Vom 30. Juni bis 3. Juli 2011 (Warm-up ab 26. Juni) findet zum 41. Mal das Roskilde-Festival statt. Dass der Klassiker in Dänemark nicht nur das größte in Nordeuropa ist, sondern vor allem wegen der zahlreichen freiwilligen Helfer etwas ganz Besonderes, erklären drei 19-jährige Kieler.
Roskilde. Ganz in der Nähe der dänischen Hauptstadt Kopenhagen wird ein riesiges Areal jedes Jahr Ende Juni/Anfang Juli von 95.000 Menschen bevölkert, die Musik lieben, die aufeinander Acht geben und die zehn Tage durchfeiern. Eine Woche lang zelebrieren sie das Roskilde-Festival, das größte seiner Art in Nordeuropa. Und wohl auch das friedvollste. Ein Hauch von Woodstock kommt auf, wenn die Besucher, die aus der ganzen Welt den Weg in den Norden finden, beispielsweise in Schlangen wartend fragen, ob sie einem die Jacke halten sollen, Erdbeeren verschenken oder auch mal völlig fremde Menschen umarmen. „Orange Feeling“ nennen es die Veranstalter. „Orange“, weil die markante Hauptbühne – ehemals das Tourzelt der Rolling Stones – ein orange-farbenes Zeltdach besitzt. „Feeling“, weil das genau der Grund ist, der dieses Festival so unverwechselbar macht. „Dieses Feeling macht Roskilde einfach aus“, sind sich die Kieler Niklas, Carlo und Hannes einig. Sie sind drei von 25.000 freiwilligen Helfern, die das Festival jedes Jahr mit auf die Beine stellen.
Auch wegen dieser vielen Menschen, die nicht nur an sich selbst denken, ist die Atmosphäre so entspannt und glücklich. Jede dänische Krone, die nach dem zugegebenermaßen teuren Eintritt von 235 Euro übrig bleibt, kommt humanitären Zwecken zugute. Deshalb – und weil sie Roskilde lieben – unterstützen so viele „Volunteers“ die wenigen festangestellten Veranstalter. Vom Parkplatzeinweiser über Bühnen-Sicherheitspersonal und medizinische Helfer bis hin zum Küchenpersonal, das an zahlreichen Ständen vegetarische und ökologisch unbedenkliche Menüs zubereitet, jedes „Ehrenamt“ auf dem Festival ist begehrt. „Selbst die Toilettenreinigung übernehmen viele, Hauptsache sie sind Teil der Roskilde-Familie“, erzählt Niklas lachend, der mit Hannes und Carlo zum „German Streetteam“ gehört. „Unsere Arbeit fand schon vor dem Festival statt“, erklärt Hannes, der noch in diesem Sommer ein FSJ in Südafrika antreten wird. „Wir haben in ganz Kiel Festival-Flyer verteilt, Poster aufgehängt und versucht, das Festival noch bekannter zu machen als es eh schon ist.“
Neu in diesem Jahr war auch ihre „Arbeit“ in sozialen Netzwerken. Da wurden StudiVZ-Gruppen gebildet, bei Facebook interaktive Aktionen gepostet und eben viele Neuigkeiten über das Internet verbreitet. „Alle Streetteams scheinen ihre Arbeit gut gemacht zu haben, denn noch weit vor Festival-Beginn waren alle Tickets ausverkauft“, freut sich Carlo. Ihr Ticket haben die drei Jungs für ihre Arbeit umsonst bekommen und freuen sich nun auf Bands und Musiker wie „Gorillaz“, die deutsche Gruppe „Schlachthofbronx“ oder Jack Johnson. „Auch wenn das Line-up gar nicht das Wichtigste ist, ist es auch das, was in seiner Besonderheit zu Roskilde gehört. Es spielen beispielsweise immer Leute, bei denen meine Eltern neidisch sind, dass ich sie noch einmal live sehen kann“, so Carlo, dessen Vater auch schon diverse Male Festivalbesucher war. „Patti Smith und Motörhead gehören da zum Beispiel zu.“ Im vorletzten Jahr hat Niklas in Roskilde sogar die Bekanntschaft mit einer Familie gemacht, die mit drei Generationen das Festival besucht hat.
Aber wer nun denkt, man müsse nur ein paar Zettel verteilen, um eine teure Karte gratis zu bekommen, der irrt. „Man muss sich als Volunteer richtig bewerben. Ausgesucht werden nur diejenigen, die das Orange Feeling auch leben und die wissen, welche die Philosophie des Festivals ist. Manche Freunde von uns wurden sogar abgelehnt“, sagt Hannes. So wurden in diesem Jahr 290 freiwillige Helfer aus Deutschland angenommen, zehn davon aus Kiel. Die Helfer, die Jobs während des Festivals haben, arbeiten 24 Stunden und können den Rest der Zeit, wie die anderen Besucher auch, jede Menge Aktionen wie Graffiti-Workshops, das traditionelle Nackt-Rennen oder den Wettkampf zum „Camp des Jahres“ sowie den Baggersee, den Pool auf dem Festivalgelände und natürlich die Musik genießen.
Die Kieler Volunteers Carlo, Hannes und Niklas (v. li.)
Mitbring-Tipps der Volunteers:
01 ein heiles Zelt zum Schlafen
02 Extra-Zelt für Klamotten & Proviant
03 Plantschbecken zur Kühlung der Getränke
04 Musik
05 Pavillon gegen Wind, Kälte oder Sonne
06 Stühle und ein kleiner Tisch
07 Twister-Spiel
08 Plastik-Weinglas für die Ladys
09 Sackkarre
10 200 Trinkhalme für was auch immer
Die Highlights 2011
Afrocubism, Arctic Monkeys, Bad Religion, Beatsteaks, Deadmau5, Destroyer, Iron Maiden, Kings of Leon, Lykke Li, M.I.A., Magnetic Man, Matthew Dear, Mastodon. Nicalas Jaar, PJ Harvey, The Raveonettes, The Strokes, The Tallest Man On Earth und viele mehr!
Mehr über das Roskilde-Festival gibt es auf www.roskilde-festival.dk.
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