In der Jugend kickte die gebürtige Kielerin Laura Freigang für die Frauenmannschaft von Holstein Kiel, den Holstein Women, wo ihr Talent früh gefördert wurde und sie erste Schritte auf dem Weg zur Nationalmannschaft wagte. Das erste Gruppenspiel bestreitet die deutsche Elf am Montag, den 24. Juli (10.30 Uhr, ZDF).
Der 30. Juni 2014 ist ein besonderes Datum. An jenem Tag zitterte sich die deutsche Nationalmannschaft der Herren im Achtelfinale der Weltmeisterschaft gegen Algerien nach einem spannenden und denkbar knappen 2:1-Sieg ins Viertelfinale. Es war ein wichtiges Spiel, welches den Weg für den späteren WM-Triumph ebnete. Gleichzeitig war es der letzte Tag einer dreijährigen Laufbahn von Laura Freigang bei Holstein Kiel. Im Anschluss ging es für das junge Nachwuchstalent von der Förde nur noch steil bergauf.
Freigangs Talent bereits früh entdeckt
Laura Freigang liebt das Fussballspiel. Mit dem Ball am Fuß den gegnerischen Spielerinnen davonlaufen und am Ende eines Spielzuges das Leder in die Maschen des Gehäuses dreschen – das ist ihre Welt. Und das seitdem sie vier Jahre alt ist. Zwei weitere Jahre sollten noch ins Land gehen, bevor die heutige Nationalstürmerin ein Klassenzimmer von innen gesehen haben wird. Alles fing einige hundert Kilometer südwestlich von Kiel an. Zwar wurde Freigang in Schleswig-Holsteins Landeshauptstadt geboren, doch ihre ersten fussballerischen Gehversuche machte sie beim FSV Oppenheim – wenige Kilometer von Mainz entfernt. Wegen des Umzugs ihrer Eltern zurück nach Kiel gab es für das 13-jährige Sturmtalent, welches damals bereits zehn Länderspiele für die JugendnationalmannschaftenU15 und U16 bestritt, damals nur eine Option und heuerte bei Holstein Kiel an.
Freigang beweist Qualitäten nicht nur auf dem Rasen
„Laura hatte immer einen guten Spruch auf Lager und ging schon damals mit der nötigen Professionalität ans Werk“, erinnert sich Luiza Zimmermann, damalige Teamkollegin bei den Holstein Women. Zimmermann, selbst über zehn Jahre für die Holstein Women im Einsatz, schätzte Freigangs lustige und ehrliche Art. Und auch ihre Qualitäten jenseits des Rasens zeichneten sich damals frühzeitig ab: „Sie war früher schon Kabinen-DJ“, ergänzt Zimmermann. Ihren guten Musikgeschmack scheint Laura Freigang bis heute erhalten zu haben. Zuletzt postete Sie in Kooperation mit dem Streaming-Dienst Spotify ihre persönlichen drei Hits auf Instagram.
Ehemalige Women U17-Trainerin erinnert sich
Die Suche nach ehemaligen Weggefährt*innen von Laura Freigang führt zum VfL Wolfsburg – mehrfacher Deutscher Meister, DFB-Pokalsieger und zweifacher Chapions League Sieger. Seit zwei Jahren ist Sabrina Eckhoff Assistenztrainerin bei den Wölfinnen und erinnert sich gut an das Nachwuchstalent bei Holstein Kiel:
„Laura Freigang war schon in jungen Jahren eine spezielle Spielerin, eine Art Freigeist. Wie sie heute auf dem Platz und in den Medien auftritt, war schon früh erkennbar. Sie ist ein spezieller Typ und dadurch auch eine spezielle Spielerin. Laura hat bei uns damals auf der Zehner-Position gespielt und da schon die Qualitäten und Freiheiten erkennen lassen, die ihr Spiel auch heute auszeichnen. Ich denke da in erster Linie an ihre Kreativität. Darüber hinaus war sie neben dem Platz schon als 15-Jährige sehr erfrischend und ein Spaßvogel.“
Insgesamt 25 Spiele absolvierte die geborene Kielerin in der damals höchsten Jugendspielklasse für Blau-Weiß-Rot und erzielte dabei 17 Treffer für ihre Mannschaft. Klar, dass somit auch andere Teams auf Laura Freigang aufmerksam wurden. Die Frauen-Mannschaft des TSV Schott Mainz verpflichtete die Stürmerin für zwei Jahre, in denen sie 31 Zweitligapartien bestritt und 24 Treffer erzielte – eine Quote, die sich sehen lassen konnte. Mit einem Sportstipendium in der Tasche verbrachte Laura Freigang an der Pennsylvania State University und trat gleichzeitig für das Frauenfußballteam der Uni in der Big Ten Conference an. Die Vereinswechsel und die Reise jenseits des Atlantiks schienen der 1,72 Meter großen Freigang nicht zu schaden. Im Gegenteil.
Laura Freigang schießt sich in die National-Elf
Sie lieferte stetig ihre Leistungen ab und gehörte so Dauerhaft zu jedem Jahrgang der deutschen Nationalmannschaft seit ihrem 14. Lebensjahr. Als U20-Nationalspielerin wechselte sie schließlich 2018 zurück nach Deutschland – zum großen 1. FFC Frankfurt, der später als Frauenfußballsparte der Bundesligaklubs Eintracht Frankfurt eingegliedert wurde. „Ich bin glücklich darüber, bei einem so renommierten Klub wie dem 1. FFC Frankfurt in meine Profi-Karriere starten zu können, sagte Freigang damals dem Fußballmagazin Kicker. Der Start ist ihr damals definitiv geglückt. Mehr noch: Bis heute stand sie in 120 Pflichtspielen für die Eintracht auf dem Rasen und steuerte 75 Tore zum Erfolg der Mannschaft bei, die jährlich um die Deutsche Meisterschaft kämpft.
Im Nationalteam bislang nicht die erste Wahl
Doch die Spielerin mit dem Tor-Instinkt weiß ihre Qualitäten nicht nur auf dem Rasen abzurufen. Auch an der Seitenlinie stellte die 25-Jährige unter Beweis, dass sie sich bedingungslos in den Dienst der Mannschaft stellt. Während der Europameisterschaft in England im vergangenen Jahr, bei der Freigang in einem Spiel zum Einsatz kam, feuerte sie ihre Teamkolleginnen stets von außerhalb an und peitschte sie so ins Finale des Turniers, wo die deutsche Elf von Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg knapp mit 1:2 gegen die Gastgeberinnen unterlag.
Für die Weltmeisterschaft in Australien und Neuseeland hat sich die Tecklenburg-Elf deshalb große Ziele gesetzt – allen voran Laura Freigang, die während des Turniers darauf hofft, mehr Einsatzzeiten zu bekommen. Das dürfte allerdings schwierig werden. Mit Alexandra Popp und Lea Schüller bekommt es die Kielerin mit starker Konkurrenz auf den Offensiven Positionen zu tun.
Wenn Laura Freigang also zum Einsatz während der Frauenfußball-Weltmeisterschaft in Australien und Neuseeland kommt, steht eine waschechte Kieler Deern auf der großen Fußball-Bühne.
Wann spielt die Deutsche Nationalmannschaft der Frauen?
24. Juli Deutschland - Marokko (10.30 Uhr MEZ; Melbourne; ZDF)
30. Juli Deutschland - Kolumbien (11.30 Uhr MEZ; Sydney; ARD)
3. August Südkorea - Deutschland (12 Uhr MEZ; Brisbane; ZDF)