Um 21.17 am Samstagabend war die Sensation perfekt – Regionalligist Holstein Kiel schlug in der ersten Runde des DFB Pokals den Favoriten FC Energie Cottbus mit 3:0. Riesiger Jubel bei den 7.200 Zuschauern im Stadion. Während die Cottbuser mit gesenkten Köpfen den Platz verließen, feierten die Störche ihren Sieg ausgiebig mit den Fans. Mit Toren von Sykora, Kazior und Hermann ziehen die Kieler in die zweite Runde des DFB-Pokals ein.
Der Rahmen für einen tollen Pokalfight waren gegeben: Das Wetter zeigte sich ausnahmsweise mal von seiner besten Seite, das Stadion war gefüllt mit gut gelaunten Zuschauern und die vielen Siege der Außenseiter in anderen DFB-Pokalspielen, wie Heidenheims Sieg über Werder Bremen, Dresdens Erfolg über Leverkusen oder Leipzigs Überraschung gegen Wolfsburg ließen das Selbstvertrauen der KSV weiter steigen. Dennoch wollte zu Beginn des Spiels Holstein Kiel gegen den 1. FC Energie Cottbus keiner so Recht an einen Sieg für die Störche glauben. Es wurde eher erwartet, dass die Störche zeigen, dass sie trotz ihres jungen Altersdurchschnittes und mit den Neuzugängen beweisen, dass sie sich als Mannschaft gefunden haben und sie positiv in die neue Regionalligasaison starten können.
Die Skepsis hielt jedoch nur 14 Minuten an. Nach einem Fehler in der FCE-Abwehr, umkurvte Fiete Sykora noch einen weißen Abwehrspieler und jagte das Leder zum Führungstreffer unter die Latte. Das gab den Kielern Sicherheit und setzte die Cottbuser unter Druck. Statt sich auf dem 1:0 auszuruhen erhöhte Holstein das Tempo und konnte in der 31. Minute durch Rafael Kazior das 2:0 erzielen. Wieder ein Traumtor: Siedschlag hatte auf Kazior geflankt, der brauchte nur noch die Stirn hinzuhalten. Mit einem Vorsprung von zwei Toren ging es in die Halbzeitpause. Energie-Trainer Pele Wollitz hatte schon zuvor die Faxen dicke gehabt und in der 33. Minute zweimal gewechselt. Doch auch im zweiten Abschnitt kein Vorwärtsdrang von Cottbus zu erkennen. Die Kieler begannen in den zweiten 45 Minuten schwungvoller. Auf Seiten der Gäste wollte einfach nichts klappen, weder ergab sich eine nennenswerte Torchance, noch standen sie in der Abwehr souverän. So hatte der laufstarke Marc Heider in der 58. Spielminute die Chance zum 3:0 vorm gegnerischen Tor: Anstatt den Ball aus fünf Metern hinter die Linie zu drücken, verstolperte er allerdings unglücklich. Nur eine Minute später wieder die Möglichkeit. Diesmal machte Neu-Storch Patrick Hermann das Tor zum 3:0 Endstand. Jubelstürme auf der einen, Fassungslosigkeit auf der anderen Seite. Damit hatte wohl keiner gerechnet. Hochverdient zieht Holstein Kiel damit in die zweite Runde des DFB Pokals ein.
Für die Kieler Störche geht es nun am 7. August zum Regionalligaauftakt nach Halle.
Holstein Kiel: Jensen - Herrmann, Steil, Jürgensen, Poggenberg – Siedschlag, Toksöz (73. S. Müller), Kazior (79. Fischer), Meyer (86. Lindner) – Heider, Sykora
FC Energie Cottbus: Renno – Bittroff, Straith, Hünemeier, Ziebig – Kruska, C. Müller (33. Kucukovic), Ludwig (33. Reimerink), Bittencourt (62. Roger) – Adlung, Rangelov
Tore: 1:0 Sykora (14.), 2:0 Kazior (31.), 3:0 Herrmann (59.)
Zuschauer: 7.219
Stimmen nach dem Spiel:
Der enttäuschte FC-Coach Claus-Dieter Wollitz sagte: „Ich gratuliere Holstein Kiel zum verdienten Weiterkommen. Ich denke, dass wir in keinem Moment und in keiner Situation einen Weg gefunden haben. Es lag nicht an der Einstellung, sondern heute lag es an den Mitteln. Mit dem ersten individuellen Fehler gehen wir in Rückstand. Wir sind nie in Erscheinung getreten. Unsere Organisation war schlecht. Selbst nach dem Gegentor ging kein Ruck durch unsere Mannschaft. Wir hatten keine Körpersprache, die uns hätte weiterhelfen können. Ich habe nie mit einem 0:2-Rückstand gerechnet. Nach dem dritten Treffer war das Spiel weg, auch wenn Holstein dann langsam müde wurde. Die Enttäuschung war riesengroß. Kiel hat sehr gut, klug und diszipliniert gespielt. Eine sehr gute Leistung der Störche.“
Holstein Coach Thorsten Gutzeit: „Ich bin richtig stolz, alles hat heute so geklappt, wie wir es uns vorgenommen haben. Wir haben den ersten Fehler der Cottbusser genutzt. Und dass wir sehr gut kontern können, dass wussten wir vorher. Eigentlich hätte schon Marc Heider das Spiel entscheiden können. Dann hat sich Patrick Herrmann beim 3:0 ein Herz genommen. In den letzten 15 Minuten war der Akku bei einigen leer. Die Chancen, die Cottbus dann noch hatte, klärte unser Torwart hervorragend. Meine Mannschaft hat heute gezeigt, zu was sie in der Lage sein kann. Die Mannschaft hat heute zusammen mit den Zuschauern das Spiel gewonnen. Es war eine Riesenstimmung, das hat enorm Spaß gemacht. Die Fans haben uns über schwierige Momente hinweggetragen. Ein dickes Lob!“