und eben jener 18. Meisterschaft, die die Zebras bereits vor einigen Wochen klar gemacht hatten.
Im turnusmäßigen Wechsel fand der diesjährige letzte Spieltag der Zebras allerdings nicht in Kiel statt. Um aber rechtzeitig zurück auf dem Rathausplatz zu sein, stieg der THW-Tross morgens in Kiel in eine Chartermaschine und reiste auf dem Luftweg zum letzten Spiel nach Aschaffenburg – eben jener Flieger brachte die Spieler im Anschluss auch wieder zurück in die Handballhauptstadt.
Als die Mannschaft gegen 21.30h den Rathausplatz enterte, tobte die gespannte, wartende Menge. Auch in diesem Jahr wurde das Geheimnis um die Kostümierung der Spieler wieder gut gehütet, Zeremonienmeister Dominik Klein hatte wieder alles gegeben: als Discoboys in goldenen Pailetten-Sakkos, mit Schlaghosen und Afro-Frisuren waren die Handballstars kaum zu erkennen, für die jubelnden Fans war das jedoch fast egal: Frenetischen Jubel hatten sie sich ohnehin alle verdient! Und so begann eine – traditionell, versteht sich – Riesenmeisterparty auf dem Balkon, jeder einzelne Spieler durfte sich von den Fans seinen ganz persönlichen Jubel abholen und von der Brüstung aus zum Fanvolk sprechen. Die Spieler, die Kiel nun den Rücken kehren, taten das allesamt mit einer Träne im Knopfloch und zeigten sich besonders gerührt, ob der großen Anerkennung ihrer Anhänger. Allen voran Thierry Omeyer, der vor wenigen Tagen von „seinem“ THW noch mit einem Transparent im Kieler Handballtempel überrascht worden war, sog jeden Moment in sich auf und ließ Ehefrau Laurence die letzten emotionalen Momente in seiner Heimatstadt des Herzens für die Ewigkeit filmen.
So mischte sich in all die Freude freilich auch eine große Portion Wehmut, liebgewonnene Spieler künftig möglicherweise mit anderen Clubs in der Kieler Arena wiederzusehen oder – wie Urgestein Marcus Ahlm und Thierry Omeyer – mit großer Sicherheit nicht wieder auf dem Handballparkett zu sehen. Am Samstagabend stand dennoch das Feiern im Vordergrund, wie es sich für amtliche Discoboys eben gehört. Auch die Feuertaufe für die „Neuen“ grüßte als jährliches Murmeltier – ums Karaoke-Singen kamen Wiencek, Vujin, Toft-Hansen und Ekberg nicht herum und schlugen sich wacker am Mikro, ehe die üblichen verdächtigen „Rampensäue“ das Feierzepter in die Hand nahmen. Die Feierbiester Dominik Klein und Aron Palmarsson sorgten für gute Stimmung bei den mehr als 10.000 Fans auf dem Rathausplatz und feierten mit dem gesamten Team, Spielerfrauen – und Kindern bis weit nach Mitternacht auf der NDR-Bühne. Selbst ein Feuerwerk, das sich durchaus Double-würdig präsentierte, fehlte nicht im Reigen der Wertschätzung, die die Stadt Kiel „ihrem“ THW entgegenbrachte.