Nach der Niederlage gegen die SG Flensburg ist der THW Kiel wieder zurück auf der Siegerstraße: Am Mittwochabend besiegten die "Zebras" den TuS-N-Lübbecke mit 37:30, konnten aber nach 60 Minuten dennoch nicht mehr als einen pflichtsieg auf ihrem Konto verbuchen, hatten sie ihrem Publikum zuvor eher magere Handballkost serviert.
Bis kurz vor dem Anpfiff standen große Fragezeichen vor zwei enorm wichtigen Kieler Personalien: Ob Kapitän Jicha und Aron Palmarsson, der erst vor Kurzem furios nach Verletzungspause zurück gekommen war, auflaufen konnten, war nicht klar. Da schon Mittelmann Rasmus Lauge verletzungsbedingt passen musste, wäre das Fehlen der beiden für die Kieler ziemlich schmerzlich gewesen. Doch 10250 Kieler konnten aufatmen: Beide machten sich vor dem Spiel mit der Mannschaft warm und wirkten fit. So stand Jicha auch in der Starting-7 der Kieler und sollte in der Folgezeit einmal mehr derjenige sein, der sein Team zum Sieg führte. Über die "Luxusproblemchen" der Hausherren werden die Gäste wohl maximal müde gelächelt haben. Die Ostwestfalen plagten wirkliche Personalsorgen, eine komplette Rückraum-Aufstellung fehlte verletzungsbedingt und so kam es, dass Lübbecke mit lediglich neun Feldspielern angereist war.
Palicka im Kieler Kasten, Sprenger und Klein auf den Außenbahnen, "Willi" Jallouz, Jicha und Zeitz im Rückraum, Wiencek am Kreis - so hieß die Starting-7 des THW, der die ersten drei der ersten vier Treffer vom Siebenmeterpunkt erzielte. Die Lübbecker Abwehr erwischte einen schlechten Start und ging übermotiviert zu Werke. Im Angriff probierten sie es zunächst mit Kreisanspielen, die ein ums andere Mal keinen Abnehmer fanden, Einzelaktionen von Ales Pajovic war es zunächst zu verdanken, dass Lübbecke überhaupt ins Spiel kam. Zunächst spielten die Ostwestfalen das Kieler Tempo aber mit. So kam die Halle kaum dazu, den Treffer von Wael Jallouz gebührend zu feiern, da hatte Lübbecke schon wieder eingenetzt. Als Lübbecke sich von der siebten bis elften Minute aber zu viele Fehler erlaubte, unsicher in der Abwehr agierte, eine doppelte Unterzahl zu überstehen hatte und das Torewerfen nach zuvor vier Treffern eingestellt hatte, nutzte der THW die Möglichkeit, sich abzusetzen und aus einem 5:4 ein 11:4 (12. Spielminute) zu machen. Für Gäste-Trainer dirk Beuchler zuviel des Guten, er warf den grünen Karton und bat sein Team zur Auszeit. Gislason auf der Gegenseite hatte seinem Team nicht viel zu sagen, Beuchler schöpfte seine Minute voll aus und schickte seine Jungs mit neuen Anweisungen auf's Feld zurück.
Die Tipps des Coaches schienen kurzzeitig auch Wirkung zu zeigen, Lübbecke zeigte sich konzentrierter im Abschluss und Abwehr und kämpfte sich auf drei Tore ran (13:10/ 20.). Da aber auch der THW das Torewerfen nicht einstellte ging nicht viel mehr für die Gäste, die Aufholjagd endete recht bald wieder und die Kieler hielten sich den Kontrahenten konsequent mit sechs bis sieben Toren Distanz vom Leib. Beim Pausenpfiff stand ein 22:16 zu Buche, das der THW vor allem durch individuelle Klasse und feine Einzelleistungen zu Stande gebracht hatte und auch dank einem Gegner, der sich recht selten ernsthaft zur Wehr setzte.
In Durchgang Zwei kam Vujin ins Spiel und machte die ersten Minuten zu echten "Vujin-Festspielen". Er traf nach Belieben, fing in der Abwehr Bälle ab und lief den anstehenden Gegenstoß sogar noch selbst. Kurzum: Ihm gelang alles, Kollege Palmarsson fügte sich ebenfalls nahtlos in die Einzelleistungs-Riege der Kieler ein, Sjöstrand zeigte viele tolle Paraden und nach 60 Minuten ging der THW mit einem deutlichen 37:30-Sieg vom Platz. Die ostwestfälischen Gäste hatten es dem THW aber auch denkbar leicht gemacht. Angesichts des scheinbar nicht aufholbaren Rückstands schon zur Pause ließen die Lübbecker recht bald nach Wiederanpfiff Köpfe und Schultern hängen, eine einzige zwei-Minuten-Strafe und lediglich zwei gelbe Karten zeugten nicht gerade von Aggressivität in der Abwehr. Der THW zauberte zum Schluss noch ein bisschen, riss die Fans aber dennoch nicht vom Hocker. Als Youngster Fynn Ranke dann aber quasi mit Abpfiff noch einen Treffer erzielte, feierte das Publikum sein Team doch noch mit Standing Ovations, dürfte das Spiel aber spätestens nach Verlassen der Halle auch schon wieder vergessen haben.
Kein Wunder, schließlich steht schon am kommenden Sonntag wieder die Chanpions League auf der to-do-Liste des THW und seinen Fans! Anpfiff gegen Wisla Plock ist am Sonntag um 14.30 Uhr, die "Zebras" spielen um die Tabellenführung und den Gruppensieg der Gruppe B.