Spannung scheint man dieser Wochen beim deutschen Rekordmeister THW Kiel wohl groß schreiben zu wollen: Am Mittwochabend siegten die Kieler zwar letztlich ungefährdet mit 32:29 gegen die MT Melsungen, zwischendurch geriet das Spiel aber ein ums andere Mal zur sprichwörtlichen "engen Kiste".
Zwischen der Champions-League-Partie im polnischen Plock (knapper 31:30-Sieg durch last-minute-Tor) am letzten Sonntag und der nächsten Königsklassen-Partie am kommenden Sonntag stand für die Zebras noch einmal „Bundesliga“ auf dem Stundenplan. Die MT Melsungen war zu Gast in der Kieler Arena – immerhin eins der wenigen Teams, das dem THW in den vergangenen Jahren ein Bein stellen konnte und an der Förde einen Sieg einfahren konnte. Mannschaft, Trainer und Fans waren also gewarnt, dass es derzeit keine „leichten Gegner“ mehr gibt, war allen Beteiligten klar.
THW-Coach Gislason setzte zunächst auf Kapitän Jicha, Lauge und Vujin im Rückraum, sowie Sprenger und Sigurdsson auf den Außenbahnen. Für Toft-Hansen, der beim letzten Match gegen Plock ordentlich einstecken musste, durfte Patrick Wiencek am Kreis ran, Sjöstrand begann im Tor.
Dass die Melsunger nicht völlig willenlos nach Kiel gekommen waren, wurde schnell klar: Die Nordhessen zeigten von Beginn an ein selbstbewusstes Spiel, der frecher Heber, mit dem Sjöstrand in der ersten Aktion der Gäste überwunden wurde, machte die Ambitionen der Melsunger mehr als deutlich.
In einer intensiv geführten ersten Hälfte entwickelte sich ein Spiel, das für keins der beiden Teams echt Vorteile brachte – Führungstreffer wurden vom gegnerischen Team jeweils postwendend wieder ausgeglichen. Für Coach Gislason nach einer Viertelstunde Grund genug, von der defensiveren 6:0-Deckungsvariante auf eine 3:2:1-Abwehr mit dem Tunesier Wael Jallouz an der Spitze, umzustellen. Bis zur Pause änderte sich am Bäumchen-wechsel'-Dich-Spiel zwischen Melsungen und Kiel nicht viel, die zwischenzeitliche 2-Tore-Führung (9:7, 21.) war nicht mehr als eine Momentaufnahme. Kapitän Jicha erhielt kurz darauf eine Zwei-Minuten-Strafe, die Überzahl nutzte Melsungen wiederum zum Ausgleich. Die knappe 13:12-Führung der Hausherren ließ noch viel Luft nach oben, aber immerhin: Die Kieler führten zur Halbzeit, in den vergangenen Partien bot sich da ein deutlich anderes Bild!
Die zweite Hälfte begann der THW zwar mit viel Elan, begleitet vom Wurfpech und einigen starken Paraden von Melsungen-Keeper konnte sich der THW allerdings nicht weiter absetzen. Die stark aufspielenden Nordhessen waren es hingegen, die sich nach fünf gespielten Minuten in Hälfte zwei ihrerseits wieder mit zwei Treffern in Front gebracht hatten (15:17).
Mittlerweile in puncto „Rückstandsintervention“ geübt, wurden die Kieler um Kapitän Jicha aber nicht nervös, sondern spielten weiter ihr Spiel und glichen erneut aus. Mitte der zweiten Halbzeit deutete wieder alles auf ein spannendes Ende hin, Pulsbeschleunigung stand für Fans und Trainer auf dem Programm!
Als dann aber Niklas Ekberg für den verletzten Sprenger und Zeit für Vujin auf's Parkett kamen, deutete sich eine kleine Wende im Kieler Spiel an: Der THW ging noch entschlossener und konzentrierter zu Werke und konnte sowohl im Unter- als auch in Überzahlspiel überzeugen und sich bis zur 50. Spielminute mit fünf Treffern absetzten (26:21). Nicht nur für die Kieler Fans, vermutlich auch für Alfred Gislason und sein Team eine Situation, die den Herzschlag allmählich wieder in geordnete Bahnen lenkte. Dennoch: Melsungen gab sich noch nicht auf und kämpfte weiter gegen die drohenden Niederlage an. Aber auch der passgenaue Wurf Philipp Müllers zum 29:31 aus Melsunger Sicht (58.) änderte nichts mehr am Sieg, der zwei Minuten später für den THW zu Buche stand, denn Johan Sjöstrand vernagelte für die restliche Spieldauer seien Kasten und sorgte für schwarz-weißen Jubel auf den Rängen und auf dem Parkett.
Der THW steht somit weiterhin mit makelloser Bilanz auf dem ersten Tabellenplatz (14:0), gefolgt von den Rhein-Neckar Löwen (12:2) und den Berliner Füchsen (10:2).