Tobias Abdoul Hamid ist Deutscher Meister in der Bodybuilding-Disziplin Men’s Physique und erhielt im vergangenen Jahr die IFBB Pro Card. Sie ist für den Kieler nicht nur eine Auszeichnung, sondern seine Eintrittskarte in ein neues Leben.
Es ist Mittagszeit. Während sich andere eine deftige Mahlzeit zubereiten, greift Tobias zu einer Schüssel Porridge – ein Haferbrei auf Grundlage von Flocken, Mehl, Wasser oder wahlweise Milch. Er achtet penibel auf seine Ernährung, legt die nötige Disziplin an den Tag, die es braucht, um „ganz vorne mitzuspielen“, wie Tobias selbst sagt. Das war lange Zeit nicht der Fall. Bis er sich zu dem Profisportler entwickelte, der er heute ist, hat der Kieler buchstäblich einen steinigen Weg zurücklegen und mehrere Rückschläge wegstecken müssen. Dabei spielen seine Freunde, die Familie und seine Frau eine ebenso wichtige Rolle wie seine eigene Biografie.
Ein Gaardener Junge
Aufgewachsen in dem Stadtteil auf dem Ostufer, musste sich Tobias nicht nur auf dem Schulhof unter gleichaltrigen Mitschüler*innen beweisen, sondern auch gegen seine vier älteren Brüder am heimischen Esstisch. „Rangeln“ gehörte für Tobias wie selbstverständlich zum Alltag, wie sein natürlicher Drang nach Bewegung und Sport. In der Schule war Sport immer sein liebstes Unterrichtsfach und auch in der Freizeit versuchte es „Tobi“ zunächst wie viele Kinder mit Fussball. Zu seinen Stärken gehörte der Ballsport allerdings nicht und gab ihn nach einer Zwangspause aufgrund einer Verletzung wieder auf. Durch Freunde kam er später zunächst zum Kampfsport und lernte hier, seinen Körper auf eine besondere Weise einzusetzen. Die Zeit des Wehrdienstes war später für Tobias eine prägende. Lange Wanderungen mit viel Gepäck auf dem Rücken sollten seinen Körper formen.
Den Blick an die Weltspitze
Mit gerade einmal 22 Jahren hörte der Nachwuchs-Athlet vom legendären Ronnie Coleman – dem US-amerikanischen Bodybuilder, der zur absoluten Elite des Sports gehört und für viele Newcomer ein Idol darstellt. Zum ersten Mal wurde dem Kieler damals klar, dass Bodybuilding ein Geschäft ist und dass ihm sein eigener Körper von Nutzen sein könnte. „Damit kann man ja Geld verdienen!“, leuchtete dem Kieler ein und verschrieb sich von nun an dem Sport – mit allem Drumherum: Ein Ernährungsplan, tägliches Training in den Kieler Fitnessstudios und eine Marketing-Strategie gehörten für Tobias von nun an wie selbstverständlich dazu. Aber vom Sport sein Leben finanzieren? So weit war er damals noch nicht. Er versuchte, in den verschiedensten Bereich Fuß zu fassen: Immobilien, Versicherungen, Arbeitsvermittlung. So richtig abgeholt haben ihn seine Aufgaben hier jedoch nie.
Auf dem richtigen Weg
Durch seine Trainingszeit im Fitnessstudio und sein Nebenverdienst als Trainer wuchs sein Netzwerk von Kontakten und Bezugsperson rasant an. Während ihm sein Vater jedoch von der Karriere als Profisportler abriet, sprachen ihm seine Freunde und Arbeitskolleg*innen Mut zu. So gehören sein bester Freund, Christian Hintz, oder der ehemalige Profi-Footballspieler Thiadric Hansen von den Kieler Baltic Hurricanes zu seinen Förderern, die immer fest an Tobias’ Fähigkeiten glaubten. Vor allem nach schweren Verletzungen, die Tobias zurückwarfen, verhalfen sie ihm stets zu der nötigen Stärke, um von vorn anzufangen und das große Ziel nicht aus den Augen zu verlieren: einen großen Titel gewinnen. Dieser Wunsch sollte sich noch erfüllen.
Belohnt für die Jahre des Schuftens
2018 erfüllte sich der Traum von dem Gewinn der Deutschen Meisterschaft in der Disziplin Men‘s Physique Athlete. Im Gegensatz zu Breitensportarten, in denen der Gewinn eines solchen Titels viel Aufmerksamkeit, eine Menge Preisgeld und Anerkennung für die Sieger*innen bedeuten, kann man vom Bodybuilding auch mit der Deutschen Meisterschaft in der Tasche nicht leben. Und so bewarb sich der Kieler weiterhin für nationale und internationale Wettkämpfe, um die harte Arbeit, die hinter seinem stählernen Körper steckt, zu präsentieren. Die Ausdauer sollte sich lohnen. Im vergangenen Oktober gewann er seine erste IFBB Pro Card. Diese qualifizierte ihn für die IFBB Pro League – die höchste Klasse im Bodybuilding Sport. Mit Tobias hat Kiel somit seinen aktuell einzigen Kieler Bodybuilding Profi. Doch damit steht seine Entwicklung gerade erst am Anfang. Sein großes Ziel ist es, mit seinem Sport in den Vereinigten Staaten Fuß zu fassen. Auf der anderen Seite des Atlantiks spielt Bodybuilding eine größere Bedeutung, was sich vor allem durch ein Vielfaches an Sponsoren der Athlet*innen widerspiegelt. Doch auch einen Plan B hat Tobias aktuell in der Hand: Als Personal Trainer verhilft er Menschen beim Muskelaufbau, bei der Wettkampfvorbereitung und einem gesünderen Lebensstil. Hier findest du weitere Informationen über Tobias.
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