Der THW Kiel hat am Sonnabend in der heimischen Sparkassenarena seinen Startrekord in der Handball-Bundesliga weiter ausgebaut und führt nun mit unfassbaren 24:0 Punkten die Tabelle weiterhin an.
Der klare 35:26 Sieg gegen die Mannschaft des TBV Lemgo war nie ernsthaft gefährdet, möglicherweise aber mit einer schweren Knieverletzung von Kapitän Marcus Ahlm teuer bezahlt.
Die Partie begann mit einem sehr bewegenden Moment, als die Schiedsrichter Lars Geipel und Marcus Helbig das Spiel direkt nach dem Anpfiff unterbrachen, um eine Gedenkminute für die am gestrigen Freitag tödlich verunglückten Schiedsrichter Bernd und Reiner Methe einzulegen.
Eine Arena mit 10285 Zuschauern kann wohl kaum stiller sein, jeden Handballfreund dürfte die Nachricht vom tragischen Unfalltod des bekannten Schiedsrichtergespanns sehr betroffen gemacht haben. Beide Mannschaften liefen mit Trauerflor auf.
Das Spielgeschehen begann für den TBV Lemgo mit einem schnellen Rückstand gegen wach agierende Kieler, Filip Jicha ging in der 11. Minute etwas zu beherzt zu Werke und war mit einer gelben Karte und dem Verbleib auf dem Spielfeld gut bedient.
Die wache 3-2-1 Deckung des THW bereitete Lemgos Angreifern immer wieder Probleme und ließ Gegenstöße zu- Daniel Narcisse erhöhte bereits in der 12. Minute zum 5:1. Doch die Ostwestfalen gaben in dieser frühen Phase des Spiels noch nicht auf und kämpften sich beherzt- auch dank 5 aufeinanderfolgenden Paraden des stark reagierenden Carsten Lichtlein im Lemgoer Tor auf ein 8:9 zurück.
Dies sollte jedoch der einzig derart knappe Rückstand für den TBV sein, Alfred Gislason zog rasch die grüne Karte, stellte seine Mannschaft in einer Auszeit wieder neu ein und seine Jungs verstanden das Signal ihres Trainers. Thierry Omeyer fand allmählich zu gewohnt starker Form, entschärfte einen Siebenmeter und kaufte den Lemgoern in der Folge immer und immer wieder Bälle ab. Die Abwehr ging nun wieder deutlich konzentrierter zu Werke und so bauten die Kieler ihren Vorsprung sukzessive aus. Christian Sprenger setzte trotz Unterzahl mit viel Platz von Außen den Schlusspunkt der ersten Halbzeit und traf zum 16:10.
In der zweiten Hälfte konnten die Kieler nahtlos an die starke Leistung der ersten Hälfte anknüpfen. Daniel Kubes zeigte große Kreisläuferqualitäten, vertrat seinen Kapitän glänzend und erzielte unter lautstarkem Applaus der Kieler Anhänger seine Tore eins bis fünf, vollendete sogar als Tempogegenstoß- Schütze zum 27:19 in der 47. Minute.
Eine kuriose Szene für die imaginäre „nicht gegebenes Tor des Monats“- Galerie dann in der 53. Minute: Ein Lemgoer Torwurf endete nicht im Tor, nicht auf der Linie, sondern verharrte in der Ecke zwischen Latte und Pfosten klebend- Schiedsrichter Lars Geipel betrachtete das wohl äußerst seltene Schauspiel und entschied auf Abwurf für den THW- zu Recht, denn der Ball hatte definitiv nicht mit vollem Umfang die Torlinie überquert!
In der Schlussphase bekam das medizinische Personal der Kieler noch einiges zu tun- Filip Jicha musste an der Stirn blutend auf die Bank, bei Aron Palmarsson bleibt zu hoffen, dass die Schulterverletzung, die er sich bei einer Abwehraktion zuzog, nicht allzu schlimmer Art ist.
Am Ende stand ein dem Leistungsunterschied gerechtes 35:26 für den THW zu Buche, das das Kieler Punktekonto mittlerweile auf einen satten 24:0- Stand wachsen lässt.
Stimmen zum Spiel:
Alfred Gislason: „Es war ein eigenartiges Spiel heute, richtige Spielfreude wollte auf Grund der gestrigen Ereignisse nicht aufkommen. Wir waren zunächst zu zaghaft und konnten uns erst im Endspurt der ersten Halbzeit etwas absetzen. Das Spiel war schwieriger, als das Ergebnis aussagt. Schwer ist, dass Marcus Ahlm uns für einige Zeit ausfallen wird, das wird uns schwer treffen. Ein Lob trotzdem an Daniel Kubes, er hat Marcus sehr gut vertreten.“
Zu Milutin Dragicevic als Alternative am Kreis: „Er wird mit Sicherheit Chancen und Spielzeiten bekommen und ich hoffe sehr, dass er sie nutzt.“
TBV- Trainer Dirk Beuchler: „Uns war klar, dass es hier superschwer wird- beim Tabellenführer in eigener Halle. Die Sparkassenarena ist was Stimmung angeht, das Beste, was es gibt. Ich habe auch viel duchgewechselt, damit jeder Spieler das einmal genießen darf.
Mit der Leistung meiner Mannschaft bin ich relativ zufrieden, wir haben vielleicht ein paar Fehler zuviel gemacht.“
TEXT: Anja Kühl